Sorgten für ganz besondere Jubelmomente und sind zugleich gute Freunde: Prohaska und Krankl

Hans Krankl und Herbert Prohaska: "Wir sind immer Freunde geblieben"

Die Fußballlegenden Hans Krankl und Herbert Prohaska sorgten mit dem Sieg in Córdoba und dem "Spitz von Izmir" für identitätsstiftende Jubelmomente.

Von Alexander Kern & Andreas Bovelino (Interview) und Lukas Beck (Fotos)

Ihre Namen sind wohl jedem in Österreich ein Begriff: Mit ihren spektakulären Toren, aber auch mit ihrem Wiener Schmäh, haben Herbert Prohaska und Hans Krankl für riesigen Jubel und landesweite Euphorie gesorgt und damit ein gutes Stück zur Identitätsgeschichte Österreichs beigetragen. Dafür wurden ihnen zum 70-Jahre-Jubiläum des KURIER bei einem großen Fest im 21er Haus zwei besondere Preise verliehen: die Platin-ROMYs für die besten Jubelmomente der vergangenen 70 Jahre. 

Krankl begeisterte das Land mit seinen Treffern, mit denen er zum 3:2-Sieg gegen Deutschland in Córdoba bei der Weltmeisterschaft 1978 beitrug. "I werd narrisch!" klingt uns Edi Fingers Live-Kommentar immer noch im Ohr. Prohaska schoss das Siegestor zum 1:0 gegen die Türkei ("Spitz von Izmir") und Österreich überhaupt erst zu dieser WM. 

Die erste Teilnahme an einer Endrunde seit 20 Jahren! Jubel, der bis heute nachwirkt. Und begleitet wird von vielen Anekdoten, die auch im neuen Buch "Lustig war’s immer" (aufgezeichnet von Rainer Pariasek und Eric Sebach) Thema sind. Die traf Hans Krankl und Herbert Prohaska zum Doppelpass-Talk im Café Landtmann.

Wir gratulieren herzlich zu Ihren KURIER-Platin-ROMYs für die besten Jubelmomente der vergangenen 70 Jahre. Wie stolz sind Sie? 

HERBERT PROHASKA: Das ist natürlich eine besondere Ehre. Ein bissl wie bei den Schallplatten, da ist Platin ja auch noch einmal besser als Gold. Aber wenn ich die Romy für den "Spitz von Izmir" krieg, dann MUSS der Hans seine ja für Córdoba bekommen, oder?

HANS KRANKL: Córdoba ist ein Stück österreichische Fußballgeschichte. Ein bedeutendes Weltmeisterschaftsspiel, nach fast 50 Jahren hat Österreich zum ersten Mal wieder gegen Deutschland gewonnen. Ich freue mich über die Auszeichnung.

Wissen Sie noch, was Ihnen damals in Izmir bzw. Córdoba durch den Kopf gegangen ist?

PROHASKA: Na, dass er rein muss! (lacht) Aber klar, es war mir schon bewusst, dass es ein besonders wichtiges Tor war. Vor lauter Aufregung bin ich danach sogar in die falsche Richtung gelaufen – nämlich zu den türkischen Fans!

KRANKL: Wir haben nach dem Sieg in Córdoba natürlich gefeiert, zumal die deutsche Presse uns vor dem Spiel ja ordentlich verspottet hat. Die hohe Wertigkeit dieses Sieges wurde mir aber erst später bewusst. Am Flughafen in Wien haben uns tausende Menschen empfangen. Dabei wurden wir bei der WM ja eigentlich nur Sechster.

Begonnen hat Ihrer beider Weg zum Legendenstatus aber jeweils in einer Werkstatt: als Automechaniker. Schrauben Sie heute noch?

KRANKL: Ich würde heute nie ein Auto anrühren. Das läuft mittlerweile ja alles über Computer. Nicht einmal Reifen wechsle ich mehr selbst. PROHASKA: Damals mussten wir Vergaser ausbauen und Zylinderköpfe wechseln. Die Arbeit war schwerer – und das Geld dafür weniger!

