Intervallfasten könnte sich heilend auf das Herz auswirken

Eine deutsche Studie soll klären, wie das Hunger-Notfall-Programm des Körpers gezielt in der Herz-Therapie eingesetzt werden kann.

Osterzeit ist Fastenzeit. Doch für viele steht weniger der religiöse Gedanke im Vordergrund. Sie nützen die Tage für Intervallfasten; die Diät liegt nach wie vor im Trend. Mit positiven Effekten auf die Gesundheit.

Zahlreiche positive Auswirkungen

Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass diese Form des Fastens diverse positive Wirkungen auf den Körper mit sich bringt. So kann Intervallfasten nicht allein beim Abnehmen helfen, sondern es beeinflusst auch Herz-Risikokrankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck und erhöhtes Cholesterin günstig. Somit kann Intervallfasten bei Herzinfarktpatienten dazu beitragen, das Risiko für einen weiteren Infarkt zu reduzieren.

Deutsche Wissenschaftler gingen nun einen Schritt weiter: In ihrer Studie „Intervallfasten nach Myokardinfarkt“ (INTERFAST-MI) wollten Zoe Kefalianakis, Jochen Dutzmann und Daniel Sedding mit ihrem Team klären, ob das Intervallfasten auch die Regeneration des Herzens nach einem Herzinfarkt unterstützen kann, um so eine Herzschwäche zu vermeiden.

Fasten als Therapie

„Intervallfasten löst Veränderungen im Zellstoffwechsel aus, die wiederum viele Gemeinsamkeiten mit genau den Zellprogrammen zeigen, die eine Heilung des Herzmuskels und eine Wiederherstellung der Durchblutung und der Pumpfunktion des Herzens begünstigen“, betont Daniel Sedding, Direktor der Uniklinik für Kardiologie in Halle (Saale). Sein Kollege fügt hinzu, dass man mit der INTERFAST-MI-Studie zur Klärung beitrage, inwiefern sich Intervallfasten zur Vorbeugung von erneuten Herzinfarkten und einer Herzschwäche „als ein neuer nebenwirkungsarmer Therapiebestandteil etablieren“ lässt.

Körper beim Hungern im "Winterschlaf"

Fastenperioden setzen ein Regenerationsprogramm in Gang, das den Energiehaushalt im Körper optimiert und Schutzmechanismen der Körperzellen aktiviert. Dieser Vorgang, versetzt Körperzellen in eine Art Winterschlaf und verbessert so die Immunabwehr und die Heilungsmechanismen. Darüber hinaus startet er in den Zellen eine Art Entrümpelungsprogramm und verändert deren Stoffwechsel. Die Zellen konzentrieren sich daraufhin auf einen effektiveren „Super- Kraftstoff“ für Gehirn und Muskeln, die sogenannten Ketonkörper. „Wir wollen mit unseren Untersuchungen klären, ob diese Prozesse während des Intervallfastens dazu beitragen können, Herzinfarktpatienten vor einer Herzinsuffizienz zu bewahren“, erläutert Dutzmann.

Herzinfarkt verhindert Sauerstoffversorgung

Bei einem Herzinfarkt wird ein Teil des Herzmuskels aufgrund einer verstopften Herzkranzarterie von der Sauerstoffversorgung getrennt. Dieser Teil des Herzens verfällt nach dem Infarkt entweder in einen Winterschlaf oder stirbt gar ab und vernarbt. In der Folge verliert das Herz allmählich an Leistung und es kann zu einer chronischen Herzinsuffizienz kommen.

Hunger-Notfallprogramm setzt Zellheilung in Gang

Bei der Behandlung von Herzinfarktpatienten kommt es also auch darauf an, die Pumpfunktion des Herzmuskels soweit wie möglich wiederherzustellen, um der drohenden Herzinsuffizienz vorzubeugen. Hier könnte das Intervallfasten und das durch die Fastenperioden ausgelöste „Hunger-Notfallprogramm“ ins Spiel kommen, das Zellprogramme in Gang setzt, die eine Heilung des Herzmuskels und eine Wiederherstellung von Durchblutung und Pumpfunktion begünstigen.

Studie soll Wissen untermauern

Nun sollen diese Zusammenhänge mit einer wissenschaftlichen Studie untermauert werden: In der INTERFAST-MI-Studie werden Patientinnen und Patienten nach einem schweren Herzinfarkt anhand von Zufallskriterien auf zwei Gruppen aufgeteilt. Während die Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmer der ersten Gruppe nach der Methode 16:8 Intervall fasten (16 Stunden am Stück fasten, 8 Stunden nach Belieben essen), ernähren sich diejenigen der zweiten Gruppe weiter wie bisher. Die Wissenschaftler begleiten beide Gruppen eng, untersuchen die Herzfunktion jeweils nach einem, drei und sechs Monaten und vergleichen die Ergebnisse miteinander.

Konkrete Anwendung in der Therapie erforscht

Ziel ist es festzustellen, ob das Intervallfasten einen nicht-medikamentösen, nebenwirkungsarmen Ansatz zur Heilung des Herzmuskels nach einem Infarkt darstellen könnte. In weiteren Schritten soll auch erforscht werden, wie sich das Intervallfasten auf weitere Folgen des Herzinfarkts auswirkt, wie die Anzahl der nötigen Krankenhauseinweisungen, das Entstehen von Folgeerkrankungen oder das Auftreten eines neuen Infarkts.

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