Laut Experten: In diesem Monat lassen sich besonders viele Ehepaare scheiden

Ehepaare können sich immer dazu entscheiden, getrennte Wege zu gehen. Doch laut Wissenschaft ist ein Monat besonders prädestiniert dafür, aus zwei Eins zu machen.

Warum eine Ehe in die Brüche geht, ist ganz individuell und kann nicht wissenschaftlich eruiert werden. Oder?

Laut Forschung stimmt das nicht ganz. Auch wenn die Gründe meist vielfältig sind, haben Untersuchungen gezeigt, dass zu einer Zeit im Jahr, vermehrt Scheidungen vollzogen werden. Was Eheleute dazu treibt, die Verbindung aufzulösen und wie man nicht zum Opfer des sogenannten "Scheidungsmonat“ wird.

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Laut Statista dauert eine durchschnittliche Ehe in Österreich 10,6 Jahren. Im Jahr 2022 lag die Gesamtscheidungsrate bei 34,5 Prozent – in Summe sind das rund 13.500 Scheidungen. Was zunächst viel klingt, ist in Anbetracht der letzten vier Jahre allerdings ein Abwärtstrend. Die Zahl korrigiert nämlich nach unten und ist auf einem neuen Tiefstand. Zum Vergleich: Im Jahr 2012 waren es noch 42,5 Prozent der Verheirateten, die ihre Ehe annullierten.

Laut der Datenanalyse von Statista betrug das mittlere Scheidungsalter bei Männern 45,7 Jahre und bei Frauen 42,4 Jahre. Wobei die meisten Ehen in Wien geschieden werden und die wenigsten im Burgenland.

Untersuchungen der University of Washington haben 2016 im Rahmen einer wissenschaftlichen Erhebung die Scheidungsraten zwischen den Jahren 2001 und 2015 im US-Staat Washington analysiert und sind dabei zu dem Ergebnis gekommen, dass die meisten Ehen im März und August auseinandergehen. Laut ihrer Studie sei im Dezember die Trennungsrate am niedrigsten.

Die an der Forschung beteiligte Soziologin Julie Brines erklärte das Ergebnis damit, dass Weihnachten und auch der Sommerurlaub sogenannte "heilige Zeiten der Familie“ seien, weswegen Scheidungen eher vermieden werden. Amerikanische Anwälte und Anwältinnen hingegen behaupten, dass ein anderer Monat als "Divorce Month“ (sprich "Scheidungsmonat“) gilt.

Warum Anwälte von einem anderen Monat ausgehen

Von Fachleuten wird der Jänner als Scheidungsmonat bezeichnet. Sie machen es fest an der Zunahme der Scheidungsanträge und -verfahren. Angenommen wird, dass neben dem Zusammentreffen zusammengewürfelter Faktoren, der Druck, der rund um die Feiertage entsteht, eine große Rolle spielt. Das australische Online-Magazin Body & Soul hat diesbezüglich Cassandra Kalpaxis, Familien- und Scheidungsanwältin bei Kalpaxis Legal, befragt. Sie erklärt den Scheidungsmonat wie folgt: "Der Druck der Weihnachtszeit, in der Menschen ihren Familien und Schwiegereltern ausgesetzt sind, ist oft der Auslöser für die Entscheidung, ihre Ehe zu beenden.“ Doch auch der finanzielle Druck spiele eine wichtige Rolle dabei.

Gegenüber Body & Soul sagt Kalpaxis: "Es gibt auch ein Problem, wenn eine Partei die Finanzen des Hauses nicht wirklich versteht oder andere Erwartungen hat als die andere Person und die Leute sich finanziell überfordern, um es ihrem Partner recht zu machen.“ Das führe dazu, dass sich Betroffene isoliert, verlassen oder allein fühlen und es zum Streitthema in der Ehe wird.