Duo in Rot-Weiß-Rot: Krankl wollte Prohaska einst zu Barcelona holen. Doch der Austrianer war bereits Inter Mailand im Wort

©lukas-beck

Weil Sie gerade ein kleines Bier bestellen – in Bayern gilt Bier ja quasi als Grundnahrungsmittel. Wären Sie einst mit dem Wechsel nach München vielleicht besser beraten gewesen, als zu Roma? 

PROHASKA: Weißbier ist nicht so meins. Bei unseren Auslandsstationen haben wir dafür die edlen Roten getrunken. Hans in Barcelona, ich in Rom. Erst in Italien habe ich gelernt, Wein zu schätzen. Wobei: Einmal bekam ich bei Inter Mailand vom Trainer eine Kiste Biowein geschenkt. Doch trinken konnte man den nicht, mit seinen Flankerln. Aus der Not heraus hab ich daheim ein Mischgetränk draus gemacht ... als mich der Trainer nachher fragte, ob mir der Wein gemundet hat, antwortete ich wahrheitsgemäß: Mit Fanta schmeckt er super! Er war entsetzt. (lacht)

KRANKL: Beim Weißwein bist du aber ein begnadeter Fachmann. Beim Roten hingegen hinkst du mir noch hinterher. Mein Liebling: Amarone della Valpolicella.

PROHASKA: Ja genau, zwei Achterln und du bist bewusstlos.

KRANKL: Ein schwerer Wein, nach zwei Gläsern fallen dir die Augen zu. Mein Motto ist: Was man schätzt, muss man genießen. Beim Herbert dauert der Abend dagegen länger.

PROHASKA: Den Amarone würde ich eher zuhause trinken. Einmal umfallen und du liegst im Bett. Wennst den in einem Lokal trinkst und die Stimmung ist lustig, weißt du vielleicht nimmer, wie du heimgekommen bist – und mit wem.

Harte Männer tanzen nicht? Diese beiden schon. In einem Wiener Innenstadt-Club

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Der eine spielte in Italien Fußball, der andere hat Jesolo zu seiner Sommerresidenz auserkoren. Wer spricht besser Italienisch?

KRANKL: Er spricht besser. Mit meinen Freunden in Jesolo rede ich trotzdem nur Italienisch. Wenn ich einen Fehler mache, bessern sie mich aus. Weiß ich ein Wort nicht, frage ich. Dadurch lerne ich. Die Leute sind dankbar, wenn man sich mit ihnen in ihrer Landessprache unterhält. Ich mag Fremdsprachen und interessiere mich dafür, ob Englisch, Spanisch oder Italienisch. Ob ich immer alles richtig ausspreche, ist nicht so wichtig. Grammatik interessiert mich nicht.

PROHASKA: Es ist wichtig, die Landessprache zu beherrschen. Zu mir haben sie gleich am Anfang gesagt: Interessierst du dich für unser Land und unsere Kultur? Oder bist du nur des Geldes wegen da? Es wäre undenkbar gewesen, nach einem Jahr die Sprache nicht zu können. Nach einem halben Jahr konnte ich ganz gut Italienisch.

Herbert Prohaska und Hans Krankl waren oft Gegner auf dem Platz – sind aber dennoch ein gutes Team. Schon seit ihrer Jugend

©lukas-beck

Dachten Sie manchmal, Sie sind zu früh nach Österreich zurückgekehrt?

KRANKL: Ich hätte länger im Ausland bleiben müssen, hatte nach Barca ja auch ein Angebot von Milan. Dass ich mich dagegen entschieden habe, bezeichne ich heute als den einzigen Fehler meiner Karriere. Aber ich war damals stur, beleidigt und enttäuscht, weil ich von Barca weg musste. Aber bei Rapid wurde ich Meister und Cupsieger. Ich kann mich nicht beschweren.

