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Warum vergisst man so oft, ob man die Tür abgesperrt hat?

Fragen der Freizeit ... und Antworten, die euch überraschen werden.

Voller Esprit aus dem Haus, der Schritt ist beschwingt, die Körperspannung alleine schlägt alle Probleme, die der Arbeitstag bringen könnte, in die Flucht. Dann plötzlich ein kurzes Zögern, ein leichtes Brauenrunzeln – und schließlich der gedankliche Stromstoß, der jede Bewegung zum Erstarren bringt: „Hab ich eigentlich die Haustüre abgesperrt?“ Oder auch ganz gerne: „Ist die Kaffeemaschine/der Herd noch an?“ 

Hat man Glück, ist man erst ein paar Meter die Straße runter oder muss nur eine Ehrenrunde mit dem Aufzug einlegen. 

Manchmal trifft’s einen aber auch erst in der Bim oder der U-Bahn. Dann beginnt das große Kopfkino: Jede Feuerwehrsirene, die man im Verlauf des Tages hört, sorgt für Panik, vor dem geistigen Auge sieht man schon die Schlagzeilen des nächsten Tages, „Abgebrannt!“, „Ausgeraubt!“ in Riesen-Lettern.

Dabei ist man sich doch fast sicher, dass man eh nicht vergessen hat, abzusperren oder alle elektrischen Geräte abzudrehen. Aber eben nicht sicher genug. Man kann sich sogar beinahe erinnern – nur hat unser Gehirn an der entscheidenden Stelle kein Bild zur Verfügung. 

Wieso?

Frage der Freizeit

Hier schreiben Autoren und Redakteure der freizeit abwechselnd über Dinge, die uns alle im Alltag beschäftigen.

Routine. Wir vergessen solche Dinge nicht, weil sie unwichtig wären – sondern weil sie zu alltäglich sind. Tätigkeiten wie Tür absperren, Licht ausschalten oder Stecker ziehen erledigen wir so oft, dass unser Kopf sie irgendwann als gegeben hinnimmt. 

„Das Gehirn erkennt solche Routinen und verlagert sie ins Unterbewusste“, sagt die Gedächtnisforscherin Julia Shaw von der London South Bank University. „Es speichert die konkrete Handlung nicht mehr als bewusstes Ereignis – also fehlt uns im Nachhinein die Erinnerung.“ 

Heißt: Weil wir es im Autopilot getan haben, fehlt das Gefühl, es WIRKLICH getan zu haben. Besonders gefährdet sind dafür übrigens Menschen mit vielen festen Abläufen – was ironischerweise jene sind, die sich für überdurchschnittlich strukturiert halten. Was hilft? 

Kleine Tricks: Laut Ich sperre jetzt ab zu sagen etwa. Oder ein veränderter Ablauf: Die Tür mal mit der linken Hand schließen. Klingt banal, wirkt aber Wunder. 

Und ja: Die Kaffeemaschine ist eh aus. Wahrscheinlich.

Andreas Bovelino

Über Andreas Bovelino

Redakteur bei KURIER freizeit. Ex-Musiker, spielte in der Steinzeit des Radios das erste Unplugged-Set im FM4-Studio. Der Szene noch immer sehr verbunden. Versucht musikalisches Schubladendenken zu vermeiden, ist an Klassik ebenso interessiert wie an Dance, Hip-Hop, Rock oder Pop. Sonst: Texte aller Art, von philosophischen Farbbetrachtungen bis zu Sozialreportagen aus dem Vorstadt-Beisl. Hat nun, ach! Philosophie, Juristerei und Theaterwissenschaft und leider auch Anglistik durchaus studiert. Dazu noch Vorgeschichte und Hethitologie, ist also auch immer auf der Suche einer archäologischen Sensation. Unter anderem.

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