Weekender

Zwischen Baden und Perchtoldsdorf - ein Urlaub wie im Süden

Maritimes Flair, Kunst, Kulinarik und ein ganzjähriges Spa-Angebot machen die Kurstadt Baden zum internationalen Hotspot.

Anreise

Mit der Straßenbahn

Von Wien Oper geht´s mit der Badner Bahn direkt ins Zentrum Badens. Fahrzeit etwa 1 Stunde

Fahrrad

Fahrräder können in der S-Bahn mitgenommen werden

Wer noch schnell einen letzten Blick vom Sommer und feinem Mittelmeersand einfangen möchte, sollte gleich bei der Wiener Oper in die Badner Bahn springen. Nur eine Stunde später ist man mittendrin im schönsten Adria-Feeling im Thermalstrandbad Baden, das noch bis morgen geöffnet ist, mit heißen Schwefelbecken, Milchhalle und Palmeninsel. Das Freibad hatte 1919 das größte Bassin des Kontinents und begründete den Ruf von Baden als Kurstadt mit. Aber auch die denkmalgeschützte Art-déco-Fassade ist sehenswert.

Das Fotofestival vor dem Thermalbad Baden

©Lois Lammerhuber/Festival La Gacilly-Baden Photo

Sie zieht besonders viele Besucher aus aller Welt an, wenn, wie jetzt, riesige Fotowalls des größten Fotofestivals Europas, das noch bis Mitte Oktober zu sehen ist, davor positioniert sind.
Schön, dass es 35 Kilometer vor den Toren Wiens so viel zu entdecken gibt, was nach echtem Urlaub schmeckt. Wer ohne Auto anreist, verfrachtet sein Rad bequem in die Schnellbahn  oder radelt in einer hügeligen Landschaft, die an  die Toskana erinnert, über Gumpoldskirchen nach Baden, um dazwischen in die herrlichen Weingärten einzukehren.

Der Wasserleitungswanderweg führt quer durch die Weinberge Gumpoldskirchens und Pfaffstättens

©Wienerwald Tourismus/Christian Dusek

Die idyllische Landschaft des Helenentals, der Villengürtel mit den Gründerzeit-Bauten und den kaiserlichen Sommerresidenzen, die vielen Badeanstalten mit dem schwefelhaltigen Heilwasser machten Baden zum größten österreichischen Kurbad im 19. Jahrhundert. Heute zählt Baden zu den „Great Spa-Towns of Europe“ sowie zum UNESCO-Weltkulturerbe. Und Gäste kommen längst nicht nur wegen der Thermalbäder, sondern auch wegen Kunst und Kulinarik. Feinschmecker laben sich am Grünen Markt, in den kleinen Cafés und an Marktständen oder beim „Das Friedrich“. Und im Café Francais, dem heutigen Café Central, wo Fürst Metternich einst gemeinsam mit Kaiser Franz den Wiener Kongress zur Neuordnung Europas plante und auch schon Arthur Schnitzler seine Melange bestellte, wird öfters Anna Netrebko gesichtet.

Kuren mit Kunst

Südlicher Charme breitet sich rund um das schöne Casino und den Kurpark Baden aus

©Julius Silver

Echtes Urlaubsfeeling vermitteln aber Kurpark und Casino. Wer hier rund um den  Undine-Brunnen spaziert und im nostalgischen Park-Café Florian einen Drink genommen hat oder im Rosarium zwischen Tausenden Rosenstöcken und der Fotoausstellung „La Gacilly“ spaziert, fühlt sich wie im Süden und ist umgeben von subtropischen Pflanzen und Liegestühlen.

Eine neue interessante Verbindung des Speckgürtels von Wien zieht sich von Baden bis nach Perchtoldsdorf, die von internationalem Publikum geschätzt wird: nämlich Kunst.

Rund um die Burg Perchtoldsdorf gibt es hübsche kleine Lokale und Galerien sowie den schönen Begrischpark mit einem Café

©manfred horvath

Etwa wenn bei den Theaterfestspielen auf Burg Perchtoldsdorf John Malkovich unter freiem Himmel bei klarem Vollmond der Komödie Molière lauscht oder sich in Mödling die internationale Kunstszene rund um Herbert Brandl trifft.

