Frage der Freizeit: Warum hat man unter der Dusche die besten Ideen?

Kaum steht man unter dem heißen Wasserstrahl des Duschkopfes, schießt der Geistesblitz ein. Ist Wasser also der Schlüssel zur Kreativität?

von Theresa Eder 

Kreativität ist - so sehr man es sich wünscht - nicht erzwingbar. Manche Probleme können demnach auch nach Stunden nicht gelöst werden. Oft fallen uns die im Nachhinein so simpel wirkenden Antworten auf sie genau in jenen Momenten ein, in denen wir uns ihnen gar nicht mehr aktiv widmen und eigentlich etwas ganz anderes machen. Wie zum Beispiel duschen! 

Wasser, marsch!

Trotzdem führt der universale Weg zu den Lösungen all unserer Probleme nicht zwingend in die Duschkabine. Es ist also nicht notwendig, sich fünfmal am Tag zu waschen. Wäre ja auch mühsam und auf Dauer ziemlich teuer, wenn man die Wasser- und Strompreise bedenkt. Ausschlaggebender Punkt und Garant für einen Geistesblitz ist jedoch nicht das Wasser selbst, sondern die Entspannung, die man empfindet. 

Sich zu lockern, fällt an einem wohlig warmen Ort, eingehüllt von Dampf und wohlig duftenden Schaumwölkchen natürlich besonders leicht. 

Diese Ansicht teilt auch Doris Bach. Die Klinische Psychologin und Psychotherapeutin erklärt, dass auch andere leichte Aufgaben, bei denen wir uns nicht allzu sehr auf unsere Tätigkeiten konzentrieren müssen, dabei helfen unsere Gedanken schweifen zu lassen. „Arbeitet man nämlich zu verbissen an der Lösung eines Problems, so wird die Kreativität und somit auch der Weg zum Geistesblitz gehemmt“, sagt sie. 

Zudem sei es von Vorteil, wenn es sich um einen Ort handelt, an dem man für sich sein kann und allein ist. Dies ermöglicht ungezwungenes und kreatives Denken und gestattet, den Geist frei wandern zu lassen. Spaziergänge, Putzen, Kochen oder eben auch die Dusche eignen sich demnach perfekt für die ungehemmten Tagträume. 

Um sich die zündende Idee zu merken, empfiehlt Bach sich diese schnellstmöglich notieren. Hat man gerade kein Handy oder Stift und Papier bei der Hand, so kann es laut der Psychologin helfen eine Routine zu unterbrechen. Die Abwandlung der Gewohnheit fällt einem zu einem späteren Zeitpunkt auf und weckt Erinnerungen an die zündende Idee von vorher. Hier hilft es zum Beispiel, den Ehering oder die Uhr auf einen anderen Finger oder die andere Hand zu geben. Auch ein Knopf im Taschentuch oder dem Kabel der Kopfhörer kann helfen.  Bemerkt man später die Abwandlung der Routine, so assoziiert man diesen wieder mit dem Geistesblitz von vorher. Genial!

Spielerisch leicht

Die Strategie hat auch schon immer großen Köpfen auf die Sprünge geholfen. Isaac Newton etwa kam die Idee zu Gravitationstheorie während einer Pause im Obstgarten. Auch das bis heute beliebte Eis am Stiel entstand bei einer ganz gewöhnlichen Alltagstätigkeit eines Kindes. Nämlich beim Spielen. Hier erkannte der damals noch kleine Frank Epperson, dass sein Saft nach längerem Herumtollen im Schnee gefror. Das auch ein Spaziergang statt einer heißen Dusche Großes bewirken kann, zeigt der Schweizer Ingenieur George de Mestra. Dieser schaute sich nach einem Tag an der frischen Luft die vielen Spitzkletten, die sich im Fell seines Hundes verhakten, genauer an und präsentierte schon kurz darauf den Reisverschluss. 

Sowohl der Ort als auch das warme Wasser der Dusche fungieren also nicht als Geheimrezept für weltverändernde Einfälle. Vielmehr geht es darum, die Gedanken schweifen zu lassen und sich nicht zu verbissen auf ein Problem zu fokussieren. Wo die Gedanken also auf Reise gehen und vor allem bei welchem Aggregatzustand ist demnach nicht entscheidend. Für den Aha-Effekt ist es jedoch förderlich, die Gedanken genauso wie das Wasser öfter einfach fließen zu lassen. 

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