PROHASKA: Ich auch nicht. Zuerst kam ich zu Inter Mailand. Der Trainer musste sich zwischen mir und Michel Platini entscheiden. Er fragte mich: Rennst du zurück auch und verteidigst, wenn der Gegner angreift? Ich hab geantwortet: freilich! Deswegen hat er sich für mich entschieden: "Ich will den Prohaska, weil der Platini läuft nämlich nicht zurück!" In Roma wurden wir dann nach 41 Jahren zum zweiten Mal in der Geschichte Meister – und ausgerechnet dann musste ich gehen. Es waren nur zwei Ausländer pro Team erlaubt, der brasilianische Spieler Falcao machte Wickel mit seinem Vertrag und ich wurde ausbezahlt und musste weg.

Wäre ein anderer italienischer Verein eine Option gewesen?

PROHASKA: Ja. Als Teil der Meistermannschaft hätte ich nur auf Angebote warten müssen. Torino hatte schon angefragt. Dort könne ich mit meinem Haberer Schachner zusammen spielen, hat man mich gelockt. Aber ich war auch beleidigt. Falscher Stolz. Die Trennung hat weh getan. Mein Berater Skender Fani hat sich damals beschwert: Da bring ich euch den, der euch zum Meister macht und dann das! Stattdessen hat man mir eine Statue vor dem Stadion versprochen – aber die habe ich nie gekriegt. (lacht)

Haben sie beide sich damals schon über solche Dinge ausgetauscht, gab es zwischen ihnen immer schon ein großes Vertrauensverhältnis?

KRANKL: Ich wollte ihn damals ja sogar nach Barcelona holen.

PROHASKA: Das stimmt, er hat sich für mich eingesetzt. Und um mit ihm gemeinsam in Barcelona spielen zu können, wäre ich auch zu Fuß hingegangen. Aber ich war damals schon Inter Mailand im Wort.

Reden wir über Musik, die ist ja für Sie beide eine Herzensangelegenheit. Eine Frage an Rockstar Krankl: Wie singt er denn, der Herr Prohaska?

KRANKL: Er singt immer leiwand, wenn er bei mir im Konzert ist. Ich hole ihn rauf, bitte ihn, dass er "Rostige Flügel" mit mir singt – und er steht da auf der Bühne und singt, als ob es das Normalste auf der Welt wäre. Das kann man nicht von jedem haben.

PROHASKA: Der Unterschied ist: Der Hans macht das mit dem Singen schon alles perfekt. Und mir ist bewusst, wo mein Limit liegt. Für mich ist es hauptsächlich Spaß. Wenn das Publikum ablehnend reagieren und mir bedeuten würde, ich sei wahnsinnig, weil ich mich mit der Stimme auf die Bühne stelle – dann würde ich’s lassen. Das ist bis heute aber noch nicht passiert.

"Nervös war ich nur beim Fußball, nicht beim Singen. Denn im Fußball bin ich gut. Beim Singen ist es so: Ich weiß, ich kann es nicht – warum also nervös sein?"

Herbert Prohaska

Null Lampenfieber?

PROHASKA: Nervös war ich nur beim Fußball, nicht beim Singen. Denn im Fußball, darin war ich gut. Ich war also aufgeregt, weil ich beim Match erneut eine gute Leistung bringen wollte. Beim Singen ist es so: Ich weiß, ich kann es nicht oder nicht besonders gut – warum also nervös sein?

"Wir sind nicht so deppert, uns von der Rivalität zwischen Rapid und Austria aufwiegeln zu lassen. Wir sind Freunde seit Jugendtagen."
 

Hans Krankl

Ist es nicht eigentlich ein mittleres Wunder, dass ihr so gute Freunde seid? Ihr seid beide Fußballstars, beide Anführer, dazu kommt die Rivalität Rapid – Austria: Erschwerende Bedingungen?

