Michael Schottenberg: Heuschrecken essen, ja oder nein?
Was Reisen dem Gaumen lehrt: Kulinarische Weisheiten in Lesson 8 der freizeit.academy vom beliebten Reiseautor.
Vom Tourist zum Reisenden: In zehn spannenden und amüsanten Lessons erzählt Bestseller-Autor Michael Schottenberg hier in seiner freizeit.academy über richtiges Packen, kommunikative Missverständnisse und lustvolle Gaumenkitzel.
Wer auf eine Reise geht, der kann etwas erzählen. Und sehr oft drehen diese Erzählungen sich ums Essen: ob es gut geschmeckt hat in der Ferne oder man sich das hätte sparen können; welche kulinarischen Abenteuer man weit weg von der heimischen Küche erleben durfte; und manches Mal gilt es auch zu berichten, welche jenseitigen Abwege man unterwegs eingeschlagen hat. Weil Essen nicht nur satt macht, sondern ein sinnliches Erlebnis ist, bleibt uns der Geschmack bleibend in Erinnerung. Und danach beurteilen wir letztlich auch, ob wir uns einer Reise positiv oder negativ entsinnen.
„Essen ist nicht bloß Nahrungsaufnahme. Es ist Philosophie und Freude, Essen ist Loslassen, Genießen - und oft auch ein Augenschmaus“, weiß Michael Schottenberg. Seine Reisebücher, etwa über Vietnam, Burma oder Indien, sind Bestseller. In allen Ländern, die der Ex-Volkstheater-Direktor bereist hat, hat er sich ausgiebig mit der Kulinarik befasst.
Willkommen bei Lesson 8
Bei Straßenküchen essen – oder lieber nicht? Für den Gaumen ungewohnte Gerichte probieren – oder ist das zu riskant? Typische Landesspeisen daheim nachkochen oder lieben lassen? In Lesson 8 seiner freizeit.academy über die Kunst des lustvollen Reisens berichtet Schottenberg darüber.
Mit akkuratem Kochen nach Rezept, vollzogen mit technoider Genauigkeit, kann Schottenberg sich nicht anfreunden. „Das wirkliche Kochen ist: loslassen“, so der Autor. „Tun. Dem Instinkt folgen. Dem Geschmack folgen.“ Und auch vor unsinnig anmutenden Experimenten nicht zurückschrecken.
Gerne mal mit Zucker
Zum Beispiel „auch mal irgendwo Zucker reingeben, wo man zuvor noch nie Zucker reingetan hat“, so Schottenberg. Ein Kniff, den er sich bei seinen Reisen nach Südostasien abgeschaut hat. „Zucker bindet, provoziert, karamellisiert.“
Auch gesehen: Während man Zwiebeln bei uns am Anfang beigibt, wenn wir das Öl in der Pfanne heiß machen, werden sie in Asien erst viel später dazugegeben. „Das Gemüse soll schließlich nicht verkochen, verschrumpeln, verschwinden“, so Schottenberg. „Es soll da sein, und zwar frisch und farbig.“
Heuschrecken essen?
Kulinarisch abschrecken, durch Gerichte, die der Gaumen nicht gewohnt ist, lässt der Reiseautor sich nicht. „Grauslich finden wir nur Dinge, die wir nicht kennen. Davor zucken wir dann automatisch vor Angst zurück. Doch eine Heuschrecke zum Beispiel schmeckt wie eine Aschanti-Nuss, wie etwas Geröstetes. Und Engerlinge – wo jeder sagt: um Gottes Willen, das sind ja Würmer! - sind im Grunde genommen ganz ähnlich wie Garnelen.“
Schottenberg ist dafür, Mut zu entwickeln, wenn es darum geht, was auf den Teller kommt. „Weil etwas ungewohnt ist, neigen wir dazu zu sagen: igitt. Aber wenn man sich überwunden hat, kann etwas interessant schmecken.“
Nix Rohes essen
Dennoch ist das oberste Gebot bei einer Reise in ein unbekanntes Land mit seinen Sitten und Gerichten: gesund bleiben. „Ich schwöre, ich bin auf Reisen noch nie krank geworden. Und das, obwohl ich mich quer durch die Bank gegessen habe“, erzählt Schottenberg. Damit das gelingt, befolgt er eine einfache Regel: „Ich esse nichts, das roh ist. Und ich trinke kein Wasser, das nicht abgekocht ist.“
Selbst wenn ihm in Vietnam ein köstlicher, geschmorter Fisch zum Verzehr vorgelegt wurde – war er zentimeterdick mit Kräutern belegt, verzichtete Schottenberg darauf, zuzubeißen. „Die Kräuter sind roh“, sagt er. „Und alles, was roh ist, esse ich nicht in diesen Ländern. Es muss gewaschen sein, aber das weiß man halt oft nicht.“
Michael Schottenberg
Michael Schottenberg wurde 1952 in Wien geboren. Am Theater spielte er u.a. bei Hans Gratzer am Schauspielhaus Wien, am Theater in der Josefstadt und der Freien Volksbühne Berlin. Ab 1978 führte er auch Regie, am Raimundtheater inszenierte er 1994 etwa das Musical "Grease". In Film und Fernsehen sah man ihn etwa in "Der Bockerer", "Tatort" und "Kottan ermittelt". Von 2005 bis 2015 fungierte er als Direktor des Volkstheaters. Seitdem hat er großen Erfolg als Reiseautor, etwa mit Büchern über Vietnam, Burma oder Indien. Bei "Dancing Stars" wurde er 2019 Zweiter. Im Mai erscheint sein neues Buch "Wien für Entdecker".
Auch bei Wasser ist er höchst vorsichtig. „Trinke keinen Schluck Wasser, von dem du nicht überzeugt bist, dass es in einer Flasche verschlossen gelagert war“, ist Schottenberg strikt.
Und wie hält Michael Schottenberg damit, länderspezifische Gerichte daheim nachzukochen? Und sollte man eigentlich bei Straßenküchen beherzt bestellen, oder es lieber lassen? All das erfährst du in Lesson 8 seiner freizeit.academy.
Die Kunst des Reisens
Lust aufs Reisen bekommen, und aufs lustvolle Erzählen über die Geheimnisse des lustvollen Reisens? Dann hier alle zehn Lessons mit Michael Schottenberg in seiner freizeit.academy anschauen!
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