Besuch im Paradies Hawaii - die besten Strände, Hotels und Tipps
Was den Aloha-State Hawaii so unwiderstehlich macht und wieso er viel amerikanischer ist, als man glauben würde: ein Inselhopping.
Von Nicola Afchar-Negad
"Die lieblichste Flotte von Inseln, die jemals in einem Ozean vor Anker ging", schwärmte einst Mark Twain über Hawaii.
Es ist verführerisch, in Klischee-Kaskaden zu verfallen, wenn es um den fünfzigsten Bundesstaat der USA geht. Die weißen Sandstrände, die Kokospalmen, die verschwenderisch üppige Vegetation, die Hügel und Berge und und und.
Aloha, Lei und Hula
Dazwischen: junge Frauen und Männer mit Blumenketten (Lei) und Baströcken, die den Hula tanzen und ein Luau (Festmahl) feiern. Unzählige Filme und Fernsehserien haben diese Bilder in unseren Köpfen einzementiert. Sie befeuern die Sehnsucht nach Exotik, Wärme, Farbenpracht. Darüber schwebt ein Wort: Aloha – ein Begriff, der mit gerade mal fünf Buchstaben für gefühlt alles Positive steht. Noch dazu diese Sprache, die sich wie eine Umarmung anfühlt, wie sanfte Wellen, die einen davontragen. Alles nur ein Klischee? Nicht ganz.
Zwar hat man jenseits von Hawaii alles zu einer Trivialkultur zermanscht, aber es wäre zu einfach, das Ganze als Touristenkitsch abzutun. Auf den sechs leicht zugänglichen Inseln im Pazifischen Ozean tragen Geschäftsleute Hawaii-Hemden – die dort Aloha-Hemden heißen – zu Jobterminen, und Autofahrer deuten einander das Hang-Loose-Zeichen, das übrigens einer Gesetzesvorlage zufolge zum offiziellen Gruß Hawaiis werden soll. "Drive with Aloha"-Graffiti mahnen zur Vorsicht.
Zu besonderen Anlässen verteilt man eben die oben erwähnten Leis. Die Blumenketten sind sogar so beliebt, dass bei Bronzedenkmälern darauf hingewiesen wird, man möge ihnen keine über die Arme werfen. Wegen der Säure! All das: Alltag.
Auf Hawaii, diesen "kleinen Felsen im unendlichen Ozean" (laut Mark Twain) geht es sicherlich entspannter zu als auf dem Festland der USA. Allerdings bitte ja nicht denken, dass auf Oahu, Maui und Big Island alles eine Nummer kleiner wäre.
Amerikanische Gigantomanie
Die US-amerikanische Gigantomanie hat man eins zu eins übernommen. Der Jeep Wrangler ist ein durchaus mächtiges Auto, die Hawaiianer überlassen es aber den Touristen und nehmen sich lieber etwas noch Imposanteres. Auch Burger- und Fastfoodkultur sind hier groß im Rennen. Und in Pearl Harbor wehen die US-Flaggen.
Disney sorgt für Authentizität
Es lässt sich leicht erschließen, wofür welche Insel steht. Oahu ist das Herz Hawaiis – die Hauptstadt Honolulu findet sich hier – und der Waikiki Beach. Klar muss man hier einmal im Leben gewesen sein, schon allein fürs Filmkulissen-Feeling.
Für Aloha-Momente sorgt auch das Feuerwerk jeden Freitag vor dem "Hilton Hawaiian Village Waikiki Beach Resort". Oahu gilt als Surferinsel, die Statue von Surf-Pionier Duke Kahanamoku am Strand von Waikiki ist ein dezenter Hinweis darauf. Das hiesige Disney-Resort Aulani kommt ganz ohne Fahrgeschäfte aus, dafür tragen Minnie und Mickey Aloha-Hemd und Blumenkette (Interessant: Lilo von "Lilo & Stitch" hat hier Hausverbot, da als zu stereotyp eingestuft). Und auch eine gelbe Hibiskus-Blüte hinter dem Ohr darf nicht fehlen, immerhin ist es die offizielle Staatsblume.
Was man Disney zugutehalten muss: Im "Aulani" wird so einiges getan, um das Erbe Hawaiis zu zelebrieren – und es vom Anachronismus zu befreien, der insbesondere in den 1960er und -70er-Jahren wie "Shaved Ice"-Sirup alles verpickt hat. In der Lobby läuft zeitgeistige hawaiianische Pop-Musik und an der Bar werden die Drinks bitte auf Hawaiianisch bestellt.
Und wenn wir schon bei der Kulinarik sind: Ein Muss ist auf Oahu das Ananas-Eis auf den "Dole"-Plantagen. So ganz nebenbei lernt man hier so einiges: Etwa, dass einst zwei Drittel der weltweit geernteten Ananas aus Hawaii stammten, mittlerweile wird sogar importiert – zum Beispiel von den Philippinen. An die ungewöhnlich starke Militärpräsenz auf Oahu muss man sich als Mitteleuropäer dagegen erst einmal gewöhnen.
