
Sie sind gekommen, um zu bleiben: Warum Stars länger in Hotels wohnen
Coco Chanel und Marcel Prawy haben es getan, Udo Lindenberg tut es noch immer: Sie wohn(t)en dort, wo andere Urlaub machen – im Hotel. Was den Reiz ausmacht und worauf es ankommt. Ein Experte gibt Einblicke.
Er ist der „gute Hausgeist“ an der Alster, schrieb der Norddeutsche Rundfunk über Udo Lindenberg. Im deutschsprachigen Raum ist der Rockmusiker das bekannteste Beispiel eines Stars, der auf Dauer in einem Hotel wohnt. In dem Fall seit gut dreißig Jahren im Hamburger Nobelhotel „Atlantic“. Da kann es Gästen schon passieren, dass neben ihnen an der Bar Lindenberg an einem Cocktail nippt.

Udo Lindenberg
©Lindenberg/Tina AckeWas aber bringt Menschen dazu, für längere Zeit in ein Hotel zu ziehen – an einen Ort, wo Urlauber normalerweise nur eine oder wenige Nächte verweilen?
„Man muss sich um nichts kümmern.“ Diese einfache Antwort liefert Gastronom Bernd Schlacher, der das „Hotel Motto“ in Wien betreibt und Erfahrungen damit gemacht hat. „Wir hatten jüngst einen internationalen Schauspieler im Haus, der wegen eines Drehs drei Wochen im Motto gewohnt hat.“ Meist seien es Künstler und Schauspieler, die einige Zeit aus beruflichen und kreativen Gründen dergestalt wohnen.
Cocos Leben im Ritz
Ein internationales Extrembeispiel ist die französische Modeschöpferin Coco Chanel, die mehr als drei Jahrzehnte im Pariser Hotel „Ritz“ wohnte – wo sie 1971 in ihrer Suite starb.

coco Chanel
©dpa/APA/DPAFür Schlacher beginnt ein Langzeitaufenthalt bei zwei, drei Wochen. Man müsse bedenken, dass Gäste in der Stadthotellerie durchschnittlich nur rund eineinhalb Nächte bleiben, da seien mehrere Wochen am Stück schon viel, so der Experte. Der auch gleich technisch-praktische Vorteile aufzählt: „Man spart sich die Stromrechnung und die Wasserkosten, die Wäsche wird gemacht. Es ist ein Rundumservice.“ Dazu kommen oft Annehmlichkeiten, die nicht jedermann daheim hat: etwa eine Bar, ein Pool oder ein Fitnessbereich. Und Haustiere und Mitbewohner seien dann bei ihm erlaubt, streut der Motto-Chef ein.
Ein Kriterium ist die Lage des Hotels, dazu braucht man nur in die heimische Historie schauen. Marcel Prawy, der „Opernführer der Nation“, wohnte die letzte Dekade seines Lebens im Wiener Luxushotel Sacher – die Staatsoper war quasi vor der Hoteltüre.
Ein Reiz für Hoteldauergäste sei zudem die Kulinarik. Man kann sich ja das Essen in die Suite bringen lassen oder im Restaurant speisen, und zwischen vielen Gerichten auf der Karte wählen. Schlacher: „Hotels haben oft einen großen Weinkeller, was will man mehr.“
„Man lässt sich umsorgen, fühlt sich wie im Urlaub“. Nachsatz Schlachers: „Natürlich muss man es sich leisten können.“ Und das ist dann doch ein zentraler Punkt und großes Ausschlusskriterium. Schließlich kassiert nicht jeder Hollywood-Gagen.
Genaue Zahlen hinsichtlich der Kosten könne er nicht bieten, aber es gebe von Hotel zu Hotel stets Spezialpreise, was die room rate betrifft.
Sozial, aber auch diskret
Ein großer Reiz der Longstays sei das Zwischenmenschliche in einem Hotel. Schlacher dazu: „Man hat täglich viele andere Mitbewohner, es ist wie eine große WG. Gleichzeitig sei ein Hotel ein geheimer, diskreter Ort. „Wer will, sitzt alleine und beobachtet nur.“
Vielleicht geht es aber einfach nur darum, die Mühsal des Alltags zu vermeiden. Lindenberg hat es selbst auf den Punkt gebracht, warum er in seiner „Panik-Zentrale“ im Atlantic lebt: „Hätte Bach seinen Müll persönlich runtergetragen, hätte er so manche Kantate nicht geschrieben.“
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