
Was tun, wenn man vergeben, aber in eine andere Person verknallt ist?
Schmetterlinge im Bauch, obwohl man glücklich vergeben ist: Kann das überhaupt sein und wie geht man damit um? Was eine Psychologin rät.
Und plötzlich steht er da und schaut einem direkt in die Augen. Man merkt sofort: Da ist eine gewisse Anziehung. Bumm - und es flattern die Schmetterlinge im Bauch.
Eigentlich ein schönes, aufregendes Gefühl. Doch was, wenn einen das schlechte Gewissen plagt, weil man selbst eigentlich seit Jahren glücklich vergeben ist?
Eine Situation, die jedes Pärchen irgendwann in seiner Beziehung erlebt, so die klinische und Gesundheitspsychologin Ida Raheb-Moranjkic gegenüber freizeit: "Verknalltheit oder eine naive Verliebtheit ist absolut normal. Dazu gehören vielleicht auch Emotionen, die man länger nicht mehr gespürt hat."
Außerdem lest ihr in dieser Geschichte noch:
- Wie man mit dieser Verknalltheit/Verliebtheit umgeht
- Ob und wie man es dem Partner sagen soll
- Wann es in der Beziehung kritisch wird
Diese Gedanken oder Gefühle eignen sich aber keinesfalls als Indikator, ob eine Beziehung glücklich ist oder nicht, so die Psychologin. Doch woher weiß man, ob es nur eine "Verknalltheit" oder eine echte Verliebtheit ist?
Wann es mehr als nur eine Verknalltheit ist
Raheb-Moranjkic: "Es macht sicherlich Sinn, sich zu überlegen: Was ist es gerade, das so reizvoll ist? Ist es reizvoll, weil es neu ist? Oder weil man von der eigenen Reaktion oder positiven Hochstimmung überrascht ist? Ist es ein Kick?"
Darüber hinaus sollte man sich gewisse Situationen durchdenken: Wie würde der Alltag mit dem (potenziellen) neuen Partner aussehen? "Wenn man zum Beispiel den Namen vom Schwarm am Handy sieht und es kribbelt, denkt man sich vielleicht: Yeah! Aber die alltägliche Realität spiegelt das nicht wider."
Im nächsten Schritt sollte man sich fragen: Ist man in einer durch und durch glücklichen Partnerschaft? "Wenn es in Richtung Verliebtsein geht und wenn man schon in die Richtung denkt: Was mache ich? Dann sind das schon sichere Anzeichen, dass es zu einem Scheideweg in der Beziehung kommt", mein Raheb-Moranjkic.
Soll ich es dem Partner sagen?
In dem Fall ist es ratsam, mit dem Partner zu reden. Das anzusprechen, ist natürlich keine einfache Sache, weil "man nicht weiß, welches Kopfkino beim Partner läuft". Man sollte es dläennoch als Chance sehen, gemeinsam an etwas Neuem zu arbeiten. Durch diese Situation ergeben sich neue Entwicklungsfelder in der Partnerschaft.
Möglicherweise sagt der Partner: 'Gut, dass du es ansprichst, ich war auch in einer ähnlichen Situation.' Umgekehrt kann der Fall eintreten, dass der Flirt plötzlich uninteressant wird, weil sich in der eigenen langjährigen Beziehung wieder was tut." Reagiert der Partner gekränkt oder will nicht darüber reden, sollte man sich fragen: Wie glücklich ist diese Beziehung wirklich?
Schwieriger wird es, wenn der Flirt örtlich und zeitlich relativ leicht verfügbar ist, zum Beispiel in der Arbeit. Da ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass über den Flirt hinaus eine tiefere, emotionale Beziehung entsteht, "weil einfach viel Zeit bei vielen gemeinsamen Interessen an einem Ort verbracht werden."
Ist es schlimm, wenn ich mit dem Schwarm auf einen Drink gehe?
Einmal gemeinsam einen Kaffee trinken oder auf einen Drink gehen, findet Raheb-Moranjkic hingegen nicht problematisch. In ihren Beratungen sei das nie das eigentliche Problem für den Partner gewesen, sagt sie.
Problematisch sei eher die Erkenntnis, wenn man mit der anderen Person emotionale Dinge teilt und bespricht, die man mit dem eigenen Partner nicht teilt. "Sobald dieses Bedürfnis da ist, diese emotionalen Inhalte immer mehr mit der anderen Person zu teilen, entsteht eine andere Bindung. Dann sind wir weg vom Verknalltsein. Man entfremdet sich immer mehr vom eigenen Partner."
Frauen trennen sich eher als Männer
Grundsätzlich neigen laut Raheb-Moranjkic Frauen eher dazu, sich monatelang nur mental mit dieser Verknalltheit zu beschäftigen, ehe etwas passiert. Erst viel später beginnen sie, bestimmte Dinge auch umsetzen, wie zum Beispiel mit dem Flirt auf einen Kaffee zu gehen. Männer hingegen denken über diese Verknalltheit viel weniger nach und neigen dazu, früher zu handeln.
Wenn es in Richtung Trennung geht, sind eher Frauen diejenigen, die bereit sind, den Partner zu verlassen und sagen: "Es hat eigentlich seit einem Jahr nicht funktioniert". Männer andererseits würden sich in der Situation oft überrumpelt fühlen und kontern mit Aussagen wie: "Davon habe ich überhaupt nichts mitbekommen."
Kommentare