Guido Tartarotti

Guidos Kolumne: Mein Grundnahrungsmittel namens Musik

Meine Cousine C. hat ein fast einschüchternd umfassendes Wissen über Musik. Sie kennt alles, was ich ihr schicke – und für mich sind ihre Videos fast immer neu und immer bereichernd.

Meine innig gemochte und heiß geschätzte Cousine C. kennt sich in Musikrichtungen aus, von denen wusste ich nicht einmal, dass sie existieren. Etwa mongolischer Heavy Metal. Sie schickte mir unlängst ein Video einer mongolischen Metal-Band, das war ebenso lustig wie gut. Ich weiß nicht, ob ich diese Musik oft hören werde, aber sie ist jedenfalls beeindruckend.

C. hat ein fast einschüchternd umfassendes Wissen über Musik. Es reicht von Indie über Rock bis Country. Wir schicken einander oft Musikbeispiele. Der Unterschied ist: Sie kennt alles, was ich ihr schicke – und für mich sind ihre Videos fast immer neu und immer bereichernd. Ich habe Musik als Kind im Auto meiner Eltern kennen gelernt. Da gab es einen eiernden Kassettenrekorder, und der war immer im Einsatz. Mein Vater liebte die Rolling Stones, Mozart und Chuck Berry, meine Mutter die Beatles, Beethoven und Frank Sinatra. Zumindest erinnere ich mich so daran, meine Eltern mögen entschuldigen, falls mich meine Erinnerungen täuschen. Und das sind bis heute die wichtigsten Zutaten für mein Grundnahrungsmittel namens Musik.

Meine Cousine brachte sich Musik, ausgehend von A-ha und "Take On Me", selbst bei – vielleicht auch als Notwehr gegen das plüschbezogene, Kindermusik spielende Rentier ihrer kleinen Schwester. C. beschreibt Musik ganz wunderbar als "Freundschaft mit Menschen, die man gar nicht kennt". Musik ist für sie eine "wohltuende Umarmung, die nur gibt, aber nie fordert – höchstens auffordert zum Mittanzen".

Schöner könnte ich es nicht ausdrücken. Die Musik ist das, was meine Cousine und mich auf innige Weise verbindet. Jeden Tag freue ich mich darauf, dass sie mir ein Video mit einer neuen Entdeckung schickt. Und obwohl ich nie tanze – höchstens mit zuckender großer Zehe – bin ich fast überzeugt: Mit meiner Cousine C. werde ich eines Tages noch einen Tanz wagen. Falls sie es wagt.

Guido Tartarotti

Über Guido Tartarotti

Guido Tartarotti wurde, ohne vorher um Erlaubnis gefragt worden zu sein, am 23. Mai 1968 zur Mödlinger Welt gebracht. Seine Eltern sind Lehrer, und das prägte ihn: Im anerzogenen Wunsch, stets korrekt und dialektfrei zu sprechen, glaubte er bis in die Pubertät, Vösendorf heiße eigentlich Felsendorf. Das Gymnasium Perchtoldsdorf, wo es damals u. a. eine strenge Einbahnregelung für die Stiegenhäuser gab, verzichtete nach einigen Verhaltensoriginalitäten seinerseits nach der fünften Klasse auf seine weitere Mitarbeit. Also maturierte er in der AHS Mödling-Keimgasse. 1990 begann er in der KURIER-Chronikredaktion. 1994 wurde er Leiter der Medienredaktion, ein Jahr darauf auch der Kulturredaktion. Beide Positionen legte er 2004 zurück, um wieder mehr Zeit zum Schreiben zu haben.

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