Junge Frau läuft im Wald bei nebligem Wetter.

Sport und Bewegung nur am Wochenende: Wie gesund ist das?

"Weekend-Warriors" packen den Großteil ihres Bewegungspensums in ein bis zwei Tage. Ob die positiven gesundheitlichen Effekte vergleichbar mit regelmäßigem Sport sind, wurde jetzt untersucht.

Mindestens 150 Minuten Bewegung pro Woche in mittlerer Anstrengung - wie gemächliches Radfahren,  Joggen oder Schwimmen: So lauten die Empfehlungen in Österreich ebenso wie etwa jene der Weltgesundheitsorganisation WHO.

Mittlere Anstrengung bedeutet: Während der Bewegung kann man noch sprechen, aber nicht mehr singen. Gleichwertig mit 150 Minuten mit mittlerer Intensität sind 75 Minuten mit höherer Intensität oder eine entsprechende Kombination aus beiden. Viele schaffen dieses Pensum von 150 Minuten aber nur am Wochenende und können es nicht auf die gesamte Woche aufteilen: "Weekend Warriors" werden diese Personen oft genannt, die nur an ein bis zwei Tagen pro Woche aktiv sind. 

Aber ist der positive gesundheitliche Effekt tatsächlich derselbe, egal, ob man seine Bewegungseinheiten auf die ganze Woche aufteilt oder nur auf das Wochenende konzentriert?

Ein Team des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf analysierte für ihre Studie die Daten von knapp 90.000 Erwachsenen (Durchschnittsalter: 62 Jahre) aus der Datenbank "UK Biobank". 

Bei diesen wurde eine Woche lang mit einem Fitnesstracker das genaue Bewegungsverhalten aufgezeichnet:

  • Knapp 34 Prozent waren sportlich weitgehend inaktiv.
  • Mehr als 50 Prozent fielen in die Gruppe der Weekend-Warriors und absolvierten mehr als 50 Prozent ihres wöchentlichen Bewegungsausmaßes an nur ein bis zwei Tagen.
  • Und rund 24 Prozent hatten ihre sportlichen Aktivitäten auf mehrere Tage in der Woche verteilt.

Rund sechs Jahre lang wurde dann der Gesundheitszustand der Personen aus allen drei Gruppen nachverfolgt. 

Das Ergebnis: Beide aktiven Gruppen - Wochenend-Sportler sowie jene, die die ganze Woche hindurch aktiv waren - hatten ein deutlich geringeres Risiko für das Auftreten von mehr als 260 Erkrankungen im Vergleich zur inaktiven Gruppe. Das gilt besonders für Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus Typ II, Schlafapnoe oder Übergewicht bzw. Fettleibigkeit.  

Aber auch das Risiko für Nierenleiden, Osteoporose oder Magen-Darm-Erkrankungen war niedriger. "Entscheidend war nur, dass die mindestens 150 Minuten Bewegung in mittlerer Anstrengung erreicht wurden", sagt der Hauptautor, der Kardiologe Shinwan Kany vom Herz- und Gefäßzentrum des Uniklinikums Hamburg-Eppendorf, zum KURIER.

Keinen Unterschied gab es im Verletzungsrisiko in beiden Sportgruppen: "Natürlich war es - im Vergleich zu den Inaktiven - etwas erhöht, aber es war bei den Wochenendsportlern nicht höher als bei den anderen."

Kanys Botschaft: "Jede und jeder soll sich seine Bewegungs- und Sporteinheiten so einteilen, wie es für ihn am besten funktioniert." Wobei diese 150 Minuten in moderater Intensität die Mindestzeitdauer sind: "Und natürlich sollte man nicht fünf Tage in der Woche nur sitzend verbringen."

Was für ein Aufteilen auf mehrere Tage spricht

Die Sportwissenschafterin Sylvia Titze, langjährige Professorin an der  Uni Graz, verweist auf eine Studie aus dem Jahr 2004, die zu einem ähnlichen Ergebnis wie die aktuelle Studie kam: Damals zeigte sich, dass das Sterberisiko im Untersuchungszeitraum nicht nur bei jenen Erwachsenen sank, die mehrmals pro Woche zumindest 1.000 Kilokalorien im Rahmen von Freizeitsport verbrauchten. Auch bei den "Weekend Warriors", die nur ein bis zwei Mal in der Woche trainierten, gab es diesen positiven Effekt. 

Wer es aber schafft, mehrmals pro Woche sportlich aktiv zu sein, der habe auch mehrmals pro Woche positive Effekte auf die Psyche wie eine gehobene Stimmung sowie ein Erfolgserlebnis und Freude nach der Bewegungseinheit.

Gleichzeitig verweist Titze aber darauf, dass die WHO empfiehlt, wo es möglich ist, zusätzlich Sitzzeiten durch Bewegung zu ersetzen: So sollte man etwa während der Büroarbeit immer wieder aufstehen und ein wenig herumgehen.

"Menschen, die sich nur am Wochenende Zeit für sportliche Aktivitäten nehmen wollen oder können, müssen aber kein schlechtes Gewissen haben", fasst Titze zusammen: "Die positiven Auswirkungen auf die Gesundheit sind sehr ähnlich."

Ernst Mauritz

Über Ernst Mauritz

Seit 1992 Redakteur der Tageszeitung Kurier, derzeit im Ressort "Wissenschaft, Gesundheit, Family".

Kommentare