Außerdem würden einige Menschen das neue Jahr nutzen, um den Wert ihrer Beziehung einzuschätzen. "Viele Menschen nutzen den Jänner als Zeit des Nachdenkens, da sie im Urlaub von der Arbeit sind und Zeit haben, darüber nachzudenken, was in ihrem Leben vor sich geht und was sie vielleicht gerne ändern würden.“ Auch bringe Weihnachten laut Kalpaxis Menschen auf engsten Raum zusammen. Die Mehrzeit, die Ehepaare miteinander erleben, führe dazu, dass sich Betroffene zudem zu dieser "Neues Jahr, neues Ich“-Mentalität hingezogen fühlen.

Unterstützt werden die Anwälte und Anwältinnen in ihrer Annahme durch Google. Denn es ist tatsächlich zu beobachten, dass Menschen im Jänner oder generell nach Feiertagen, vermehrt das Wort "Scheidung“ in die Suchmaschine eingeben.

Warum man kein genaues Urteil fällen kann

Die Begründung, warum Anwälte und Anwältinnen vom Jänner als Scheidungsmonat ausgehen, sind nachvollziehbar, aber auch verschrien. Die Mutmaßungen gehen in unterschiedliche Richtungen: Zum einen wird angenommen, dass die Kanzleien rund um die Weihnachtsfeiertage und dem Neujahr generell weniger arbeiten und dadurch erst im Jänner die Scheidungsanträge bearbeiten. So entsteht der Eindruck, dass besonders viele Ehen zum Jahresbeginn auseinandergehen.

Zum anderen hat die Theorie ihren Ursprung in den 1970er und 1980er Jahren, als sich eine Welle an Babyboomern vermehrt scheiden ließ. In der Realität ist es allerdings so, dass der genaue Zeitpunkt nicht vorhergesagt werden kann. Hier fehlen wissenschaftliche Daten, um Erkenntnisse daraus gewinnen zu können.

Feststeht allerdings, dass die Feiertage bei dem ein oder anderen Ehepaar als Multiplikator dienen. Bereits bestehende Probleme zwischen den Betroffenen können durch Stress, finanzielle Sorgen oder die Anwesenheit der Schwiegereltern verstärkt werden. Das zeigt auch eine andere Umfrage.

So hat die Umfrage von YouGov aus dem Jahr 2019 gezeigt, dass zu den häufigsten Streitthemen ebenso der Ablauf beziehungsweise die Organisation der Feiertage zählt. Aber auch die Aufgabenverteilung (19 %) und gefühlte Benachteiligung/Bevorzugung (18 %) sind häufiger Streitthemen. Dafür wurden 2.021 Personen in Deutschland ab dem 18 Lebensjahr befragt.

Wie man dem Scheidungsmonat nicht zum Opfer fällt

Kalpaxis rät Eheleuten, sich auf die Feiertage vorzubereiten. Sie sollten unbedingt realistisch und vor allem transparent sein, wenn es um finanzielle Sorgen geht. Gegenüber Body & Soul sagte sie Scheidungsanwältin: "Legen Sie ein Budget für Aktivitäten mit den Kindern fest und halten Sie sich daran. Durch die Planung werden Last-Minute-Ausgaben vermieden, die das Budget erheblich sprengen können.“

Des Weiteren kann es helfen, bereits im Vorfeld die Aufgaben zu verteilen. So kann innerhalb der Familie vermieden werden, dass am Ende nur eine Person alles ausführt.

Auch, wer nicht zu viel erwartet, ist davon befreit, all zu große Enttäuschungen zu erleben. Also wenn etwas schiefläuft, egal, die Feiertage können trotzdem schön werden.

Ebenfalls sollte man vermeiden im Konflikt Verallgemeinerungen zu tätigen oder alte Kamellen aufzuwärmen. Beides ist nicht förderlich wie für Harmonie. Lieber einmal durchatmen, bevor der nächste Satz im Streit fällt.

Über Janet Teplik

Digital Producer bei freizeit.at. Nach dem Studium der Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte zog die gebürtige Deutsche nach Wien und studierte Publizistik und Kommunikationswissenschaften. Zuletzt war sie stellvertretende Chefredakteurin bei der MG Mediengruppe.

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