KRANKL: Wunder ist es keines, weil wir nicht so deppert sind, uns von der Rivalität zwischen Rapid und Austria aufwiegeln zu lassen. Er ist der größte Austrianer und ich bin vielleicht der größte Rapidler. Wir sind Freunde seit Jugendtagen. Wenn wir gegeneinander gespielt haben, ob als Spieler oder Trainer, waren wir Rivalen. Wir wollten einfach nur gewinnen und fertig. Dann hat der eine halt gewonnen, der andere nicht. Von den Medien wird das gern aufgeschaukelt. Aber wir sind immer Freunde geblieben.

PROHASKA: Natürlich, so ehrlich muss man sein: Besonders gegen ihn wollte ich gewinnen – und er gegen mich. Am intensivsten war unsere Freundschaft, bevor wir unsere Auslandskarrieren gestartet haben. Damals hatten wir noch keine oder kleine Familien. Da gab es Zeiten – und da spielten wir noch intensiv gegeneinander! –, da waren wir zusammen essen, im Musical oder gemeinsam mit unseren Frauen sogar – unglaublicherweise! – tanzen in der Splendid Bar! (lacht)

KRANKL: Das brauchst du nicht erzählen, jetzt haben sie wieder Material! (lacht) Harte Männer tanzen nicht! So wie es auf dem Aufnäher auf meinem Motorradgilet steht, wie bei den Hell’s Angels.

PROHASKA: Aus Zeitgründen haben wir uns in Spanien bzw. Italien nicht mehr so oft gesehen. Jeder von uns hat seinen Freundeskreis. Aber wir haben uns immer gefreut, wenn wir uns getroffen haben.

Und auch der gemeinsame Humor und Schmäh ist eine gute Bedingung für eure Freundschaft. Nicht umsonst heißt euer neues Buch: "Lustig war’s immer".

PROHASKA: Natürlich. Mir hat gefallen, was Martin Hinteregger einmal gesagt hat: Er würde gerne das Geld von heute verdienen, aber gespielt haben in der damaligen Zeit. Das trifft es auf den Punkt. Denn bei uns war der Spaß einst zehn Mal größer.

Weil wir gerade vom Geld sprechen. Die Gehälter zu Ihrer Zeit waren überschaubar. Was sagen Sie zu heutigen Gagen?

KRANKL: Verglichen mit heute waren das Peanuts, was wir verdient haben. Andererseits: Wer würde die Millionen NICHT nehmen, wenn sie ihm geboten werden? Der totale Wahnsinn sind aber doch die Ablösesummen. Das sind oft Beträge, die man sich gar nicht mehr vorstellen kann.

PROHASKA: Ja, das Bosman-Urteil damals hat alles verändert. Ich bin ein bissl traurig, dass es das nicht schon früher gegeben hat ... (lacht)

"Wayne Shorter, einer der größten Tenor-Saxofonisten aller Zeiten! Und der will mich kennenlernen – das war ein unglaubliches Gefühl."

Hans Krankl

Aber auch mit einem geringeren Gehalt waren Sie echte Stars. Wie ist das eigentlich, wenn man als Promi andere Stars, von denen man ein Fan ist, trifft?

KRANKL: Aufregend! Also bei mir hat’s vor allem gekribbelt, wenn ich Musiker getroffen hab. Ich mache ja mein ganzes Leben lang selbst Musik, hab als Schüler schon in Bands gesungen. Und dass ich Tom Jones kennengelernt habe oder Chris Farlowe, den besten Rock- und Blues-Sänger der 70er, das war für mich das Größte. Und Ray Davies von den Kinks, den hab ich 2000 in Salzburg getroffen! Mein allergrößtes Idol – und ich glaube, das hab ich ihm auch mindestens fünf Mal an einem Abend gesagt, so aufgeregt war ich!

PROHASKA: Es stimmt, das schmeichelt einem schon sehr, wenn man solche Leute kennenlernt ...

KRANKL: Joe Zawinul, den hab ich im Flugzeug kennengelernt. Da haben meine Frau und ich noch überlegt, wie wir ihn ansprechen sollten, ohne aufdringlich zu sein, und plötzlich ist er zu UNS gekommen. Und er sagt doch glatt: "Servus Hansi, ich bin gekommen, weil Wayne Shorter sitzt neben mir, und der will dich unbedingt kennenlernen." Wayne Shorter, einer der größten Tenor-Saxofonisten aller Zeiten! Und der will mich kennenlernen – das war ein unglaubliches Gefühl.

