
Die Story hat (k)einen Bart - Die neuen Styles für Schnauz & Co.
Bärte sind Statement, Stilmittel – und Trend. Doch welcher passt zu wem? Wie hält man ihn in Form? Die "freizeit" besuchte einen Experten – und kennt die Antworten.
"Bart oder nicht Bart?“ – das ist keine Frage mehr. Kaum ein Promi oder Hollywood-Star, der sich nicht zumindest zeitweise mit mehr oder weniger dichtem Gesichtshaar zeigt.
Besonders oft sieht man den sogenannten Van Dyke, der den Träger mit langem Schnauz und spitzem Goatee zu einer verwegenen Mischung aus Künstler und Pirat macht. Und ja, natürlich trägt Johnny Depp den auch besonders gerne.
Auch heiß: der Anchor Beard mit einem Verbindungsstreifen von der Unterlippe zum Kinn. Der mächtige Boxed Beard? Hat sowieso nie wirklich Pause gemacht – der Typ in der Kreativagentur unseres Vertrauens trägt ihn seit 2010 wie ein Ehrenabzeichen.
Wie hieß es damals so schön: Bärte sind die neuen Krawatten. Genau.
Außerdem lest ihr in dieser Geschichte noch:
- Jetzt aber wirklich: Der Schnauz is back!
- Besser aussehen: Wie Bärte uns verändern
- Warum Auskenner Rasiermesser benutzen
Als Überraschungsgast auf der heurigen Bart-Bühne: der Schnauzer. Wer hätte gedacht, dass der 80er-Jahre-Oberlippenbart, auf dessen wenig schmeichelhaften Spitznamen wir hier nicht näher eingehen wollen, plötzlich wieder cool ist?
Schuld daran: Yellowstone & Co., also der anhaltende Western-Boom auf den Streaming-Plattformen – und Promis wie Christian Bale oder neuerdings auch Jude Law, die mit liebevoll gezwirbeltem gezwirbelten Schnurrbärten oder markanten Koteletten über die roten Teppiche flanieren.
Der richtige Bart
Bei so viel Hype stellt sich die Frage: Welcher ist nun der richtige für mich? Mit Bernhard Krenn, der in einem herrlichen Altbau-Salon in der Auerspergstraße nicht nur als Friseur, sondern auch als klassischer Barbier tätig ist, stand der einer der etabliertesten Experten Wiens als Gesprächspartner zur Verfügung.

Natürlich trägt der Barbier selbst auch Bart. Bernhard Krenn bevorzugt für sich persönlich einen Vollbart in "Ducktail" Form
©Bernhard Krenn"Wichtig ist", so Krenn, "dass der Bart auch zum Typ passt. Und zur Gesichtsform." So sei etwa der zurzeit so angesagte Schnauzer nicht ideal für Männer, die ein eher "schwaches" Kinn haben. In Kombination mit einem Goatee wird diese Problemzone dann allerdings gut kaschiert.
Auch für ein rundliches Gesicht bietet sich der Kinnbart an, da er "streckt". Wer lieber einen Vollbart möchte, sollte sich in dem Fall für einen "Ducktail" entscheiden und nicht für einen kantigen Boxed Beard. Denn beim Ducktail wird der Bart in eine schmale, elliptische Form geschnitten, die ebenfalls einen "verlängernden" visuellen Effekt hat.
Ausgesprochen trendy sind derzeit auch wieder einmal die Sideburns, also die klassischen Koteletten. Sie bieten sich an, um ein eher quadratisches Gesicht zu verschmälern.
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Einen fürstlichen Schnauz und markante Koteletten sah man auch in der Netflix-Serie "Il Gattopardo"
©LUCIA IUORIO/NETFLIXWobei "kantig" eine aktuell durchaus erstrebenswerte Eigenschaft ist. "Bärte sind vor allem deshalb jetzt wieder ein sehr wichtiges Thema, weil der allgemeine Trend in Richtung betont 'männlich' geht. Also: markanter Look, betont kräftige, kantige Kinnpartie. Ein wenig wie bei den alten Superhelden-Comics", erklärt Bernhard Krenn.
Zum passenden Stil kommt aber auch ein grundsätzlicheres Kriterium für die Wahl des Bartes: "Natürlich muss der Mann sich ganz ehrlich der Frage stellen: Welche Voraussetzungen habe ich, was den Bartwuchs betrifft?", sagt der Barbier. Nicht alle Männer haben tatsächlich einen gleichmäßigen Bartwuchs.
So könne er sich durchaus vorstellen, meint Krenn augenzwinkernd, dass der jetzt so schicke Van Dyke oder auch der Anchor Moustache von jungen Hollywood-Beaus, aber auch etablierten Herren wie Ethan Hawke, deshalb so gern getragen werde, weil ihre Wangen barttechnisch eben nicht bespielt würden.

