Dieses Fitness-Programm wird völlig unterschätzt

Ihr fühlt euch unsportlich, weil ihr nicht regelmäßig Laufen oder ins Fitnessstudio geht? Braucht ihr nicht. Wir machen alle mehr Sport, als wir denken.

Ganz nebenbei im Alltag Kalorien verbrennen, klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Doch so weit hergeholt ist diese Vorstellung gar nicht, denn wir bewegen uns meist mehr, als wir annehmen. Es sind nämlich die täglichen Aktivitäten, die unseren Körper beanspruchen. Und diese sind oftmals effektiver als einzelne Trainingseinheiten. Diese Form der sportlichen Betätigung ist auch bekannt unter dem Namen „NEAT-Aktivitäten“. Was dahinter steckt und wie ihr euren Alltag sportlich optimieren könnt, erfahrt ihr hier.

Hier mehr lesen: Expertin verrät: Wann man morgens besser nicht trainieren sollte

Was euch erwartet:

  • Was bedeutet NEAT?
  • So viel Kalorien werden dabei verbrannt
  • Expertenmeinung
  • Tägliche Bewegungen, die guttun
  • Das Fazit

Die Bedeutung des Begriffs NEAT

Die Abkürzung NEAT kommt aus dem englischen und steht für Non-Exercise Activity Thermogenesis – zu Deutsch "Thermogenese ohne körperliche Betätigung". Damit sind alle jene Aktivitäten gemeint, für die wir uns tagtäglich unbewusst bewegen. Wie etwa Kochen, Putzen oder zur Arbeit gehen. Auf den ganzen Tag gesehen, summieren sich so die Bewegungen, die den Mitochondrien im Körper fortwährend signalisieren, Energie zu produzieren.

So viel Kalorien werden dabei verbrannt

Eine genaue Angabe, wie viel Kalorien Menschen bei NEAT-Aktivitäten verbrennen, kann nicht getroffen werden. Alter, Geschlecht und Gesundheitszustand spielen dabei eine wichtige Rolle. Um allerdings ein Gefühl dafür zu bekommen, wie viel des täglichen Kalorienumsatzes auf den NEAT-Anteil zurückfällt, sollte man einen Blick auf seinen Alltag werfen: Wie viele Schritte mache ich am Tag? Oder wie lange fahre ich täglich mit dem Rad? Gehe ich mit meinem Hund Gassi? Und so weiter. Generell spricht man aber davon, dass der Anteil, der mit NEAT zusätzlich verbrauchten Kalorien, zirka 15 bis 30 Prozent des Gesamtkalorienumsatzes ausmacht.

Das sagt der Experte Ernst Minar vom Fitnessstudio John Harris

Der Experte Ernst Minar bestätigt, dass bereits drei Mal die Woche 30 Minuten Bewegung einen positiven Effekt auf die körperliche Gesundheit haben. Es stimmt also, dass NEAT-Aktivitäten zum Wohlbefinden beitragen. Jedoch sollte man ab dem 30. Lebensjahr beginnen zusätzlich Krafttraining zu machen, da wir mit dem Älterwerden an relevanter Muskelmasse verlieren. Minar empfiehlt, dieses auch mit Ausdauersport zu kombinieren. Beispielsweise einmal die Woche Schwimmen, zwei Mal die Woche Krafttraining und dazu Ausdauerübungen wie Laufen oder auch schnelleres Gehen. Wer nicht die Angebote eines Fitnessstudios nutzen möchte, kann Einheiten auch zu Hause machen. Etwa Liegestütze, Sit-ups und Treppensteigen.

Ernst Minar

Mag. Ernst Minar ist ein Top-Manager der internationalen Gesundheitsindustrie. Er setzt die internationalen Fitnesstrends und kooperiert eng mit der deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement und der Harvard Medical School. 20 Jahre arbeitete er in leitenden Funktionen und Aufsichtsräten der amerikanischen Gesundheits- und Pharmaindustrie. Mit dem Ziel die Menschen gesünder und glücklicher zu machen. Als Eigentümer hat er John Harris Fitness zu einer der führenden Premium-Fitnessketten in Europa gemacht. 2021 kürte ihn eine Expertenjury zum Krisenmanager des Jahres.