PROHASKA: Ich hab keinen dieser Promis erlebt, die irgendwie unfreundlich, arrogant oder abweisend waren. Ich war einmal ein bissl kurz angebunden mit Antonello Venditti – aber nur, weil ich ihn nicht erkannt hab. Da hat mich mein Schwager mit seiner Familie in Rom besucht, und wir sind ins Kolosseum. Da wurde gerade irgendwas aufgebaut, und ein Mann mit Hut spricht mich an. Ein Roma- Fan. Ich rede ein bissl mit ihm, derweil ist aber mein Schwager weiter, und ich sag dann zu ihm, dass ich leider keine Zeit hab, weil meine Familie da ist. Und ein paar Tage später gibt's eine Live-Übertragung vom Venditti-Konzert im Kolosseum – und da erkenne ich ihn! Ich hab ihn nachher ja noch oft getroffen und mich natürlich entschuldigt. Aber er war eh nicht beleidigt. Familie ist bei Italienern ja auch sehr wichtig.

"Wenn’s zu mir mit 15 oder 16 gesagt hätten, ich soll in die Oper gehen, dann hätte ich gefragt, ob sie noch ganz beinand sind."
 

Herbert Prohaska

Mit Venditti haben Sie sogar auf der Donauinsel gemeinsam gesungen ...

PROHASKA: Ja, da wollte er unbedingt, dass ich zum Konzert komme. Weil die Roma-Fans ihm einen Brief für mich mitgegeben haben. 

Was stand in dem Brief? 

Vor allem, dass sie mich nie vergessen werden, weil ich für sie immer ein Teil von Roma bin. Und dass sie mich auch als Gegner immer willkommen heißen werden.

Sicher auch ein unvergessliches Erlebnis. Aber wie wurden Sie eigentlich zum Opern-Fan?

PROHASKA: Das war ich nicht immer, erst als ich ein bissl gscheiter worden bin.

KRANKL: Was heißt gscheiter? Was hat das mit gscheit zu tun, entschuldige?!

PROHASKA: Na ja, wenn's zu mir mit 15 oder 16 gesagt hätten, ich soll in die Oper gehen, dann hätte ich gefragt, ob sie noch ganz beinand sind.

KRANKL: Das sag ich heute noch! (lacht) Aber nein, ich liebe Plácido Domingo, Carreras und besonders Pavarotti. Arien-Abende, Lieder-Abende – ja. Aber eine ganze Oper, das ist mir zu viel.

PROHASKA: Ich hab Oper mit "La Bohème" angefangen. Besetzung: Mirella Freni, Luciano Pavarotti und Carlos Kleiber als Dirigent. Ein Freund, der viel in die Oper gegangen ist, hat zu mir gesagt, am besten sollt ich gleich wieder aufhören, weil besser wird's nicht. Zum Glück hab ich nicht aufgehört. Aber diese erste Oper war schon ein ganz großes Erlebnis. Dabei hatte ich Glück, das Konzert in der Besetzung zu sehen, weil ja Kleiber angeblich sehr unberechenbar war, manchmal einfach keine Lust aufs Dirigieren hatte.

KRANKL: Star-Allüren.

Hatten Sie Star-Allüren?

PROHASKA: Er! (zeigt auf Krankl)

Sie nicht?

KRANKL: Immer der andere ... (lacht) Aber nein, ich hatte nie Allüren. Auch heute nicht als alter Rhythm 'n' Blues-Sänger. Ich bin total leicht zu handlen. Meistens.

PROHASKA: Nein, ich auch nicht. Mir wäre so etwas nicht eingefallen. Ich meine, manchmal macht man halt ein bissl Blödsinn. Aber man hat doch eine Arbeitsmoral.

