Breakfast on the beach at hotel or resort by the sea in summer season. Holiday and vacation breakfast image.	Traditional Turkish or Greek breakfast at bodrum town beach in Turkey or Greece

Außer Kontrolle: Warum wir im Urlaub am Buffet schwach werden

Der Mensch ist nicht gemacht für Zurückhaltung, sagt Ernährungswissenschaftlerin Eva Fauma und erklärt, warum das so ist.

Da steht man also wieder, vor diesem Buffet, dieser köstlichen Komposition aus Kalorien. Man hat sich zwar vorgenommen, diesmal nicht Ei, Schinken, Saft UND ein, zwei, drei Mini-Croissants  zu verputzen, aber ... was soll’s.

Der Mensch, sagt Ernährungswissenschaftlerin Eva Fauma, ist nicht gemacht für Zurückhaltung.  „Wir wollen im Urlaub nicht kontrollieren, sondern loslassen.“ Und genau das tun wir. Wir lassen alles los – Kalorienzählen, Salatdisziplin, selbst den Bauch ziehen wir in den schönsten Tagen des Jahres nicht ein. „Das Ess-Verhalten am Buffet unterscheidet sich deutlich vom Alltag“, so Fauma. Der Grund sei, dass  Urlaubstage  psychologische Mechanismen in Gang setzen, die tief im Menschen verankert sind. „Verwöhn-Mechanismus“ nennt sie das: „Der Unterschied vom Alltag zum Urlaub zeigt sich in abweichenden Verhaltensmustern: länger schlafen, später frühstücken, mehr essen. Der Mensch neigt dazu sich bei Freude, aber auch bei Trauer mit Essen emotional zu binden.“

Auch der Herdentrieb spiele eine Rolle: Wer andere zum Buffet strömen sieht, geht oft mit – aus sozialem Reflex, nicht aus Hunger. Dazu kommt die Illusion von Kontrolle: Kleine Portionen wirken harmlos, doch summieren sich gerade die „Kleinigkeiten“.
Und ist es nicht so? Im Urlaub leben wir endlich einmal wirklich im Moment – und das Highlight des Tages ist, wie so oft, das Essen.  Klar, reiht man sich beim Ansturm auf die Köstlichkeiten ein. Außerdem kann  das Buffet auch ein Symbol der Freiheit sein – nicht nur wegen der Auswahl: „Wir freuen uns einfach, dass wir mal nicht kochen müssen“, sagt Fauma: Wer sich weniger treiben lassen will, kann kleine Regeln beachten: „Ein Teller Salat statt gemischter Teller, kein Nachschlag und Achtung bei den Getränken. Gerade Alkohol und Fruchtsäfte liefern unterschätzt viele Kalorien.“ Genau –  und dann kneift die Badehose! „Die Badehose kneift, wenn man übers Jahr das Körpergewicht aus den Augen verliert“, relativiert Fauma. Sich vor, im und nach dem Urlaub zu stressen, sei nicht sinnvoll. Sie empfiehlt, den Urlaub zu genießen und die Vernunft im Alltag zu trainieren.

Hier schreiben Autoren und Redakteure abwechselnd über Dinge, die uns alle im Alltag beschäftigen.

Annemarie Josef

Über Annemarie Josef

stv Chefredakteurin KURIER freizeit. Lebt und arbeitet seit 1996 in Wien. Gewinnerin des Hauptpreises/Print bei "Top Journalist Award Zlatna Penkala (Goldene Feder)" in Kroatien. Studium der Neueren Deutschen Literatur in München. Mein Motto: Das Leben bietet jede Woche neue Überraschungen.

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