Als Banksy wegen Blumen wütend war und zum Diebstahl aufrief
Blüten, Blätter und Street-Art gehören zusammen. Sie bringen Farbe in die Städte. Warum der „Banksy der Blumen“ Sträuße auf die Straßen pflanzt und der echte Banksy verärgert war.
Man nennt diesen Guerillakünstler den „Banksy der Blumen“. Lewis Miller aus New York braucht im Gegensatz zum britischen Künstler keinen Lack, keine Schablonen und keine Spraydosen. Er macht die Stadt mit echten Blumen bunter. Miller überzieht Eiswagen mit Sträußen oder lässt opulente Bouquets aus Mistkübeln sprießen.
Seine Kunst blüht dort auf, wo sie alle sehen können. Miller machte sich einen Namen als Florist für märchenhafte Hochzeiten und Galas. Doch es frustrierte ihn, dass nur die Oberschicht seine Arbeit zu sehen bekam.
Mit der Hilfe seiner Leiterin für Sonderprojekte, Irini Arakas Greenbaum, schuf er im Oktober 2016 seinen ersten „zufälligen Akt der Schönheit“, wie die Vogue einmal schrieb. Die Bewohner der Upper West Side wachten auf und sahen das John Lennon Memorial mit 2.000 Dahlien und Nelken geschmückt. Die Blumen stammten alle von einer Veranstaltung, die am Abend zuvor stattgefunden hatte.
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Blumen und Schönheit, sagt Miller, sollten nicht unter Verschluss gehalten werden. „Es wäre falsch, wenn die Natur etwas wäre, das uns wirtschaftlich trennt. Ich finde, Blumen sollten für alle da sein!
Blumen und Street Art
So sehen es viele. Blumen, Wiesen oder sattgrüne Bäume sind ein beliebtes Motiv bei Kunst im öffentlichen Raum und auf der Straße. Kein Wunder, Blumen sehen schön aus und bringen Farbe in die Stadt. Dazu sind sie voller Symbolik. Die Rose steht für die Liebe, die Lotusblume für Erleuchtung, die Sonnenblume für Lebensfreude.
Auch das ewige Street-Art-Phantom Banksy, dessen Identität immer noch Rätsel aufgibt, scheint Blumen zu lieben, wenn auch nicht so pompös wie Lewis Miller.
Wiederholt baut er Pflanzen in seine Werke ein. Er ließ zum Valentinstag 2020 in Bristol ein Mädchen mit einer Steinschleuder in die Luft zielen, aus dem Einschussloch in der Wand kamen echte rote Rosen heraus. Ein anderes Mal ließ er eine Sonnenblume aus der Erde wachsen. Dort, wo normalerweise die Blüte ist, war eine Überwachungskamera installiert, die ein Kind filmte.
Liebe liegt in der Luft Eines seiner berühmtesten ist „Love Is In The Air“. Hier wirft ein vermummter, militanter Mann Blumen wie einen Molotowcocktail. Es ist ein kämpferisches Symbol der Liebe und des Friedens, das 2003 groß im Westjordanland in Erscheinung trat.
Markenrechte verloren
Banksy verlor vor rund vier Jahren die Markenrechte an dem Motiv. In einer Erklärung der zuständigen EU-Behörde für geistiges Eigentum wurde dies damit begründet, dass er seine Identität geheim halte und sich außerdem in der Vergangenheit wiederholt entschieden gegen Urheberrechte ausgesprochen habe. In seinem 2005 veröffentlichten Buch „Wall and Piece“ hatte er geschrieben: „Copyright is for losers“, also „Urheberrecht ist etwas für Verlierer“.
Er bediente sich unter anderem bei McDonald’s und Disney und ließ den Clown Ronald und die Maus Mickey neben dem nackten Mädchen laufen, das im Vietnam-Krieg vor einer Napalm-Wolke floh.
Doch offenbar müssen andere auf das Urheberrecht schauen. Denn Banksy hatte das Blumenwerfer-Motiv 2014 in der EU als Marke eintragen lassen. Die Löschung beantragte die Firma Full Colour Black, die Banksys Motive unter anderem auf Postkarten druckte und verkaufte.
Der Künstler habe sich jahrelang nicht an der Verwendung seiner Motive durch andere gestört und sogar selbst in seiner Kunst fremdes Eigentum ohne Erlaubnis verwendet, etwa beim Besprühen von Häusern oder Werbetafeln, hieß es im Schreiben der EU-Behörde.
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Doch Banksy gab sich nicht geschlagen. Aus Ärger über die Verwendung des Motivs forderte er seine Fans indirekt zum Ladendiebstahl auf. Der Brite postete im November 2022 auf seinem Instagram-Account ein Foto, das das Schaufenster einer Modekette in London zeigen soll. Dort war der „Flower Thrower“ zu sehen. Banksy schrieb: „Achtung Taschendiebe: Bitte geht zu Guess auf der Regent Street. Sie haben sich an meiner Kunst bedient, ohne zu fragen. Wie kann es falsch sein, wenn Ihr dasselbe mit ihren Klamotten macht?“
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