Filmreifes Maui
Nur einen kurzen Inlandsflug entfernt steht Maui wiederum für unbeschwerte Strandtage, am besten mit einem kühlen Guavensaft (den das Kleinkind Aloha-Saft nennt) in der Hand. Man kennt Maui aus "50 erste Dates", "Pearl Harbour" und der ersten Staffel "The White Lotus". Gedreht wurde die mit Emmys gespickte Gesellschaftssatire im "Four Seasons Maui at Wailea", eine sichere Bank in Sachen Hotelbuchung.
Maui ist auch die erste Wahl, wenn es um Wal-Beobachtungen geht. Im Winter gelingt das teils sogar von der Sonnenliege des etwas erhaben gelegenen Resorts aus. Eine Bootstour ist natürlich noch einmal etwas ganz anderes.
Aber Achtung: Die Walsaison gehört zu den stärksten auf Hawaii, das sollte man bei der Reiseplanung berücksichtigen.
Wenn USA und Japan Schulferien haben, ist's überlaufen
Generell ist es nicht verkehrt, sich vorher die Ferienzeiten der USA und Japan anzusehen. Oder aber man zieht einfach weiter auf eine der B-Promi-Inseln, etwa zu Kauai, um zu wandern.
Big Island (offizieller Name: Hawaii) steht wiederum für die Vulkane. Die jüngste Insel ist alleine fast so groß wie alle anderen zusammen und hat ganze elf Klimazonen im Angebot.
Was einem hier passieren kann: Dass die auf Google-Maps angezeigte Straße einfach nicht mehr weiterführt, weil gerade Lava darauf abkühlt.
Kalua-Pig im Paradies
Bis heute spürt man auf Hawaii das Ursprüngliche, sieht Teile einer längst versunkenen Welt, als der Aloha-State noch ein wildes polynesisches Königreich war. Egal, für welche Inselkombination man sich entscheidet, alle gehen als botanisches Gesamtkunstwerk durch. Die Wasserfälle, an denen man oft einfach so planschen kann und zur Abwechslung sandfrei bleibt, die "einer schöner als der andere"-Sonnenuntergänge mit "Green Flash" (ein kurzes grünes Aufflackern), die Vulkan-Palmen, die mit den satt-grünen Hügeln ringsum wetteifern, der Geruch von Jasmin und gegrilltem Fisch – das ist alles fast schon zu viel des Guten.
Probleme im Paradies
Vergangenes Jahr wüteten Waldbrände auf Maui, heuer meldete man Wassermangel und es gibt nicht nur eine Wal-, sondern auch Hurrikan-Saison. Und überhaupt steigt der Wasserpegel, was à la longue – es ist bekannt – fatale Auswirkungen auf die Inselkette haben könnte.
Bisher merkt man den recht unverwüstlich wirkenden Insulanern davon nichts an. Sie gönnen sich ihr langsam gegartes Kalua-Schweinefleisch bei "Helena’s Hawaiian Food" (in Oahu), das ihnen mit einem langgezogenen Aloooohaaaaa serviert wird. Und genau so sollte man es auch als Tourist angehen.
Anreise
Hawaii liegt mitten im Pazifik, zwischen Japan und Kalifornien. Europäer fliegen meistens nach Los Angeles oder San Francisco, bleiben hier für 2-3 Tage und reisen von dort aus weiter. 2-3 Inseln sollte man schon besuchen. Funktioniert recht unkompliziert mit Inlandsflügen, aber auch Fähren sind möglich.
Sehenswert
Polynesian Cultural Center
Kein klassisches Museum, sondern Kultur zum Erleben; man erkundet die polynesischen Inseln. polynesia.com
Iolani Palast
Ehemalige königliche Residenz in Honolulu – und einziger royaler Palast in den USA. iolanipalace.org
Pearl Harbor Historic Sights
In Honolulu. Besteht aus vier Attraktionen, unter anderem kann man in ein U-Boot steigen. pearlharborhistoricsites.org
Hotels
Four Seasons Maui at Wailea
Drehort der ersten Staffel von "The White Lotus". Nicht nur edel, sondern auch glamourös. fourseasons.com/maui
Sheraton Waikiki
Berühmter Infinity-Pool am Waikiki-Strand. 2023 generalsaniert, Surf- und SUP-Stunden. @sheraton waikiki
Ohana Tiny House
Aufwachen mitten im Lavafeld – das geht in diesem Tiny House auf Big Island. Zu buchen via vrbo.com/1826876
Strände
Turtle Beach / North Shore Oahu
Tipp für Sonnenuntergänge auf der wichtigsten Insel Hawaiis.
Kaanapali Beach
Einst zum "besten Strand" der USA gewählt. Auf Maui. Abends: Klippenspring-Zeremonie
Beach 69
Ungewöhnlicher Name, ungewöhnlicher Strand. Brotbäume statt Palmen, Sand und Lavakiesel. Auf Big Island.
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