Im Arnulf Rainer Museum im ehemaligen Frauenbad gibt es am 25. September gratis Führungen

©Rainer Mirau

„Das Arnulf Rainer Museum, das dem in Baden geborenen Künstler gewidmet ist, der ,Essingers Art Club’ in Mödling, das Kunstbüro ,artmark’ in Maria Enzersdorf und der Kunstverein „art.P’ in Perchtoldsdorf sind zu besonderen Adressen für Kunstsammler und ein kunstaffines Publikum rund um Baden geworden“, sagt Saskia Sailer, Kunst- und Tourismusmanagerin im Welterbe Baden.

Gelbes Gold 

Im ehemaligen Josefsbad badete einst Kaiser Franz Josef im Becken unter der barocken Kuppel

©KURIER/Jeff Mangione

Dank der heißen Thermalquellen und des Schwefelwassers kann man mitten in der Stadt manchmal auch die unangenehmen Seiten des Thermalwassers riechen. Vielleicht kam der Teufel deshalb  zum ersten Mal in der Gegend von Baden auf die Erde – das überliefert jedenfalls die Badener Sagenwelt. Denn entlang der Thermenlinie, etwa von Meidling bis nach Gloggnitz, entspringen zahlreiche warme Schwefelthermalquellen. Etwa 14 davon wurden im Raum Baden gefasst und liefern täglich über 4 Millionen Liter  32 bis 36 Grad heißes Thermalwasser. Schon die Römer liebten das Gelbe Gold und badeten in der Römertherme, die heute ganzjährig geöffnet hat. Neben Thermalbad und Römertherme zeugen noch heute das Josefsbad und das Frauenbad von der Kur-Tradition um die Jahrhundertwende.

Der klassizistische Bau des ehemaligen Frauenbads ist heute dem Badener Künstler Arnulf Rainer gewidmet.

©wolfgang thaler

Damals regulierte sogar ein eigenes Badegericht, wer in den heißen Quellen baden durfte und wer nicht. Nach der Einstellung 1973 des Badebetriebes im ehemaligen Frauenbad – ursprünglich eine Quelle, die unter der Kirche entsprang und deren Badebecken in den Kirchenraum ragte – wurde das Bad zum Arnulf Rainer Museum, das heute international bekannt ist. Während das ehemalige Rohrbadl am Anger, ein schöner Barockbau mit Kuppel, wo einst Kaiser Franz Joseph badete, Mitte der 1970er-Jahre umgewidmet wurde. Im heutigen Josefsbad residiert der schicke Gastro-Hotspot „El Gaucho“ und versorgt auch Nicht-Cowboys mit köstlichen Steaks.

Im ehemaligen Rohrbadl am Anger, residiert heute der schicke Gastro-Hotspot „El Gaucho“

©Romana Fürnkranz

Burgen, Tempel, Heiden

Auch rund um Baden gibt es zwischen Burgen, Heurigen und Museen heimischer Persönlichkeiten viel zu entdecken. Am besten bei Ausflügen von Baden durch das schöne Helenental, über das romantische Stift Heiligenkreuz und Gaaden Richtung Hinterbrühl, weiter nach Mödling und Perchtoldsdorf.

Aussicht vom Husarentempel in die Föhrenwälder

©©Wienerwald Tourismus/Andreas Hofer

Eine Runde, die durch den herrlichen Naturpark Föhrenberge  bis zur Perchtoldsdorfer Heide führt und nicht nur landschaftliche Erlebnisse bietet, sondern auch kulinarische. Nach einer Wanderung auf Anninger oder Husarentempel hat in Mödling die Bühne Mayer oftmals heimische Kabarettisten am Programm, regionale Schmankerln gibt es im Mautwirtshaus und preisgekrönte Weine bei den Heurigen rundum.

Südliches Flair  am Mödlinger Hauptplatz: Cafés mit Blick auf Cobenzl und Anninger

©Gerhard Wild / picturedesk.com/Gerhard Wild/picturedesk.com

Wer will, übernachtet im schicken Gabrium in Maria Enzersdorf oder fährt nach Baden zurück. Weit ist es ja nicht.

Florentina Welley

Über Florentina Welley

Mag. Florentina Welley schreibt seit 2006 als Lifestyle-Autorin über ihre Lieblingsthemen: Mode, Reise, Design und Kunst. Darüber hinaus konzipiert sie Shootings, kuratiert auch Kunst- und Designevents. Auch Film-Erfahrung hat sie, etwa als Co-Produzentin für den Spielfilm „Die toten Fische“, darüber hinaus ist sie in Werbung und Medien bekannt für Konzepte, Textierungen jeden Genres und Modeproduktionen samt Styling, Regieassistenz, Ausstattung und Kostümbild.

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