Der Experte rät zu einer Bartbürste mit Wildschweinborsten, wie dieser von Oak (ca. 30 Euro). Damit zwei Mal täglich den Bart bürsten - das dient zur Pflege und Reinigung
©HerstellerAber egal, für welchen Stil Mann sich aus welchen Gründen auch entscheidet: Gepflegt muss er sein, der Bart. "Wildwuchs war schon bei den Wikingern in Wahrheit kein Thema. Und das ist er heute auch nicht. Exakt gestylt und gepflegt lautet die Devise", sagt Bernhard Krenn und beweist geschichtliches Know-how.
Denn auch wenn uns diverse TV-Serien die ewig gleichen Bilder von ungepflegten Nordmännern zeigen, sah die Wahrheit doch ganz anders aus. Die skandinavischen Jungs waren echte Stutzer, modisch immer am Puls der Zeit, also möglichst bunt – und intensiv mit Haar- und Bartpflege beschäftigt. Dazu gibt’s sogar Aufzeichnungen angelsächsischer Adeliger, die sich darüber beschweren, dass die Wikinger mit ihren adrett gebürsteten, duftenden Haaren und Bärten den feinen einheimischen Damen den Kopf verdrehten.

Kein Haarshampoo oder gar Duschgel zum Waschen des Bartes verwenden sondern ausschließlich spezielle Bart-Shampoos. Ein zusätzlicher Balsam wie der 1922 von J.M.Keune (ca. 35 Euro) macht den Bart glatter und leichter "kontrollierbar"
©Hersteller"Bürsten sollte man seinen Bart zwei Mal täglich", rät Friseur Bernhard Krenn auch heutigen Männern. Beim Duschen einfach mitwaschen, allerdings nicht mit Duschgel, sondern mit eigenem Bart-Shampoo.
Ein Balsam macht den Bart weicher und leichter zu kontrollieren. Denn der Trend gehe zu möglichst glattem Bart. Also völlig anders als früher die alten Sumerer, die sich mit Brenneisen extra Löckchen machten. Heute gibt's dagegen elektrische "Bartglätter".
Und weil ja fast bei jedem Bart-Stil einige Stellen möglichst scharf ausrasiert werden, empfiehlt der Experte einen Rasier-Hobel, also quasi Opas Rasierer mit einer Wechselklinge, zu verwenden. Oder ein Klingen-Messer, das ist das klassische Rasiermesser mit einer Wechselklinge – weil es doch ausgesprochen schwierig ist, die Klinge scharf genug zum Rasieren zu erhalten.
Der Vorteil dieser auf den ersten Blick schrecklich altmodisch anmutenden Utensilien: Man kann mit ihnen viel exakter arbeiten als mit einem Mehrklingenrasierer – und gründlicher als mit einem elektrischen Trimmer.
Gefährlich? "Anfangs gibt’s schon ein paar Kratzer – aber gerade deshalb lernt man das normalerweise sehr schnell", sagt Bernhard Krenn lachend. Genau, Mann lernt schnell.
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