
Griechische Insel Ägina: Ein kleines Stückchen Paradies
Unberührte Buchten, glasklares Meer, buttrige Pistazien, die auf der Zunge zergehen, sowie der Duft von Salzwasser und Bougainvillea-Blüten: Ein Urlaub auf der griechischen Insel Ägina bringt die Erholung, nach der man sich schon so lange gesehnt hat.
Die Luft hier am Außendeck riecht nach Salzwasser, während am azurblauen Himmel die Möwen kreischen, verwirbelt der milde Fahrtwind das Haar. Und dann tauchen die pastellfarbenen Häuser Äginas in Sichtweite auf, keine Dreiviertelstunde nachdem man den Hafen vor der Akropolis in der Gischt des Fährboots hinter sich gelassen hat.
Beim Griechenlandurlaub gilt es meist, sich zu entscheiden: Möchte man auf einer idyllischen Insel die Seele baumeln lassen oder lieber das historische Erbe der Antike erkunden? Doch Ägina, die kleine Insel im Saronischen Golf, ermöglicht beides. Nicht nur weil das Eiland lediglich 25 Kilometer vom Hafen Piräus entfernt ist und sich somit leicht mit einem Aufenthalt in Athen verbinden lässt, sondern auch weil die Insel selbst versteckte Buchten, durchsichtiges Meer, malerische Fischerdörfer, antike Tempel und archäologische Monumente zu bieten hat.
Einen Augenblick lang Hauptstadt
Beim Verlassen der Fähre geht der Blick zunächst nach oben. Überraschend groß und eindrucksvoll ragen die Stadtvillen gen Himmel.

16 Monate und zehn Tage war dieser Ort am Beginn des 19. Jahrhunderts aber auch Hauptstadt des neuen griechischen Staates. Als sich Griechenland 1827 vom Osmanischen Reich abspaltete, ließ der neue Staatschef Ioannis Kapodistrias als Zeugnis seiner Macht klassizistische Prunkgebäude errichten. Das ist noch heute so herrlich anzusehen, dass man ein wenig verweilen möchte.
Die Auswahl der Cafés entlang der Hafenpromenade überfordert zunächst ein bisschen, doch das kleine Tischchen unter der ausladenden Markise des Café Aiakeion, bestätigt der Kellner wenig später, war die richtige Wahl. Das Lokal existiere nämlich seit fast 70 Jahren und sogar der berühmte griechische Maler Yiannis Moralis habe hier seinen Kaffee eingenommen.
Präferenz für Pistazien
Die Profiteroles, die wenig später serviert werden, zergehen auf der Zunge, sie kommen mit der besten Creme – intensiv, edel, doch nicht zu süß – und natürlich aus Pistazien. Als der Athener Arzt Nikolaos Peroglou 1896 im Nordosten Äginas ein kleines Stückchen Land erwarb und dort verschiedenste Nusssorten anpflanzte, hat er sich wohl kaum ausgemalt, dass er damit die Zukunft der ganzen Insel prägen würde.

Doch das sonnige Klima, der geringe Niederschlag, gepaart mit dem kalkhaltigen Boden bilden eine Kombination, die den Pistazienbaum leicht unter Stress setzt und zu einem besonders intensiven Aroma der Frucht führt. (Streng genommen ist die Pistazie ja keine Nuss, sondern ein Steinobst.) So vorzüglich ist jedenfalls ihr Geschmack, dass die Fistiki Aeginis PDO seit 1996 von der EU als geschützte Ursprungsbezeichnung anerkannt ist.
Die knorpeligen, fast schon skulpturhaften Pistazienbäume prägen auch das Landschaftsbild, als es tags darauf die kurvige Asphaltstraße entlanggeht. Die Haare flattern einmal mehr im Wind und die Mittelmeersonne wärmt die Arme. Denn der beste Weg, um Ägina zu erkunden, ist sich eines der kleinen Mopeds auszuborgen.
Schon nach ein paar Minuten auf der Avenue Aphaia Richtung Osten taucht linker Hand ein pfirsichfarbener, mit Säulen und Vorsprüngen verzierter Turm auf: der Glockenturm der Agios-Nektarios-Kirche, eine der eindrucksvollsten Sehenswürdigkeiten der Insel.

Das Gotteshaus wurde zu Ehren des früheren Theologen Agios Nektarios errichtet, der sich nach seiner Pensionierung 1908 in Ägina zurückzog.
Nachdem er einen jungen, besessenen Mann geheilt haben soll und nach drei Jahren der Trockenheit wieder Regen einsetzte, erhoben ihn die Inselbewohner schon zu Lebzeiten zum Heiligen. Die Kirche zieht jedes Jahr Tausende Pilger an und ist mit ihren riesigen Torbögen, der feinen Holzschnitzerei und den detailreichen Deckengemälden aber auch besonders eindrucksvoll.
Zu Ehren der Göttin
Agios Nektarios ist nicht der einzige Andachtsort, den es lohnt aufzusuchen. Am östlichen Zipfel der Insel führt eine kurvige Straße bergauf und zu einem Plateau, vor dem, relativ versteckt, ein Eingang auszumachen ist. Die Luft ist trocken und heiß, als es unter dem Baldachin aus Pinienbaumkronen den Pflasterweg entlanggeht – bis sich die dorischen Säulen des Aphaiatempel vor einem auftürmen. 500 v. Chr., zu Ehren der Fruchtbarkeitsgöttin Aphaia errichtet, gilt der Tempel heute als eines der größten, erhaltenen Architekturwunder des antiken Griechenlands.

Doch das vielleicht wunderbarste Highlight der Reise ist nicht auf der Hauptinsel zu finden. Das kleine Motorboot im Hafen von Perdika wackelt beim Einsteigen am nächsten Morgen. Für die kurze Strecke ist das kleine Gefährt aber ausreichend, denn das Ziel „Moni Island“ ist bereits vom Festland aus sichtbar, und keine zehn Minuten nachdem der Kapitän den Motor angeworfen hat, lässt er die Gäste auch schon wieder aussteigen.
Die Frage, ob sich der Besuch des Inselchens überhaupt auszahlt, besticht doch bereits die Hauptinsel durch charmante Strandabschnitte, ist vergessen, sobald man vom Boot ins seichte Wasser steigt und die letzten Meter ans Ufer watet.
Unberührtes Inselchen
Abgesehen von einem kleinen strohgedeckten Restaurant und ein paar Liegestühlen ist „Moni Island“ unberührt.

Wohl deshalb glitzert das Meer hier klarer, riecht die Luft aromatischer und lädt dieser Ort noch einmal mehr ein, die Zeit zu vergessen. Von irgendwoher kommt ein lautes „Miaaaau!“ Die neugierige Suche nach der Quelle des Geräusches sorgt für eine Überraschung: Mitten auf dem Waldpfad schlägt einer der hier frei laufenden Pfauen sein Rad.
Sonnenmüde geht es am Nachmittag zurück nach Perdika.

Nach einem Rundgang vorbei an pinken Bougainvillea-Büschen, die von den weißgewaschenen Hausmauern tropfen, kehrt man an den Hafen zurück – angelockt vom Duft des angebratenen Fisches im Restaurant Nontas. Zur Vorspeise gibt es warmen Rote-Rüben-Salat mit Feta und scharfes Tsatsiki. Der Weißwein ist so kalt, dass am Glas Kondenswasser entlangläuft, eine Katze streicht um die Beine, und als die Sonne langsam untergeht, beginnen in der Ferne die Zikaden zu zirpen.
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