Warum die Fußball-EM der Frauen so viel besser ist, als die der Männer

Unpopular Opinion: Egal, wie das Spiel gegen Deutschland ausfällt, der Fußballgott verbeugt sich vor den österreichischen Fußball-Frauen.

Cristiano Ronaldo zickt bei seiner Vertragsverlängerung mit Manchester United. FC-Bayern-Vorstandchef Oliver Kahn bemüht mit dem Spruch "Ohne Eier wird es beim FC Bayern schwer" das männliche Geschlechtsorgan, wenn es um die Zukunft seines Klubs geht. Alles wie gehabt im Männersport Nr.1. Eitelkeiten in jeder Ecke, seltsame Befindlichkeiten hinter jeder Linie.

Also, was tun, wenn Mann ein Sommermärchen herbeisehnt? Klare Antwort: die Fußball-EM der Frauen schauen.

Warum? Die Spiele sind unterhaltsam. Und attraktiv. Und apropos Eier: Heute Abend geht's um die Wurst. Deutschand : Österreich um 21 Uhr im Brentford Community Stadium

Für die Spielerinnen um Kapitänin Viktoria Schnaderbeck stehen die Chancen gar nicht so schlecht. Gegen England knapp unterlegen, gegen Irland sowie Norwegen stark und souverän, das macht Lust auf mehr. Das fürchten wohl auch unsere Lieblingsnachbarinnen. "Der Auftakt wirkte ja ein bisschen beschwerlich", kommentierte etwa ARD-Sportschau-Expertin Nia Künzer: "Aber mittlerweile wissen wir, warum: Österreich hat einfach eine sehr ordentliche Mannschaft."

Wenn's läuft, dann läuft's

Besser gesagt: Frauschaft. Aber lassen wir das, der männlichen Fußballehre wird bei dieser Fußball-EM der Frauen ohnehin schon zu viel auf die Zehen getreten. Allein, was den Expertensprech betrifft. Dreierkette, Viererkette, hängende Spitze. Papperlapapp. Die Österreicherinnen, wie auch viele andere Teams, spielten einfach drauflos, solide und überaus sehenswert. Ohne große Mätzchen, versteckte Fouls, hoch dramatische Wehleidigkeiten und offensichtliche Schwalben, wie man es von den Männern gewohnt ist.

Wenn's läuft, dann läuft's. Die alte Männer-Fußballweisheit hat sich bis jetzt ausgerechnet bei der Fußball-EM der Frauen bewahrheitet. Und wie. Auf dem Rasen wie auch in den Stadien herrschte bis dato ein Bild der Eintracht. Keine grölenden Fans in den Süd- wie auch den anderen Kurven. Auch von den Anblicken diskutabler Haarschnitte blieb man verschont. 

Hingegen alles da: der geniale Pass in die Tiefe des Raumes, der Solosprint, großartige Paraden, die euphorisierten Massen auf den Tribünen und Tore selbstverständlich.

Wenn ihr es live in der Menge mitverfolgen wollt: Das Filmfestival am Wiener Rathausplatz ist heute ab 21 Uhr auf der großen Leinwand live dabei.

Unpopular Opinion

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Bernhard Praschl

Über Bernhard Praschl

Bernhard Praschl, geboren 1961 in Linz. Als Stahlstadtkind aufgewachsen zwischen Stadtwerkstatt und Brucknerhaus. 1978 erster Manager der Linzer Punk-Legende Willi Warma. 1979 Studium der Politikwissenschaft und Publizistik an der Uni Wien. Zivildienst im WUK; 1986 Institut für Höhere Studien, Wien. 1989-1992 in der Die Presse, seit 1992 Redakteur im KURIER, 1994 Statist in Richard Linklaters "Before Sunrise", seit 1995 in der FREIZEIT. 2013 "Das kleine ABC des Geldes. Ein Lesebuch für Arm und Reich" (Czernin Verlag). Nach frühen Interrailreisen durch Europa (Portugal bis Irland) und Autofahrten entlang der California State Route und dem Overseas Highway nach Key West jetzt wieder Bahnfahrer - und E-Biker.

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