Guido Tartarotti

Guidos Kolumne: Verlieren ist schön – außer es trifft die Admira

Verlieren gehört zum Leben. Und zum Sport sowieso. Aber wenn es ausgerechnet der Herzensklub vergeigt, hilft kein Trost.

Als Sportsgeist, der zu sein ich mich zuweilen rühme, weiß ich, dass man nicht immer gewinnen kann. Das Verlieren gehört elementar zu jedem sportlichen Wettkampf dazu.

Sport ohne Verlierer ist langweilig. Die Bedeutung des Verlierens ist so groß, dass die, die immer gewinnen, unsympathisch werden. Der FC Bayern München hat es geschafft, die deutsche Bundesliga uninteressant zu machen, und Marcel Hirscher wurde dadurch am reizendsten, dass er am Höhepunkt seiner Karriere aufhörte. Gewinner können feiern, Verlierer meist die spannenderen Schicksale und eindrücklicheren Geschichten erzählen. Und vor allem: Mit Verlierern kann man sich besser identifizieren. Denn läuft unser aller Alltag nicht immer darauf hinaus? 

Manchmal feiern wir Triumphe, aber meistens stehen wir im Supermarkt in der längsten Schlange, lassen das brandneue Handy fallen, erwischen die eine halbe Stunde der Woche, in der auf der Straße der Stau regiert. Verlieren gehört dazu, verlieren ist wichtig, verlieren ist menschlich. 

All das weiß ich, dennoch komme ich nicht darüber hinweg, dass mein über alles geliebter Heimat-Verein, der FC Admira Wacker Mödling, haarscharf den Aufstieg verpasst hat. 

Wer keine Zeit oder Lust hatte, sich in dieser Saison mit der zweiten Liga auseinanderzusetzen, sei hiermit informiert: Mödling spielte traumhaft. Winterkönig, Sieger der Herzen, euphorische Begeisterung lag über Stadt, Bezirk und wehte sogar in die Wiener Außenbezirke hinein. Doch dann kam das Pech, zu diesem gesellte sich ein kurzes Tief, gefolgt von oberösterreichischen Strebern, die dem entspannten Mödling keinen Triumph gönnen wollten, und dann kurz vor Saison-Ende die Ernüchterung: Knapp daneben ist auch vorbei. 

Wie gesagt: Verlieren ist sympathisch. Außer, es betrifft den Herzensverein, dann ist Verlieren schlichtweg ein großer Verlust. 


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Guido Tartarotti

Über Guido Tartarotti

Guido Tartarotti wurde, ohne vorher um Erlaubnis gefragt worden zu sein, am 23. Mai 1968 zur Mödlinger Welt gebracht. Seine Eltern sind Lehrer, und das prägte ihn: Im anerzogenen Wunsch, stets korrekt und dialektfrei zu sprechen, glaubte er bis in die Pubertät, Vösendorf heiße eigentlich Felsendorf. Das Gymnasium Perchtoldsdorf, wo es damals u. a. eine strenge Einbahnregelung für die Stiegenhäuser gab, verzichtete nach einigen Verhaltensoriginalitäten seinerseits nach der fünften Klasse auf seine weitere Mitarbeit. Also maturierte er in der AHS Mödling-Keimgasse. 1990 begann er in der KURIER-Chronikredaktion. 1994 wurde er Leiter der Medienredaktion, ein Jahr darauf auch der Kulturredaktion. Beide Positionen legte er 2004 zurück, um wieder mehr Zeit zum Schreiben zu haben.

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