Negativer Einfluss: Warum Online-Shopping dem Körperbild schaden kann

Neueste Untersuchungen haben gezeigt, wie sich der digitale Kleidungskauf auf das Selbstwertgefühl auswirkt.

Weltweit erforschen Wissenschaftler seit Jahren den Zusammenhang von Medienkonsum und Körperbild. Dabei fokussierten sie sich vor allem auf Zeitschriften, Filme und Fernsehprogrammen. Doch der digitale Wandel  stellt die Experten vor neue Herausforderungen. 

Neben dem Fernsehen und Magazinen hat sich ein anderes Medium durchgesetzt: Das Internet. Dies dient nicht mehr nur der Unterhaltung, sondern findet Anwendung im Alltag. So auch für das Einkaufen – jedoch nicht ohne Folgen, wie es scheint.

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Eine neue Studie aus Australien untersuchte, wie sich stark bearbeitete Bilder auf Online-Shopping-Websites auf Frauen auswirken. Dabei stellten die Experten fest, dass Online-Einkäufe von Sportbekleidung einen besonders negativen Einfluss auf das Körperbild haben können.

Seit Jahren werden diverse Medien dafür kritisiert, die Körperwahrnehmung von Frauen negativ zu beeinflussen. Besonders Werbetreibende schaffen durch die Auswahl ihrer Models unerreichbare Standards. Hinzu kommt die Fotobearbeitung, die für weitere Verzerrungen sorgt. Die Professorin für Psychologie an der Northwestern University, Renee Engeln, schreibt in ihrem Artikel auf psychologytoday.com: "Das Betrachten dieser Art von Bildern verschlechtert tendenziell die Stimmung und das Körperbild, da Frauen sich selbst mit einem Ideal vergleichen, an dem sie fast immer scheitern werden.“

Freizügigkeit verstärkt negativen Effekt

"Bilder von Models in Aktivkleidung, können einen besonders starken Einfluss auf das Körperbild von Frauen haben“, so Engeln. Denn anders als bei Kleidung in einem stationären Geschäft, sehen Frauen beim online Kauf nicht die Ware in den Regalen oder an Schaufensterpuppen, sondern an Models, dessen Körper sie mit ihrem eigenen vergleichen.

Es kristallisierte sich bei der Studie heraus, dass diese Körpervergleiche zunehmen und detaillierter werden, je freizügiger die Kleidung ist. 

Auch die Dauer des Einkaufs ist entscheidend 

In zwei weiteren Studien untersuchten Wissenschaftler wie viel Zeit Frauen mit Online-Shopping verbringen und wie sich die Dauer auf das Körperbild auswirkt. Die erste Studie umfasste eine Online-Umfrage unter fast 400 Frauen im Alter zwischen 18 und 70 Jahren. 81 Prozent der Probandinnen gaben an, im letzten Monat online Mode gesucht zu haben. Obwohl die meiste Zeit für den Kauf von Freizeitkleidung aufgebracht wurde, stand Sportbekleidung an zweiter Stelle. 

Die Untersuchung ergab schließlich, dass je mehr Zeit Frauen damit verbrachten, online Kleidung zu suchen, desto schlechter fühlten sie sich in Bezug auf ihren eigenen Körper. Auch das Vergleichen mit anderen und die Körperüberwachung nahmen zu. 

Online-Einkäufe nicht per se schlecht

In der zweiten Studie wurde ein Laborexperiment mit 126 Frauen durchgeführt. Die Teilnehmerinnen wurden beauftragt, 15 Minuten damit zu verbringen, auf einer von drei Online-Shopping-Websites zu surfen. Als wissenschaftliche "Control“-Website wurde eine Haushaltswaren-Seite genutzt, auf der Möbel und Dekoration, aber nur wenige Models zu sehen waren. 

Auf der "Casualwear-Website“ wurden Models gezeigt, die weder sexualisiert noch freizügig auftraten. Auf der "Activear-Website“ waren die Models schließlich in typisch sportlichen und oft in sexualisierten Posen zu sehen. Sowohl vor als auch unmittelbar nach dem Surfen auf den zugewiesenen Websites, wurde die Stimmung in Bezug auf Selbstwertgefühl und Körperzufriedenheit der Frauen gemessen. 

Die Wissenschaftler gingen davon aus, dass sich das Stöbern nach Kleidung negativ auf die Stimmung der Frauen auswirken sollte. Doch es zeigte sich, dass sich die Laune der Frauen tendenziell beim Shopping verbesserte – unabhängig, ob es sich um Haushaltsware, Freizeit- oder Sportbekleidung handelte. Es machte ihnen Spaß. Allerdings mussten die Forschenden auch feststellen, dass sich die Körperzufriedenheit und das Selbstwertgefühl erheblich verringerten, wenn nach Activewear gestöbert wurde. 

"Bei Frauen, die viel online einkaufen, können diese kleinen Einflüsse schwerwiegende Auswirkungen auf das Körperbild und das Selbstwertgefühl haben“, so Engeln. Die Psychologin rät, wenn Probleme mit dem Körperbild bestehen, die Zeit für Online-Shopping zu begrenzen. "Online-Shopping mag Spaß machen und zu einem kurzen Stimmungsaufschwung führen, aber der längerfristige Nachteil für das Selbstwertgefühl ist möglicherweise zu hoch.“

Über Janet Teplik

Digital Producer bei freizeit.at. Nach dem Studium der Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte zog die gebürtige Deutsche nach Wien und studierte Publizistik und Kommunikationswissenschaften. Zuletzt war sie stellvertretende Chefredakteurin bei der MG Mediengruppe.

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