Paul Pizzera: Sein Versprechen an EAV-Mastermind Thomas Spitzer
Sänger Paul Pizzera über das Kind im Manne, seine Neujahrsvorsätze und seine Freundschaft mit EAV-Mastermind Thomas Spitzer.
In seinem neuen Film trägt er eine Zipfelmütze und ist trotzdem nicht zu sehen. Im Animationsfilm "Die Heinzels – Neue Mützen, neue Mission" (aktuell im Kino) synchronisiert Paul Pizzera ein Heinzelmännchen.
Eine übereifrige Polizistin will deren Existenz beweisen, dabei treffen deutsche Heinzels (Jella Haase) auf wienerische Heinzels (gesprochen u. a. von Hilde Dalik und Michael Ostrowski).
Auch sonst blickt Pizzera, erfolgreich als Sänger bei Pizzera & Jaus und der Spaßband Aut of Orda, nach einem Urlaub in Afrika frohgemut ins neue Jahr. Am 17. Jänner erscheint seine neue Single "Für Olle", die die Spaltung in der Gesellschaft thematisiert. Und ab Februar dreht er den zweiten Teil des erfolgreichen Kinofilms "Pulled Pork".
Lieber Paul, das neue Jahr beginnt – was stimmt Sie optimistisch?
Es muss immer weitergehen im Leben – das stimmt mich optimistisch. Den Jahreswechsel nehme ich stets als eine Art Katharsis wahr. Ich wasche mich rein von allen negativen Erfahrungen des alten Jahres. Welche sauwenig sind, weil ich eben ein Glückspilz bin. Und falls doch mal etwas passiert, ist mein Motto: aufstehen, abputzen und weitermachen.
Manche basteln sich ein Visionboard, auf dem sie ihre Ziele für 2025 visualisieren. Ist das etwas für Sie?
Nein. Besser ist, zuerst einmal auf das alte Jahr zurückzuschauen. Reminiszenz hilft. Was hat mich geärgert? Worin wäre ich gerne besser gewesen? Neujahrsvorsätze mache ich mir nicht. Da habe ich mich selbst zu oft enttäuscht, etwa was das Aufhören mit dem Rauchen betrifft. (lacht)
Denken Sie, wir können unsere Ziele tatsächlich mit purer Willenskraft erreichen – oder ist zuletzt doch der Zufall ausschlaggebend?
Wenn du Gott zum Lachen bringen willst, erzähl’ ihm von deinen Plänen – man kennt den Spruch. Unterm Strich ist Erfolg eine Mischung aus Leistung und Zufall. Ersteres kann ich beeinflussen, Zweiterem bin ich dankbar. Unser Einflussgrad ist sicher überschaubarer, als wir glauben. Aber es braucht individuelle Power, sonst klappt es nicht.
Im Kino sind Sie derzeit als Synchronsprecher im Animationsabenteuer "Die Heinzels 2" präsent, ein Weihnachtsfilm für Kinder. Hat das Spaß gemacht?
Es ist Schauspielern, aber nur mit der Stimme. Ich finde das spannend. Und die Story ist gut: Wilde Wiener treffen auf brave Deutsche. Es geht um Identitätsfindung. Die Heinzelmännchen-Figur, die ich spreche, ist wie ich ein eher vorsichtiger Typ, der sich hinterfragt und ein Zweifler ist, was seine eigenen Kompetenzen betrifft. Das verstehe ich gut.
Sie wirken sehr selbstsicher, und auf der Bühne begeistern Sie tausende Menschen. Waren Sie als Kind bereits so?
Ich bin als Einzelkind auf dem Land aufgewachsen und war eher schüchtern. Ich erinnere mich, wie mir der Umstieg von der Volksschule zu den Großen aufs Gymnasium schwergefallen ist. Da musste ich mich erst zurechtfinden. Zudem war ich ein Akne-Opfer ersten Ranges und hatte eine Zahnspange. Sagen wir so: Ich musste es über den Schmäh machen.