Über Herbert Prohaska

Herbert Prohaska wurde 1955 in Wien geboren. Ein Held in Violett: Mit Austria Wien wurde er sieben Mal Meister. 1980 geigte er für Inter Mailand, 1982 für AS Roma (Meister). Er spielte bei der WM 1978 und 1982. Von 1993-99 war er Teamchef. „Schneckerl“ ist Österreichs Jahrhundertfußballer und ORF-Analytiker. Verheiratet, zwei Töchter.

Apropos Blödsinn: Als junger Spieler hält man sich ja oft nicht an alle Regeln, man trickst den Trainer aus. Wurden Sie als Trainer von Ihren Spielern ausgetrickst?

KRANKL: Wahrscheinlich tausend Mal!

PROHASKA: Sicher. Aber du WILLST ja gar nicht alles wissen. Weil wennst kontrollierst und die machen einen Blödsinn, der in Wahrheit halb so wild ist, müsstest du als Konsequenz vielleicht zwei, drei wichtige Spieler auf die Bank setzen. Weil durchgehen lassen kannst du's dann auch nicht mehr.

KRANKL: Ich hab immer alles gewusst, weil wir ja selbst so waren. Aber wenn's nicht zu wild wird, lasst ihnen halt ihren Spaß.

PROHASKA: Wir hatten bei Roma mit Nils Liedholm eine absolute Legende als Trainer. Wir waren in Bruneck auf Trainingslager, und dann ist der harte Kern der Mannschaft, zu dem ich glücklicherweise dazu gehört hab, mit zwei Autos in der Nacht heimlich nach Rimini zum Feiern gefahren. Zurückgekommen sind wir gegen vier in der Früh. Dann haben die Journalisten den Trainer am nächsten Tag ganz aufgeregt gefragt, was er davon hält, dass ein paar Spieler erst um halb vier ins Teamcamp zurück sind. Und er sagt: "Da seht ihr, was das für Profis sind. Ich hab ihnen bis vier Uhr frei gegeben." (lacht) Wir haben das zu schätzen gewusst und sind nicht mehr nachts weg. WEIL er eben hinter uns gestanden ist.

Über Hans Krankl

Hans Krankl wurde 1953 in Wien geboren. Ein Held in Grün: vom KSV Straßenbahn Wien kam er 1970 zu Rapid. Mit 42 Treffern wurde er 1978 bester Torschütze Europas, im selben Jahr schoss er im WM-Spiel in Córdoba zwei Tore zum 3:2 gegen Deutschland. Auch in Barcelona wurde er Torschützenkönig und bekam den Spitznamen „Goleador“.

Wen würden Sie gerne noch kennenlernen, wenn Sie einen Wunsch frei hätten?PROHASKA: Hm, John Fogerty vielleicht ...

KRANKL: Da bräucht ich viele Wünsche, 20 vielleicht ... Aber wenn ich mich entscheiden muss, dann den Robert Plant.

PROHASKA: Jimmy Page würd ich auch nehmen. Und den Pavarotti: noch EIN Mal!

KRANKL: Ja, der war der größte ... Aber wenn’s nimmer leben müssen, dann nehm ich den Jimi Hendrix.

PROHASKA: Ja, dann nehm ich den auch! Und vielleicht ...

Meine Herren, vielen Dank für das Gespräch.

Alexander Kern

Über Alexander Kern

Redakteur KURIER Freizeit. Geboren in Wien, war Chefredakteur verschiedener Magazine, Gründer einer PR- und Medienagentur und stand im Gründungsteam des Seitenblicke Magazins des Red Bull Media House. 12 Jahre Chefreporter bzw. Ressortleiter Entertainment. Schreibt über Kultur, Gesellschaft, Stil und mehr. Interviews vom Oscar-Preisträger bis zum Supermodel, von Quentin Tarantino über Woody Allen bis Jennifer Lopez und Leonardo DiCaprio. Reportagen vom Filmfestival Cannes bis zur Fashionweek Berlin. Mag Nouvelle Vague-Filme und Haselnusseis.

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