Eine Wienerin auf der Suche nach den schönsten Surf-Spots der Welt
Mit Mitte 20 gab Gabi Steindl ihre Wirtschaftskarriere in einem Verlag in Hongkong auf und verwirklichte ihren Traum vom Leben am Meer. 20 Jahre später lebt die Kite-Surferin in Australien und noch immer von ihrer großen Passion.
Sie schwebt in kristallklarem Wasser mit unzähligen Meeresschildkröten, kommt in nächste Nähe zu riesigen Walen oder wird in ihrem Garten von wilden Kängurus besucht. Es ist ein Ausflug in eine andere Welt, wenn man Gabi Steindl auf Social Media folgt.
Die Österreicherin lebt mit ihrem Mann Corey Jones in Australien und ist Kitesurf-Profi – seit mehr als 20 Jahren. „Ich war mit 25 Jahren Businesslady, mitten im Wirtschaftsleben. Jetzt sind es 21 Jahre, dass ich mich dem Kite-Sport widme und immer noch davon lebe“, erzählt sie.
Die freizeit erreichte die Wienerin im Outback an der Nordküste, wo das Paar in Zelten am Strand den australischen Winter verbrachte, Handyempfang und Internet gab es nur phasenweise. In ihren Erzählungen bringt sie dem Zuhörer ihren australischen Traum näher.
Begonnen hat alles mit einer Marketing-Karriere wie im Bilderbuch. „Ich hatte einen guten Job in einem Verlag in Hongkong“, erinnert sich Steindl. Ein schönes Büro im 24. Stock eines Wolkenkratzers, eine Sekretärin im Vorzimmer, gutes Geld am Gehaltskonto. Doch der Traum von Gabi Steindl war das Leben in der Stadt nicht. In ihrem Kinderzimmer in Wien hatte sie stets Poster von Surfern hängen. „Ich wollte immer nach Maui und die Wasserberge reiten.“
In ihrem Verlag, der sich auf Abenteuerreisen und Extremsportarten spezialisiert hatte, stieß sie auf einen Artikel über Kiteboarden. „Das war der Anfang“, erinnert sich Gabi Steindl.
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Den Job hat sie bald hinter sich gelassen und lernte Kitesurfen. Wenig später war sie im Weltcup. Doch der Wettkampf war auch nicht das, was sie an diesem Sport so faszinierte. „Ich habe 2007 mit meinen Wahnsinnstrips begonnen“, erinnert sich Steindl. Dadurch kam sie ins internationale Team ihres Sponsors Duotone. Mit Geschichten und traumhaften Bildern in Special-Interest-Magazinen über ihre Reisen zu den abgelegensten Plätzen der Welt hat sie große Aufmerksamkeit erlangt. „Ich bin immer noch die Einzige, die das so radikal macht. Jemand, der in den westlichen Teil der Salomonen reist, wo bisher kaum weiße Menschen waren, den gibt es sonst nicht.“
Der schmale Grat
Gabi Steindl geht es bei ihren Reisen nicht um die Suche nach der perfekten Welle oder den perfekten Bedingungen. „Die finde ich selten, es geht um viel mehr: um das Kulturelle. Ich möchte mit Stämmen in Berührung kommen, die kaum mit weißen Personen zu tun gehabt haben.“
Das Leben fernab der Zivilisation kann gefährlich werden. „Auf den Salomonen wäre ich fast gestorben“, gibt Steindl zu. Sie bekam Dengue-Fieber und der nächste Flugplatz war drei Bootsfahrten von ihrer Insel entfernt. „Ich hätte es nie bis dorthin geschafft. Also musste ich es rausschwitzen“, sagt sie und lächelt bereits wieder darüber.
Respekt vor den Haien
Das Leben mit der Gefahr ist für Wassersportler in Westaustralien allgegenwärtig. Speziell in den Gewässern, in denen Haie unterwegs sind. „Glücklicherweise hatte ich noch nie eine Attacke von einem Weißen Hai, weil das überlebt man normalerweise nicht. Ich habe Freunde, die es nicht mehr gibt, weil sie gefressen worden sind.“ Der Grat „zwischen mutig und dumm ist schmal“.
