Kalt duschen oder Eisbaden: Wie gesund ist das wirklich?
Während die einen bei ersten Minusgraden in den Daunenmantel schlüpfen, tauchen andere unerschrocken ins Eisbad. Der Grund?
Frisch
"Wenn um mich herum alle husten und schnupfen, bleibe ich gesund", meint Samuel (30) fast schon triumphierend. Sein Rezept: kaltes Duschen am Morgen. Das klingt nicht nur erfrischend, sondern ist auch eine simple Methode zur Stärkung des Immunsystems. Man kennt den Ansatz vor allem aus Skandinavien, wo das Winterbaden weit verbreitet ist.
Auch bei uns etablieren sich ähnliche Kältepraktiken und werden quer durch alle Altersgruppen und Persönlichkeitstypen ausgeübt. Schuld daran ist nicht zuletzt der holländische Extremsportler Wim Hof, der sich durch exzessive Eisbäder einen Namen gemacht hat.
Augen zu und durch
"Temporäre Kälte setzt den Körper unter Stress und genau dieser Reiz kann uns widerstandsfähiger machen. Zahlreiche Studien zeigen, dass regelmäßige Kälteanwendungen den Stoffwechsel und das Immunsystem aktivieren", erzählt Bewegungstrainerin Christiane (45). Die Blutgefäße ziehen sich dabei zusammen und erweitern sich wieder, die Durchblutung verstärkt sich: in Summe ein optimales Training für das Herz-Kreislauf-System.
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Außerdem wird das Immunsystem durch den Temperaturwechsel aktiviert, um den Körper warmzuhalten und Krankheitserreger abzuwehren. Christiane schwört seit zwei Jahren auf die Kraft der Kälte: "Ich dusche so lange eiskalt, bis ich mir erfolgreich eingeredet habe, dass sich die Kälte warm anfühlt. Diese Einstellung hat mir geholfen, mich fit zu fühlen, selbst wenn alle um mich herum krank sind."
Ab ins kalte Wasser
Die kalte Dusche ist für interessierte Anfänger einfach umsetzbar und überall möglich. Wer bereit für das nächste Level ist, für den bietet das Baden in klirrend kaltem Gewässer einen echten Frische-Kick. Dieser Schritt erfordert jedoch mehr Überwindung und eine gute Vorbereitung.
"Wenn man einmal in einen eiskalten Bergsee eingetaucht ist, fühlt man sich, als könnte man gleich das Fliegen aus dem Stand lernen", lässt Christiane tief in ihr persönliches Kälteerlebnis blicken. Inspiriert wurde sie durch den bereits erwähnten Wim Hof, der weltweit Nachahmer dazu ermutigt, spezielle Atemtechniken, Meditation und Kälteexposition zu kombinieren. "Mit dieser Methode kann man sich langsam, aber extrem steigern und erleben, wie man anpassungsfähiger an Temperaturen wird", erzählt sie aus Erfahrung.
Unverfroren
Für beide Kryo-Anhänger hört die Abhärtung jedoch nicht beim kalten Duschen auf. "Letzten Winter habe ich in Badekleidung Engelfiguren im Schnee gemacht. Anfangs hatte ich sofort Schnappatmung, weil sich der Schnee viel kälter anfühlte. Mit Hilfe der erlernten Techniken konnte ich jedoch den Kopf überlisten und den Körper zur Ausschüttung von Endorphinen bringen", erinnert sich Christiane, während Samuel bereits an extremere Herausforderungen denkt: "In Holland springen sie zu Neujahr ins Meer, das würde ich auch gerne ausprobieren."
Nicht ohne Risiko
Obwohl Kälteanwendungen viele gesundheitliche Vorteile bieten, sind sie nicht für jeden geeignet. Besonders Menschen mit Herz-Kreislauf-Problemen oder Vorerkrankungen sollten vorher ihren Arzt konsultieren. Außerdem raten Abhärtungsprofis: Nicht gleich von 0 auf 100 gehen! Einen sanfteren Einstieg bieten etwa Wechselduschen oder Kneip-Anwendungen. Diese Methoden sind ideal für Anfänger, da der Wechselreiz zwischen warm und kalt das Immunsystem stärkt, ohne dass der Körper extremen Temperaturen ausgesetzt wird. Christianes Tipp zur mentalen Vorbereitung: "Man muss die Kälte als etwas Positives sehen."
Wer regelmäßig die Konfrontation mit niedrigen Temperaturen wagt, darf sich nicht nur auf ein gestärktes Immunsystem freuen, sondern auch auf mehr Energie. Oder wie Christiane es beschreibt: "Wenn man einmal mit der Kälte Freundschaft geschlossen hat, wird man nie wieder so schnell frieren – und das Leben fühlt sich plötzlich leichter an."
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