Zeig mir deine Finger und ich sag dir, wer du bist

Wissenschaftler wollen herausgefunden haben, dass das Verhältnis zwischen Zeigefinger und Ringfinger Aufschluss über die Persönlichkeit geben kann. Was es mit dem "2D:4D“ auf sich hat.

Manche Menschen sind offener als andere. Sie lassen viel von ihrer Persönlichkeit nach außen und teilen sich mit. Andere wiederum hüllen sich im Schweigen. Sie geben ungern etwas von sich preis und man lernt sie nur sehr schwer kennen. 

Letzteres ist jedoch vielleicht bald nicht mehr nötig, glaubt man den wissenschaftlichen Erkenntnissen einer englischen Studie. Im Rahmen dieser wollen Forschende nämlich herausgefunden haben, dass das Verhältnis zwischen Zeige- und Ringfinger mehr über einen aussagt, als einem selbst vielleicht lieb ist.

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Was im Mutterleib geschah

Warum die eigenen Finger so sind, wie sie eben sind, hat wohl selten jemand hinterfragt. Wirkt doch ihre Größe genetisch bedingt und zum Teil willkürlich. Doch Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Länge Hinweise darauf geben können, wie man sich im Mutterleib entwickelt hat. 

So soll das Fingerlängenverhältnis mit dem Estradiol-, sprich dem Sexualhormon und wirksamsten Östrogen, und Testosteronspiegel zusammenhängen und somit mit dem Hormonspiegel der Mutter korrelieren. 

Demnach haben Männer und Frauen unterschiedliche Fingerproportionen. Während bei Männern für gewöhnlich der Ringerfinger länger als der Zeigefinger ist, verhält es sich bei Frauen genau andersrum und der Zeigefinger überragt den Ringerfinger oder ist ihm in seiner Größe gleich. 

Diese Erkenntnis ist allerdings keine neue. Denn über diesen spezifischen Unterschied wissen die Menschen seit über 120 Jahren Bescheid.

Was das Fingerlängenverhältnis aussagen soll

Frühere Studien haben bereits einen Zusammenhang zwischen der Länge der Finger und Erkrankungen nachgewiesen. Laut Forschung besteht eine Verbindung zu:

  • Wachstum im Mutterleib
  • Händigkeit, also die bevorzugte Verwendung einer bestimmten Hand für anspruchsvolle und feinmotorische Fähigkeiten
  • Autismus sowie Asperger-Syndrom
  • Migräne
  • Schizophrenie oder Depressionen
  • Alter beim Herzinfarkt bei Männern
  • Brustkrebs bei Frauen 
  • Rechtschreibschwäche

Was das 2D:4D-Verhältnis aussagt

Das Verhältnis von Ring- und Zeigefinger kann laut Wissenschaft demnach sowohl charakterliche als auch körperliche Merkmale offenlegen. Hat man also als Mann oder Frau kein "normales“ Fingerlängenverhältnis, könnte das laut den Forschenden der University of New England ein Zeichen für Erfolg sein – beispielsweise bei Ruby-Spielern, Chirurgen oder politischen Journalisten. 

John Manning, Psychologe und Autor mehrerer Bücher über das Fingerlängenverhältnis, erkennt darin aber noch weitere charakterlichen Merkmale. 

Laut seinen Untersuchungen sollen Männer umso mehr zur Selbstüberschätzung neigen, desto kleiner ihre Zeigefinger im Verhältnis zu ihrem Ringfinger sind. Bei Frauen tritt der Effekt umgekehrt auf. 

Auch gilt für Männer: Je kleiner das Verhältnis, desto besser sind sie im Kraftsport. Generell steht ein langer Ringfinger bei ihnen für Potenz und Sportlichkeit

Bei den Frauen wird ein kleineres Verhältnis mit einer verstärkten Durchsetzungskraft assoziiert. Außerdem gelten davon Betroffene als weniger kommunikativ und eher neurotisch

Die negativen Eigenschaften

Mit dem Fingerlängenverhältnis gehen aber auch negative Merkmale einher, wie eine Studie der University of Alberta aus dem Jahr 2005 ergab. Demnach geht ein niedriges 2D:4D-Verhältnis bei Männer mit einem höheren Maß an Aggressionen einher. 

Außerdem neigen Menschen mit einem niedrigen Verhältnis eher dazu Drogen zu konsumieren, antisoziale Persönlichkeitsstörungen zu entwickeln und werden auch mit psychopathischen Tendenzen in Verbindung gebracht. 

Die Studienergebnisse deuten laut den Forschenden daraufhin, dass Psychopathie "biologische Wurzeln“ haben könnte: Erwachsene, die während der pränatalen Lebensphase höheren Testosteronkonzentrationen und niedrigen Östrogenkonzentrationen ausgesetzt waren, wiesen eher Anzeichen für Psychopathologie auf. 

Doch kein Grund zu Sorge: Wie der Studienautor Seyed Sepehr Hashemian gegenüber MailOnline sagte: "Während einige Merkmale, die mit einem niedrigeren 2D:4D-Verhältnis verbunden sind, in bestimmten Kontexten möglicherweise negativ bewertet werden, können sie in anderen, beispielsweise in Wettbewerbs- oder herausfordernden Situationen, auch von Vorteil sein.“

Testosteron könne zwar jemanden für ein bestimmtes Verhalten prädisponieren, doch bestimmt es nicht das tatsächliche Schicksal, so Hashemian abschließend.

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