Schlafprobleme: Was können Schlaf-Apps?

Schlaf-Apps gibt es zuhauf am Markt. Doch welche sind forschungsbasiert und was hilft wirklich für besseren Schlaf?

Die Österreicher schlafen erschreckend schlecht. So zeigten die Ergebnisse einer Studie aus dem letzten Jahr, dass über alle Altersgruppen hinweg 25 bis 30 Prozent in Österreicher unter Schlafstörungen leiden. Der Anteil wird mit zunehmendem Alter höher, Frauen sind besonders von Schlafproblemen betroffen. In Deutschland liegt der Anteil der Menschen, die im vergangenen Jahr an Schlafstörungen litten, sogar bei 43 Prozent. 

Dabei versprechen Online-Schlafprogramme sowie Schlaf-Apps einen besseren Schlaf durch verschiedene Hilfestellungen. Die kürzlich veröffentlichte Wertung der Stiftung Warentest zeigt, dass einige der getesteten Schlafprogramme wissenschaftlich fundiert sind, andere wiederum nicht. 

Gemischte Ergebnisse im Test

Acht verschiedene Online-Dienste testete Stiftung Warentest in einer aktuellen Analyse - davon vier Apps sowie vier webbasierte Programme. Wichtig zu unterscheiden ist, dass die vier getesteten Apps lediglich bei weniger gravierenden Schlafproblemen helfen sollen, während die webbasierten Anwendungen sowohl bei Schlafproblemen als auch bei Schlafstörungen angewendet werden können. 

Die Apps bieten eher kostengünstige Nutzungen. Von den vier getesteten Apps erreichten allerdings drei lediglich das Ergebnis "ausreichend" und eine bestand den Test nicht. Ein wesentliches Kriterium der Auswertung war die wissenschaftliche Fundierung der Methoden. Das sind die vier Apps, die getestet wurden: 

  • Craftsman Spirit Sleep Sounds
  • Iqnos Software BetterSleep
  • Maple Media Schlafgeräusche 
  • Maple Media Sleepo

Bei den webbasierten Programmen sahen die Ergebnisse weitaus vielversprechender aus. Die beiden Sieger des Tests sind HelloBetter Schlafen und Somnio, die beide gleichermaßen mit der Note "Sehr gut" abschnitten. Die beiden Programme bieten verschiedene Kurse für Nutzer an. Dabei sollen sie ihr Schlafverhalten protokollieren, es hilft ihnen, ihren Schlaf zu verstehen, sowie sich mit Techniken der progressiven Muskelrelaxation zu entspannen. 

Die Methoden basieren dabei auf der wissenschaftlich fundierten, kognitiven Verhaltenstherapie. Beide Anwendungen können nach Diagnose oder Verordnung eines Arztes kostenfrei genutzt werden. Bei Selbstzahlung kostet HelloBetter Schlafen 249 Euro für 3 Monate der Nutzung, Somnio liegt preislich bei 464 Euro. 

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Verschiedene Anwendungen

Natürlich ist es erst einmal empfehlenswert, Schlafprobleme und was man dagegen tun kann, mit einem Arzt zu besprechen. Alternativen zur Eigeninitiative gibt es allerdings zuhauf. Der Markt ist groß, aber unübersichtlich. Die Programme, die Stiftung Warentest analysierte, sind lediglich die Spitze des Eisbergs. Dabei ist es schwierig zu entscheiden, welche Probleme überhaupt bei einzelnen Personen auftreten. Denn: Nicht jede Methode ist für jeden anwendbar. 

Ob nun Meditation, entspannende Videos, Hörbücher oder ähnliches... die Apps, die sich mit der perfekten Lösung für Schlafschwierigkeiten brüsten, finden sich zahlreich auf dem Markt. Darunter fallen beispielsweise auch Meditationsapps wie Headspace oder Calm (Nummer 1 im App-Store in der Kategorie Meditation & besserer Schlaf). Apple empfiehlt außerdem für iOS-Nutzer verschiedene Anwendungen: Wer eine Apple-Watch besitzt, kann mit der App Pillow seinen Schlaf analysieren lassen. Die Uhr misst den Herzschlag und bestimmt so das Schlafverhalten. 

Was bringt Schlaf-Tracking?

Eine Anwendung, die bei den meisten Apps zur Verfügung steht: das "Sleep-Tracking". Die Schlafgewohnheiten aufzuzeichnen ist eine bekannte Methode der Schlafforschung, bei der die Studienteilnehmenden in kontrollierten Schlaflaboren untersucht werden. Seit einigen Jahren sind allerdings auch sogenannte "Sleep-Tracker" der letzte Schrei - egal, ob als Armband oder App. Die Frage ist: Können sie auch wirklich den Schlaf verbessern? 

Die Funktionsweise ist schließlich meist auf das Aufzeichnen verschiedener Schlafparameter beschränkt. Sie messen unter anderem Schlafdauer, Wachphasen oder andere Schlafphasen. Manche zeichnen außerdem die Umgebung auf, also den Lärmpegel oder die Temperatur. Tatsächlich kann Sleep-Tracking dazu beitragen, dass man die eigenen Schlafgewohnheiten besser versteht und so die Schlafqualität erhöht. Dabei verhält es sich ähnlich wie mit einer App, die die Markonährstoffe der täglichen Ernährung analysiert und auflistet: Man wird sich der eigenen Eigenheiten bewusst. Wie schlafe ich bei offenem Fenster? Wie schlafe ich, wenn etwas höhere Temperaturen im Zimmer herrschen? Die Antworten auf solche Fragen kann man entweder mit dem Arzt besprechen oder eigene positive Schlüsse daraus ziehen. 

Wie das Aufzeichnen der Schlafphasen möglich ist? Viele Schlaf-Tracker messen die Atmung, den Puls oder Bewegungen im Schlaf. In der medizinischen Schlafforschung im Labor bezieht man sich dafür auf die Messung von Gehirnaktivitäten.

Ob Schlaf-Tracker zuverlässig und genau genug sein können? Die Antwort der Forschung: Ja. Zumindest zeigen aktuelle Studien, dass viele der Schlaf-Tracker auf dem Markt vermutlich eine gute Schätzung über das Schlafverhalten abgeben können. 

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Fakten über Schlaf

  • Durchschnittlich 3,6 Jahre verliert man an Lebenszeit, wenn man pro Tag weniger als 7 Stunden schläft (4,7 Jahre bei Männern & 2,4 Jahre bei Frauen)
  • Schlaf am Wochenende nachholen? Laut Schlafforschern kann man lediglich ein Drittel nachholen
  • Schlafstörungen: Österreicher:innen unter 30 Jahren leiden zu einem Drittel unter Schlafproblemen, bei Über-60-Jährigen sind es 45 Prozent 
  • Der am häufigsten angegebene Grund für Schlafprobleme: Stress am Arbeitsplatz

Tipp: Innovative Lösung aus Österreich

Wissenschaftler der Universität Salzburg haben einen digitalen Schlafassistenten sleep² entwickelt, der Schlafgewohnheiten dokumentiert und analysiert. Außerdem kann man einen Fragebogen ausfüllen und bekommt dafür ein maßgeschneidertes Trainingsprogramm. Hilfe bietet ein Chat-Bot, aber auch Erklärungsvideos und auditive Entspannungsübungen können Nutzerinnen und Nutzer in Anspruch nehmen. Die Anwendungen der App entwickelten Forscher der Universität Salzburg basierend auf aktuellen Forschungsergebnissen

Über Jennifer Sandhagen

Redakteurin bei freizeit.at, dem Digitalformat der KURIER freizeit.

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