Happy children enjoying summer holidays at a lake

Warum erscheinen uns Kindheitssommer endlos lang?

Fragen der Freizeit ... und Antworten, die euch überraschen werden.

Einmal kurz blinzeln – und der Sommer ist rum. Spätestens ab Ende Juli quält einen schon dieses Gefühl der Endlichkeit. Werden die Tage nicht schon wieder fühlbar kürzer? 

Ab August scheint dann ohnehin jede Kaltfront das Ende zu bedeuten ... Als Kind dagegen schien jeder Sommer  sich über Ewigkeiten zu dehnen – mit Freibad, Fahrrad, Fanta und ja, auch jede Menge Langeweile deluxe. 

Warum wirken denn heute eigentlich diese zwei Monate kürzer als eine Zoom-Konferenz?

Das hat viel mit der „Retrospective Time Perception“ zu tun – einem Begriff aus der Zeitpsychologie, für die die Arbeit des US Psychologen William J. Friedman entscheidend war. Er beschäftigte sich Ende des 20. Jahrhunderts intensiv damit, wie wir Zeit wahrnehmen. Ein wesentlicher Unterschied ist laut ihm, wie viele neue Eindrücke wir in einem Zeitraum sammeln. Als Kind ist alles neu: erste Urlaube, erster Bienenstich, erste Kissenschlacht.

Das Gehirn legt für jedes dieser aufregenden Erlebnisse ein neues „Kapitel“ an – im Rückblick wirkt der Sommer dadurch viel länger, als er real war. 

Hinzu kommt: Für ein achtjähriges Kind macht ein Sommer ein Achtel seines Lebens aus – für Erwachsene ist das ein Wimpernschlag. Je älter wir werden, desto mehr verschiebt sich das Zeitgefühl. 

Frage der Freizeit

Hier schreiben Autoren und Redakteure der freizeit abwechselnd über Dinge, die uns alle im Alltag beschäftigen.

Und ja, je begrenzter mit jedem Jahr die eigene Zukunft wird, desto mehr hat man das Gefühl, dass die Zeit „rast“. 

Eine These, die Professor Adrian Bejan von der renommierten Duke University in North Carolina mit der abnehmenden „Bildwiederholrate“ des Gehirns erklärt: Kinder verarbeiten mehr Eindrücke pro Sekunde – und empfinden deshalb mehr Zeit pro Tag.

Bei einem „Sommer wie damals“ hieß das: nachmittags rumsitzen, Steine sammeln, Wolken zählen, Fußballspielen oder „Gummihüpfen“. 

Das käme uns jetzt vielleicht ja noch ziemlich lang vor, wer weiß.

Aber auch wenn heutige Kinder längst Ferien zwischen Streaming, Smartphone und Sommercamp verbringen – der Effekt bleibt: Wer noch staunen kann, der entdeckt, erlebt, speichert. 

Wer dagegen nur „funktioniert“, vergisst die Zeit. Und die ist dann ganz plötzlich vorbei ...

Andreas Bovelino

Über Andreas Bovelino

Redakteur bei KURIER freizeit. Ex-Musiker, spielte in der Steinzeit des Radios das erste Unplugged-Set im FM4-Studio. Der Szene noch immer sehr verbunden. Versucht musikalisches Schubladendenken zu vermeiden, ist an Klassik ebenso interessiert wie an Dance, Hip-Hop, Rock oder Pop. Sonst: Texte aller Art, von philosophischen Farbbetrachtungen bis zu Sozialreportagen aus dem Vorstadt-Beisl. Hat nun, ach! Philosophie, Juristerei und Theaterwissenschaft und leider auch Anglistik durchaus studiert. Dazu noch Vorgeschichte und Hethitologie, ist also auch immer auf der Suche einer archäologischen Sensation. Unter anderem.

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