In der Zeit der Covid-Pandemie war Gabi Steindl eingeschränkt. „Australien war drei Jahre lang gesperrt. Da konnte ich nicht ins Ausland reisen.“ Zu dieser Zeit hat sie viel in Westaustralien unternommen. „Das ist der größte Bundesstaat. Die Optionen für Abenteuer gehen dir nicht aus. Ich war auf wilden Roadtrips, wo es kein Telefon und Internet gibt. Da kannst du niemanden um Hilfe rufen, wenn was passiert.“
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Das Film-Projekt
Vor Kurzem brachte Steindl einen elfminütigen Film heraus, der die Schönheit ihrer Tätigkeit in wunderbaren Aufnahmen beschreibt. Gefilmt wurde von der Österreicherin Miriam Joanna und vom australischen Drohnenfilmer Jaimen Hudson, der seit seinem 17. Lebensjahr im Rollstuhl sitzt. „Er ist einer der inspirierendsten Menschen, die ich kennengelernt habe“, sagt Steindl. „Er hat die besten Fotos in meiner Karriere von mir gemacht. Dann wollte ich einen Film mit ihm machen.“ Dieser hat den Titel „The Art of Adaptation“ und wurde bei Film-Festivals auf Hawaii, in New York, Kalifornien und Portugal gezeigt.
Bis vor drei Wochen campierte Steindl mit ihrem Mann an der Nordküste. Um für mehrere Monate für den Ort, „an dem die Wüste auf das Meer trifft“, vorbereitet zu sein, reisten Steindl und ihr Mann mit zwei Allradautos inklusive Anhängern von ihrer Heimatstadt Margeret River an. Den Zeltpalast am Strand nennen sie Bush Taj Mahal. „Wir schauen aus dem Zelt und sehen die Buckelwale. Beim Kiten kommen sie dann auch ganz nah. Mein Mann ist sogar einmal über einen Wal gefahren und dann auf ihn drauf gestürzt.“
Tipps zum Kitesurfen
Pionier in Österreich ist Bernhard Kudernatsch, der 1999 die Kiteschule am Nordstrand in Podersdorf gegründet hat
(kitesurfing.at). Kitesurfen wird an allen größeren Seen Österreichs mit genügend Platz am Ufer und guten Windbedingungen betrieben. Beim Kitesurfen geht es darum, sich von einem Lenkdrachen auf einem Board stehend über das Wasser ziehen zu lassen. 2024 ist Kitesurfen erstmals olympisch.
Im Web
Gabi Steindl teilt ihre besten Bilder und Storys auf instagram.com/kite_gabi. Dort ist auch ihr Film „The Art of Adapting“ verlinkt.
Information zum Leben und den Projekten von Gabi Steindl finden Sie auch auf ihrer Website www.kitegabi.com.
Der nächste Ort ist 150 Kilometer entfernt, zum Essen gibt es viel Fisch, der mit dem mitgebrachten Boot selbst gefangen wird. In die Stadt wird nur einmal im Monat gefahren. Außer es passiert etwas. Ihr Mann Corey Jones ist Big-Wave-Windsurfer und das Revier bekannt für seine großen Wellen. Steindl sagt ehrfürchtig: „Wir spielen in sehr großen Wellen. Es mussten schon Leute mit dem Helikopter geholt werden. Wir nennen die Wellen ,Waves of consequences’, weil sie dir wirklich weh tun können. Hier sind Leute gestorben.“ Für kleine Verletzungen sucht das Paar keinen Arzt auf. „Superkleber ist unser bester Freund. Kein Scherz! Ein glatter Schnitt wird gut ausgewaschen und dann kommt Sekundenkleber drauf. Das tötet alles ab. Nur wenn es offensichtlich genäht werden muss, dann müssen wir stundenlang zum Spital fahren.“
Zu Beginn des australischen Frühlings kehrten Gabi und Corey in ihre Heimatstadt Margaret River zurück. Aber nur kurz, ihr Traum ging sofort weiter. Derzeit ist sie auf einem Segelboot auf den Fidschi-Inseln. Eine der weltbesten Wellen namens „Cloudbreak“ wurde von der Wienerin bezwungen. „Das ist ein Lebenstraum“, sagte sie. Bilder davon sind bereits auf ihrem Instagram-Account zu bewundern.
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