Mikroplastik in der Mode: Wie man Plastik vermeiden kann
Klein, aber gar nicht fein ist Mikroplastik und dennoch allgegenwärtig. Beispielsweise in Textilien. Waschmaschinen spülen es ins Wasser, Trockner blasen es in die Luft.
Plastik ist praktisch, billig, lange haltbar und in der Konsumwelt allgegenwärtig. Das allerdings noch weit über seine „Entmüllung“ hinaus. Nur ein vergleichsweise kleiner Teil wird nämlich wiederverwertet oder verbrannt. Fast 80 Prozent finden sich auf Müllhalden oder auf den Weltmeeren. All das endet irgendwann einmal – durch „Wind und Wetter“ ins Allerkleinste zerrieben und verteilt – als Mikro- oder Nanoplastik-Partikelchen im Ökosystem. Die Folgen auf das Leben im Wasser sind dabei besser beforscht als die der Mikroplastikverschmutzung für den Boden und die oft sehr komplexen Lebensgemeinschaften in diesem (Mikroorganismen, Regenwürmer etc.). Neueste Forschungen weisen darauf hin, dass die Auswirkungen auf das Bodenleben sogar noch gravierender sein könnten als bei den Ozeanen.
So schädlich ist Plastik wirklich
Risikobehaftet sind aber nicht nur die Partikel selbst. Die Oberfläche von Mikroplastikpartikeln und ihre chemischen Eigenschaften bewirken nämlich ein verstärktes Anhaften von Schadstoffen, Schwermetallen, Bakterien oder Viren, die sich bereits in der Umwelt befinden. Diese können dann über die Nahrungskette in das Verdauungssystem von Tieren und Menschen gelangen. Zersetzt sich Mikroplastik, treten auch gesundheitsschädliche Stoffe aus, die bei der Herstellung von Plastikprodukten eingesetzt werden, nämlich Weichmacher (Phthalate oder auch Bisphenol A). Sie können unter anderem auch zu Störungen des Hormonsystems führen, mit Folgen wie Stoffwechselstörungen und Verhaltensänderungen.
Bei größeren Partikeln ist davon auszugehen, dass sie über den Verdauungstrakt ausgeschieden werden. Bei Kleineren hingegen besteht die Gefahr, dass sie sich im Darmgewebe einlagern, auch in den Atemwegen oder in der Lunge. Forscher an der New York University School of Medicine haben herausgefunden, dass Säuglinge in ihrem Stuhl zehn- bis zwanzigmal höhere Konzentrationen an Mikroplastik aufweisen als Erwachsene. Dieses stammt wesentlich aus PET-Mikroplastik, das man bei der Produktion von Wasserflaschen oder Textilfasern benötigt.
Darum sollte man "Plastik fasten"
Bleiben wir bei den Textilien. Im Jahr 2030 soll die weltweite Nachfrage nach Fasern 135 Millionen Tonnen betragen. 75 Prozent davon dürften synthetische sein. Eine beunruhigende Vorstellung, zeigt doch eine Analyse von Abwasserproben aus Haushaltswaschmaschinen, dass schon ein einziges Kleidungsstück mehr als 1.900 Fasern pro Waschgang abgeben kann. Heute schon lässt sich ein großer Teil der im Meer vorgefundenen Kunststofffasern auf das Waschen von Kleidung zurückführen. Verschiedene Arten von Stoffen geben unterschiedliche Mengen von Mikrofasern ab. Bei einer mit Polyester, Polyester-Baumwollgemisch und Acrylgeweben voll befüllten Waschmaschine können bis zu 700.000 Mikrofasern ins Abwasser gelangen. Auch der Output des Wäschetrockners lässt aufhorchen. Ein einziges Gerät kann jährlich 120 Millionen synthetische Mikrofasern in die Luft absetzen und wird so zu einer Hauptquelle für Mikrofaserverschmutzung in der Atmosphäre.
Die Schlussfolgerung daraus lautet: „Plastik fasten“. Nämlich Plastik in vielen Bereichen durch ökologische Alternativen zu ersetzen, keine Kunststoffkleidung mehr zu kaufen, und wenn, dann Second Hand, weil das zumindest Ressourcen schont. Der Modetrend zu Kleidung aus zweiter Hand weist da tendenziell in die richtige Richtung. Die Jungen machen mit, weil sie sich individuell kleiden wollen, bei den älteren Semestern zählt oft vorrangig das Nachhaltigkeitsargument. Realität ist, dass immer mehr Second Hand, zugleich aber auch mehr an Fast Fashion-Billigprodukten gekauft wird.
Hans-Peter Hutter ist stv. Abteilungsleiter für Umwelthygiene und Umweltmedizin an der MedUni Wien
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