Tägliche Bewegungen, die den NEAT-Anteil erhöhen

Der Komfort unserer modernen Gesellschaft – etwa Fahrstühle, Rolltreppen oder Lieferdienste – hat dazu geführt, dass mehr als ein Viertel der Weltbevölkerung sich schlechtweg zu wenig bewegt. Dabei haben mehrere Studien gezeigt, dass eine aktive Lebensweise sich positiv auf die Gesundheit auswirken kann. Wer also keine Zeit oder Motivation hat regelmäßig schweißtreibenden Sport zu machen, sollte mehr Fokus auf NEAT-Aktivitäten legen:

Stehen statt Sitzen

Ständiges Sitzen ist Gift für den Körper und führt vermehrt zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Der Mensch ist nicht dafür geschaffen, über Stunden stillzusitzen. Wer Teil seiner Arbeit im Stehen verbringt oder in öffentlichen Verkehrsmitteln auf den Sitzplatz verzichtet, tut sich also etwas Gutes. Amerikanische Forscher haben zudem rausgefunden, dass Stehpulte sogar beim Abnehmen helfen können und die Denkleistung verbessert. Auch beim Telefonieren bietet es sich an, einfach durch den Raum zulaufen. Das Gespräch wird garantiert auch von der zusätzlichen Bewegung ablenken.

Erledigungen zu Fuß oder mit dem Rad erledigen

Mit dem Aufkommen moderner Technologie ist der Mensch immer fauler geworden. Vor allem in der Großstadt, mit einem gut ausgebauten öffentlichen Verkehr, kommt die Bewegung häufiger zu kurz. Doch anstatt sich ins Auto oder in die Straßenbahn zu setzen, kann man Erledigungen auch zu Fuß oder mit dem Rad erledigen. Ein zusätzlicher Benefit: Ihr schont so auch gleich die Umwelt.

Radfahren ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch für die eigene Ausdauer.

©woom GmbH

Die Stiegen nehmen, statt Rolltreppe fahren

Rolltreppen sind natürlich die bequemere Variante, doch schon 15 Minuten tägliches Treppensteigen reichen aus, um die körperliche Fitness zu steigern. Auch von Gesundheitsexperten wird empfohlen, auf die Stiegen auszuweichen. Das stärkt nicht nur den Rücken, sondern fördert auch die körperliche Belastbarkeit und Ausdauer. Ein weiterer Vorteil: Oberschenkel- und Gesäßmuskulatur werden dabei trainiert!

Öfters Hausarbeiten erledigen

Auch beim Haushaltmachen kommt der Körper ordentlich in Bewegung. Statt die gesamten Aufgaben an einem Tag zu erledigen, kann man die Anfälligkeiten auch aufteilen, sodass man sich mehr durch die Wohnung bewegt.

Hier mehr lesen: Geschlechtergerechtigkeit: Lust auf engagierte Hausmänner

Wer sich den Haushalt auf mehrere Tage die Woche aufteilt, verschafft sich so mehr tägliche Bewegung.

©Getty Images/iStockphoto/djedzura/iStockphoto

Das Fazit

NEAT-Aktivitäten haben einen großen Einfluss auf den täglichen Kaloriengesamtumsatz. Das heißt, je höher der NEAT, desto höher ist auch der Gesamtkalorienverbrauch. Ein aktiverer Lebensstil verbessert dabei nicht nur die Gesundheit, sondern macht auch glücklicher. Vor allem Bewegung an der frischen Luft tut uns gut und stärkt das Immunsystem. Wer also kein Freund von Fitnessstudios oder Laufstrecken ist, kann alltägliche Bewegungen zu seinem Sport machen – sofern er oder sie unter 30 Jahren ist. Ab dann gilt es, die täglichen sportlichen Einheiten durch Krafttraining zu ergänzen.

Über Janet Teplik

Digital Producer bei freizeit.at. Nach dem Studium der Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte zog die gebürtige Deutsche nach Wien und studierte Publizistik und Kommunikationswissenschaften. Zuletzt war sie stellvertretende Chefredakteurin bei der MG Mediengruppe.

Kommentare