Das Spiel Catan

30 Jahre Catan: Eines der erfolgreichsten Brettspiele aller Zeiten

Anfang April findet die Catan-Weltmeisterschaft an einem würdigen Ort statt: in Stuttgart, wo das Brettspiel 1995 aus der Taufe gehoben wurde.

Klaus Teuber hatte einen Trick. Um herauszufinden, ob ein neues Spiel gut genug war, so die Legende, bat er Sohn Benjamin um eine Partie und legte ein Mickey-Mouse-Heft neben ihm auf den Tisch. Würde Benjamin anfangen, in dem Heft zu blättern, war das Spiel noch zu langweilig. Und Klaus Teuber würde sich wieder in den Keller zurückziehen und weiter daran tüfteln.

Die Strategie war von Erfolg gekürt. Mitte der 1990er-Jahre hatte er drei Mal den Titel "Spiel des Jahres" gewonnen. Als er ihn 1995 noch einmal erhielt, war das zunächst nicht allzu überraschend. Klaus Teuber kannte das Prozedere, erzählte er einmal in Galileo: Das Spiel würde sich im ersten Jahr sehr gut, im zweiten etwas schlechter und im dritten Jahr noch weniger verkaufen. 

Doch diesmal kam es anders. Diesmal ging sein Spiel durch die Decke. 

45 Millionen Stück

Heute ist Klaus Teubers Erfindung "Die Siedler von Catan" – oder nur: "Catan", wie es seit 2015 offiziell heißt – mit 45 Millionen verkauften Stück eines der erfolgreichsten Brettspiele aller Zeiten. Es ist in 100 Ländern erhältlich und wurde in 45 Sprachen übersetzt. 

Es gibt Europameisterschaften sowie Weltmeisterschaften und die nächste davon wird Anfang April – weil es sich um ein besonderes Jahr handelt – an einem prestigeträchtigen Ort: Stuttgart. Hier wurde das Spiel vor 30 Jahren vom Kosmos-Verlag aus der Taufe gehoben.

Das Brettspiel Catan

©Kurier/Kluger Hubert

Aber wie kam es? Beruflich trat Klaus Teuber zunächst in die Fußstapfen seines Vaters und wurde Zahnarzttechniker. Um den Stress langer Tage abzulegen, zog er sich nach dem Feierabend in den Keller zurück und ging seiner Leidenschaft nach. "Am Anfang waren diese Spiele nur für mich", sagte er 2016 in einem Interview zu Forbes. "Ich habe immer Geschichten im Kopf - ich lese ein Buch, und wenn es mir gefällt, möchte ich es als Spiel erleben." So kam es zu "Barbarossa", "Adel verpflichtet" oder "Der fliegende Holländer"

Wie hielten es die Wikinger?

Dann kam seine Leidenschaft für Wikinger ins Spiel. "Ich habe mir vorgestellt: Wie ist das denn, wenn die ankommen?", erzählte er einmal. "Menschenleer, was machen die denn da? Natürlich müssen die Bäume fällen, die brauchen ja Häuser, und so weiter..."

In seinem Hobby-Keller begann er, Landschaftsfelder und Rohstoffkarten, Klötze für Straßen und Häuser zu basteln. Stetig kreierte er ein Spiel, das nicht nur auf Würfelglück setzt, wie sein berühmter Vorgänger Monopoly, sondern Strategie und Verhandlungsgeschick einbindet. Und das durch seine sechseckigen Landschaftsfelder, die bei jedem Spiel neu zusammengefügt werden, unterschiedliche Startbedingungen schafft.

Klaus Teuber, der Erfinder von Catan

©EPA/EPA/ROLAND WEIHRAUCH

Doch als er mit seinem Konzept an Verlage herantritt, folgt Enttäuschung. Die paar Häuschen, die paar Blättchen, das sei zu gewöhnlich, rieten manche Vertreter. Dinosaurier, oder Badestrände, das wäre hip. Doch Teuber ließ sich nicht beirren - und fand schlussendlich einen Partner im Kosmos-Verlag.

Kein Scherzanruf

Als kurz nach der Veröffentlichung dann das Telefon der Kosmos-Vertriebsleiterin läutete, legte die Vertriebsleiterin gleich wieder auf. Ein Mann hatte 1.000 Stück bestellt. Das konnte nur ein Scherzanruf sein. Solche Zahlen waren unerhört. Aber dann meldete sich der Mann wieder.

Dabei, meint Harald Hinterbuchinger, Chef des Wiener Spielfachgeschäfts Planet Harry, hatte sich Catan mit dem Erscheinungsjahr 1995 kein leichtes Spielfeld ausgesucht. Neben "Die Siedler von Catan" kamen in dem Jahr auch "El Grande" und "Condottiere" heraus. "Beides hervorragende Spiele."

Und doch stach Catan hervor: Einerseits weil die Spieler untereinander verhandeln können, das war neu. Außerdem kamen Erweiterungen dazu: "Das erhöht den Wiederspielwert." Und dann gab es "einen starken Verlag, der eine klare Marketinglinie fährt".  

Als Catan noch 1995 zum Spiel des Jahres wurde, war das erst der Anfang. 

Die Siedler von Catan

Die Regeln

Bei Catan geht es darum, Land zu erwerben und aus den Ressourcen, die man sammelt, eine Siedlung zu bauen. Der Spieler muss mit Rohstoffen handeln, um die eigene Siedlung zu erweitern. Wenn die Siedlungen wachsen, erhält man Punkte, und der erste Spieler, der eine bestimmte Anzahl - meist 10 Siegpunkte - erreicht, ist der Gewinner.

Die Jubiläumsaufgabe

Am 24. März 2025 erscheint die Neuauflage: Die wesentlichen Spielmechaniken wurden beibehalten, aber das Spiel wurde grafisch überarbeitet, das Regelheft enthält mehr Bildmaterial und Spielkomponenten wurden optimiert, um den Spielfluss zu verbessern.

Die Rekorde

2017 wurde das größte Catan-Spiel in den Niederlanden von 1.096 Spielern gespielt - ein Weltrekord. Damit wurde der Rekord aus Indianapolis überboten. 2013 hatten dort 992 Spieler gemeinsam Catan gespielt.

Ein Jahr vor seinem Tod wurde Klaus Teuber in einem Interview mit Nikkei Asia gefragt, warum Catan seiner Meinung nach so beliebt war.

"Vielleicht", gab er zur Antwort, weil es ein gutes Gleichgewicht zwischen Strategie und Glück gibt." Beim Roulette zum Beispiel gehe es nur um Glück, beim Schach nur um Strategie. "Wenn man jedoch bei Catan gewinnt, denkt man: 'Meine Strategie war gut', und wenn man verliert, denkt man vielleicht: 'Ich hatte einfach Pech'." 

Ein bisschen wie im echten Leben. 

Anna-Maria Bauer

Über Anna-Maria Bauer

Wienerin und Weltenbummlerin. Leseratte und leidenschaftliche Kinogeherin. Nach Zwischenstopps in London und als Lehrerin in der Wien-Chronik angekommen. Interessiert an Menschen, die bewegen, begeistern oder entsetzen; an ungewöhnlichen Ideen und interessanten Unmöglichkeiten. "Nichts ist verblüffender als die einfache Wahrheit, nichts ist exotischer als unsere Umwelt, nichts ist phantasievoller als die Sachlichkeit." Egon Erwin Kisch: Der rasende Reporter.

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