Spektakulär: Das Taktsang Kloster thront auf einer Felsklippe – der legendäre buddhistische Gelehrte Guru Rinpoche erreichte es auf einem fliegenden Tiger

Reise nach Bhutan: Wo Glück mehr wert ist als Reichtum und Pomp

Der wahre Luxus von Bhutan sind die fröhlichen Gesichter. Neben Glück locken Bergketten, spirituelle Kraft und eine Welt voller Magie.

Von Leonie Maier

Im Land der Drachen, wo sich dichte Wälder an nebelverhangene Berghänge schmiegen, bunte Gebetsfahnen im Wind flattern und uralte Klöster an steilen Felswänden kleben, scheint die Welt in einem anderen Rhythmus zu schwingen. Willkommen in Bhutan, im Land, in dem das Glück regiert.

Sofort nach der Ankunft fällt auf, dass Einheimische sich in aller Ruhe miteinander unterhalten und dabei immer ein Lächeln auf den Lippen tragen; Bhutaner begegnen ihren Mitmenschen mit bewusster Herzlichkeit. Hektik und Anonymität kommen dabei erst gar nicht auf.

Beschützer des Landes auf einem fliegenden Tiger

Der Binnenstaat mit knapp 800.000 Einwohnern blickt auf eine lange Geschichte zurück, die bis ins 8. Jahrhundert zurückreicht. Damals soll der buddhistische Gelehrte Guru Rinpoche auf dem Rücken eines fliegenden Tigers das berühmte Kloster Taktsang erreicht haben, das heute spektakulär auf einer Felsklippe thront.

Ihm wird ein großer, spiritueller Einfluss nachgesagt, denn er wird nicht nur als einer der wichtigsten Verbreiter des Buddhismus betrachtet, sondern auch als Beschützer des Landes. Das moderne Bhutan wurde jedoch erst Anfang des 20. Jahrhunderts vereinigt, als Ugyen Wangchuck 1907 zum ersten König gekrönt wurde.

Das Bruttonationalglück

Im Jahr 2008 vollzog das Himalaya-Paradies den historischen Schritt von einer absoluten zu einer konstitutionellen Monarchie. Symbolisch bleibt der Monarch somit weiterhin Staatsoberhaupt, nimmt aber eine eher repräsentative Funktion ein, während die politischen Entscheidungen vom gewählten Parlament getroffen werden.

Beim wichtigsten buddhistischen Fest des Landes, dem Gasa Tshechu, werden heilige Cham-Tänze in festlichen Gewändern aufgeführt 

©Getty Images/Andrew Peacock/istockphoto

Jedenfalls erfreut er sich landesweiter Beliebtheit, was wohl daran liegt, dass der aktuelle König Jigme Khesar Namgyel Wangchuck von der Bevölkerung als eine Art spiritueller und weltlicher Führer angesehen wird, der das Wohl seines Volkes im Einklang mit den traditionellen Werten und dem Buddhismus fördert.

Damit einher geht die Fokussierung auf das 1978 eingeführte Bruttonationalglück. Dieser Wert misst nicht nur monetäre Indikatoren, sondern auch Aspekte wie eine nachhaltige und gerechte sozioökonomische Entwicklung, die Bewahrung und Förderung kultureller Werte oder den Schutz der Umwelt. So ist es nicht verwunderlich, dass Bhutan in vielen Artikeln als eines der glücklichsten Länder der Welt bezeichnet wird und man auf der Durchreise in ein fröhliches Gesicht nach dem anderen blickt. 

Aber auch wenn die Dankbarkeit im Mittelpunkt steht, ist die Armut vor Ort ein zentrales Problem.

Bhutan - eingebettet zwischen Tibet und Indien

©Grafik

Zwischen Bergen und Mantras

Ein leises Murmeln heiliger Mantras, ein freundliches Lächeln und ein sanftes Nicken zeigen, dass Gäste willkommen sind – solange sie die Stille dieses heiligen Ortes mit Achtsamkeit genießen. 

Mönche in tiefroten Gewändern sind in Bhutan allgegenwärtig, denn viele Buben treten bereits im Kindesalter in die Klosterschule ein, wo sie neben spirituellen Lehren auch Mathematik und Naturwissenschaften studieren. Meditation und Gebetsrituale bestimmen daher von klein auf ihren Alltag.

Genau genommen wird in Bhutan hauptsächlich der tibetische Buddhismus praktiziert, insbesondere die Nyingma- und die Gelug-Schule. Damit unterscheidet sich das Königreich von anderen buddhistisch geprägten Ländern wie Sri Lanka oder Thailand, die vor allem dem Theravada folgen. Der tibetische Ansatz entfaltet sich im Königreich in einer Atmosphäre intensiver spiritueller Praxis, die tantrische Rituale, Meditation und die Kraft der Mantras umfasst.

