Guido Tartarotti

Guidos Kolumne: Der Sommer riecht gut

Nach dem Frühling kommt der Sommer, es sieht ganz danach aus. Vermutlich werden wir tatsächlich eines nicht so fernen Tages wieder in der Sonne sitzen und das Leben genießen.

Unser lieber Leser Franz H. berichtet von einem Versprecher, den sich eine gute Freundin von ihm kürzlich geleistet hat: "Ich bin auch nicht auf die Nudelsuppe gefallen." Das ist herrlich – so kann man sprachlich daher geschwommen kommen. Wer nicht auf die Nudelsuppe fällt, hat deutlich mehr vom Leben.

Nudelsuppe sollte man essen, nicht auf sie fallen. Der Winter ist vorbei, doch ist es immer wieder mal kalt  – warme Nudelsuppe hilft da, wenn man friert – aber es ist nicht mehr ganz auszuschließen, dass es doch wieder so richtig Frühling wird. 

Und nach dem Frühling kommt der Sommer, es sieht ganz danach aus. Vermutlich werden wir tatsächlich eines nicht so fernen Tages wieder in der Sonne sitzen und das Leben genießen. Der Sommer ist ja die große Tröstung, die das Leben für uns bereithält.

Ich kann es kaum abwarten, bis ich wieder im Freibad liegen werde, dick eingeschmiert und nach Sonnencreme riechend. Sonnencreme riecht gut, sie riecht nach Sommer und nach Leben. Überhaupt riecht das Freibad gut, es riecht vor allem nach Pommes, und ein bisschen auch nach Ketchup. Und es riecht nach Sonne. Sonne hat einen ganz eigenen Geruch, finde ich. Ja, tatsächlich, Sonne riecht. 

Jetzt wird es auch Zeit, das Fahrrad vom Staub zu befreien, die Reifen aufzupumpen und die Kette zu spannen. Radfahren macht nicht nur Spaß, Radfahren riecht gut. Man kann sich den Wind um die Nase wehen lassen und die Gegend erschnuppern: Vor allem, wenn man mit dem Mountainbike im Wald zwischen den Bäumen unterwegs ist. Es ist ja der große Nachteil des Winters, dass er nicht so gut riecht. Er riecht streng und nach Schweiß, obwohl es im Winter kalt ist. Aber man hat so viel an, dass man immer schwitzt.

Im Sommer trägt man weniger – und riecht besser, falls man sich genügend oft duscht. Und man duscht sich ja gerne, die Mitmenschen werden es einem danken.

Guido Tartarotti

Über Guido Tartarotti

Guido Tartarotti wurde, ohne vorher um Erlaubnis gefragt worden zu sein, am 23. Mai 1968 zur Mödlinger Welt gebracht. Seine Eltern sind Lehrer, und das prägte ihn: Im anerzogenen Wunsch, stets korrekt und dialektfrei zu sprechen, glaubte er bis in die Pubertät, Vösendorf heiße eigentlich Felsendorf. Das Gymnasium Perchtoldsdorf, wo es damals u. a. eine strenge Einbahnregelung für die Stiegenhäuser gab, verzichtete nach einigen Verhaltensoriginalitäten seinerseits nach der fünften Klasse auf seine weitere Mitarbeit. Also maturierte er in der AHS Mödling-Keimgasse. 1990 begann er in der KURIER-Chronikredaktion. 1994 wurde er Leiter der Medienredaktion, ein Jahr darauf auch der Kulturredaktion. Beide Positionen legte er 2004 zurück, um wieder mehr Zeit zum Schreiben zu haben.

Kommentare