Viele verlieren den Kontakt zum inneren Kind, wenn sie erwachsen sind.
Es braucht einen Mix aus: Ich darf spüren, was in der Kindheit nicht so ideal war – ich darf aber auch nicht vergessen, was sehr schön war. Mit dieser Einstellung ist man gut aufgehoben. Vernünftig zu sein ist gut, aber man soll weiter infantil sein dürfen. Solche Situationen zu suchen und zu forcieren gelingt mir ganz gut. Wenn jemand laut "Penis" sagt, muss ich immer noch lachen.
Musik, Bücher, Podcast, Filme: Traut sich der frühere Grübler heute alles zu?
Ich kenne meine Grenzen. Meine Selbstzweifel sind ein gutes Korrektiv. Die Wiener Philharmoniker werde ich in diesem Leben nicht mehr dirigieren, was ich dagegen unbedingt erlernen möchte, ist ein Handwerk. Ich überlege sogar, eine Lehre zu absolvieren. Bislang bin ich in dieser Hinsicht ja unglaublich schlecht. Wenn mich jemand nach der Stromkabelfarbe für die Erdung fragt, rufe ich lieber einen Elektriker. Da ist mein Selbsterhaltungstrieb größer als die Arroganz, sich alles zuzutrauen.
Sie setzen sich öffentlich und in Ihren Büchern für Mut zur Psychotherapie ein. Sind die regelmäßigen seelischen Check-ups eine Kraftquelle für Sie?
Auf jeden Fall. Vor ein paar Jahren habe ich, weil ich nicht wusste, wie ich mit meinem Leben weitermachen soll, wöchentlich die Therapie besucht. Heute sind meine Besuche sporadisch geworden, aber sobald mir das Leben oder die Arbeit zu viel werden, nehme ich diese Hilfe gerne in Anspruch. Es heißt, die Angst hat zwei Verbündete: die Fantasie und die Vermeidung. Man schmückt mögliche und irreale Gefahren in seiner Vorstellung so sehr aus, dass man alles unternimmt, sich ihnen nicht stellen zu müssen. Therapie hilft, sich diesen Problemen zu stellen. Man redet darüber, skelettiert sie mit chirurgischer Präzision und entledigt sich ihrer auf diese Weise.
Sie waren vor Kurzem bei Thomas Spitzer von der EAV in Afrika, mit dem Sie eine enge Freundschaft verbindet. Wissen Sie noch, wie sie entstanden ist?
Den Moment werde ich nie vergessen. Thomas hat bei einem Konzert gebeten, uns backstage zu besuchen, und danach haben wir uns z'sammgesoffen, wie man so schön sagt. Thomas ist ein Hero für mich seit Kindheitstagen, und wenn er mir Honig ums Maul schmiert und sagt, ich wäre herzlich eingeladen, das Zepter von ihm zu übernehmen, macht mich das stolz. Aus dieser Begegnung ist eine Freundschaft entstanden, mit regelmäßigen gegenseitigen Besuchen. Auch nach Kenia laden seine Frau und er mich ab und zu ein. Dabei hat er mir heuer auch ein Versprechen abgerungen.
Welches?
Er hat mir das Versprechen abgerungen, dass ich einmal unbedingt seine Grabrede halten muss. Gleichzeitig meinte er, ich solle mir nicht zu früh Hoffnungen machen, er würde mich wahrscheinlich eh überleben. (lacht) Er mag es halt makaber.
Christoph Seiler von Seiler & Speer ist aus Ihrer Superband Aut of Orda ausgestiegen. Sind Sie ihm böse?
Überhaupt nicht. Ich bin der Erste, der versteht, wenn jemand sagt, dass ihm derzeit die Energie für ein Projekt fehlt. Er bleibt ein hochgeschätzter Kollege und wir freuen uns auch als verbleibendes Duo auf die bombastischen Auftritte, die vor uns liegen.
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