Darüber hinaus dienen die mächtigen Klöster, auch Dzongs genannt, nicht nur als religiöse Zentren, sondern auch als Verwaltungsgebäude. Viele dieser beeindruckenden Bauwerke liegen an den steilen Berghängen oder thronen majestätisch über den Tälern des Landes. Wer eine körperliche und spirituelle Herausforderung sucht, erreicht beispielsweise das wohl berühmteste Kloster, das Taktsang, nach einer mehrstündigen Wanderung.

Abseits der Norm

Nun gibt es noch einige Besonderheiten, die zur Einzigartigkeit Bhutans beitragen. Während in Europa Ampeln zum Straßenverkehr gehören wie Parmesan zur Pasta, kommt die Hauptstadt Thimphu ganz ohne aus. Schon am ersten Tag fällt auf, dass hier Polizisten den Verkehr regeln. 

Das ist aber noch nicht alles, denn Bhutan folgt noch in vielen weiteren Hinsichten nicht dem globalen Mainstream. Fast-Food-Ketten sucht man hier vergebens, stattdessen stehen Reis, Käse und Chili auf dem Programm.

Das Nationalgericht schlechthin heißt Ema Datshi, eine Spezialität aus Chili und Yakkäse, die meist mit Reis serviert wird und nach einem langen Erkundungstag genau das Richtige ist. 

Typisch für das Königreich ist auch die traditionelle Kleidung: Während die Frauen einen Kira tragen, ein bodenlanges, farbenfrohes Kleid, tragen die Männer einen Gho, ein langes, in der Taille geschnürtes Gewand.

Bhutan ist auch kulinarisch eine Reise wert

©amp sripimanwat

In der Himalaya-Region sorgen auch die bunten Gebetsfahnen im ganzen Land für eine spirituelle Atmosphäre. Sie stellen nicht nur die Verbindung zwischen Erde und Himmel her, sondern tragen auch die Gebete und Wünsche der Menschen in den Wind. 

Spätestens beim Anblick der Nationalflagge fällt der Drache auf, der ein weiteres wichtiges Symbol Bhutans darstellt. Vor Ort wird das Fabelwesen als "Donnerdrache" oder Druk bezeichnet, was auch dem lokalen Namen des Landes entspricht, denn Druk Yul bedeutet "Land des Drachen". In Bhutan gilt der Drache schließlich als schützende Kraft, die das Land vor bösen Mächten bewahrt, zudem symbolisiert er die Einheit und den Zusammenhalt des bhutanischen Volkes.

Schwierige Anreise

Übrigens: Wer glaubt, auf einer Asienreise spontan einen Abstecher nach Bhutan einplanen zu können, irrt sich. Es sei denn, der Zeit- und Finanzplan lässt noch viel Spielraum, denn die Anreise in das kleine Land ist durchaus mit etwas mehr Aufwand als üblich verbunden. Zum einen gibt es nur wenige Flughäfen, die den Paro International Airport anfliegen. Zum anderen sind diese Direktverbindungen vergleichsweise sehr teuer. Hinzu kommt ein Visum, das derzeit rund 200 US-Dollar kostet.

Anreise

Es gibt nur wenige Direktflüge zum internationalen Flughafen von Paro. Empfehlenswert sind Flüge von Bangkok oder Delhi.

Gute Nerven schaden auch nicht, denn der internationale Flughafen zählt aufgrund seiner geografischen Lage zu den gefährlichsten der Welt. Tatsächlich liegt der Flughafen in einem Tal, das von hohen Bergen umgeben ist, was den Flugverkehr erschwert. Nur speziell ausgebildete Piloten scheinen in der Lage zu sein, dort zu landen, da die Sicht- und Navigationsbedingungen in dieser Region als besonders schwierig eingestuft werden. Diese Randinformation sollte jedoch niemanden von einem Besuch abhalten, da der Flughafen gut überwacht wird und alle Piloten über die notwendigen Qualifikationen verfügen, um eine sichere Landung zu gewährleisten.

Die beste Reisezeit

Wer Bhutan in seiner schönsten Pracht erleben möchte, sollte im Frühling die Koffer packen, da die Monate April und Mai ideal sind, um die Rhododendronwälder in voller Blüte zu erleben.

Tipps

Sehenswertes

  • Punakha Dzong: Prächtige Klosterfestung an der Mündung zweier Flüsse.
  • Buddha Dordenma: 51 Meter hohe Buddha-Statue aus vergoldeter Bronze. 
  • Gangtey-Tal: Malerisches Tal mit friedlicher Atmosphäre.

Unterkunft

  • Six Senses Thimphu: Infinity Pool mit Blick auf das Thimphu-Tal.
  • Como Uma Paro: Moderne trifft auf Tradition im Paro-Tal.
  • &Beyond Punakha River Lodge: Luxusresort mit Zelt-Villen.

Kulinarik

  • Babesa Village: Bhutanische Küche in einem traditionellen Ambiente.
  • Sonam Trophel: Bekannt für köstliche Momos.
  • Dorji Tozey: Köstliche und preiswerte bhutanische Küche.

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