Präbiotische Limos: Wie gesund sind sie wirklich?

Präbiotika haben eine gesundheitsfördernde Wirkung. Getränkehersteller werben damit auf Social Media. Experten sind skeptisch.

Kann Limonade gesund sein? Eine wachsende Zahl von Getränkeherstellern sagt Ja - und wirbt mit präbiotischen Getränken, die förderlich für Darmgesundheit, Gehirn, Teint oder Immunsystem sein sollen. Besonders auf der Social-Media-Plattform Tiktok haben die kohlensäurehaltigen Getränke eine Anhängerschaft gefunden.

Neben Probiotika sind auch Präbiotika für ihre gesundheitsfördernde Wirkung auf den Darm bekannt. Anders als bei Probiotika handelt es sich bei ihnen aber nicht um Mikroorganismen, sondern um Ballaststoffe, die vom Körper nicht verdaut werden. 

In vielen der auf Social Media beworbenen Limonaden ist der Pflanzeninhaltsstoff Inulin enthalten, der auch in Knollen und Wurzeln vorkommt. Es soll eine gesunde Darmflora fördern, die Verdauung aktivieren und Verstopfungen lösen. Es passiert praktisch unverdaut den Magen und Dünndarm. Erst im Dickdarm können Darmbakterien die Fructose im Inulin verwerten.

Statt gewöhnlicher Softdrinks

Neben Inulin enthalten die präbiotischen Limonaden häufig auch Apfelessig, Kräuter oder Mineralien. Sie sind zuckerarm (aber mit alternativen Süßungsmitteln angereichert) und sollen daher gewöhnliche Softdrinks künftig weitgehend ersetzen. Ernährungsexpertinnen und -experten zeigen sich jedoch skeptisch.

Präbiotische Erfrischungsgetränke haben keinerlei "magische" Wirkung auf die Gesundheit, sagt etwa Marion Nestle, Professorin für Ernährung, Lebensmittelkunde und öffentliche Gesundheit an der New York University gegenüber der Washington Post. "Wenn sie sie mit einer großen präbiotischen Wirkung vermarkten, ist das eine Übertreibung." 

"Es gibt keine Beweise dafür, dass eines dieser Produkte einer ausgewogenen, ballaststoffreichen Ernährung überlegen ist", sagt auch Geoffrey A. Preidis, Sprecher der American Gastroenterological Association.

Variiert von Person zu Person

Außerdem, so sagen Experten, können Menschen die gleiche Dosis eines Inulinpräparats einnehmen und dennoch unterschiedlich darauf reagieren. So untersuchten Forschende von Stanford Medicine in einer Studie gesunde Erwachsene, die unterschiedliche Mengen Inulin und Arabinoxylan, ein Ballaststoff aus Getreide, aufnahmen. Sie sahen, dass Arabinoxylan den Cholesterinspiegel senkt, während Inulin in niedrigen Dosen eher die Bifidobakterien, eine Gruppe nützlicher Darmbakterien, erhöht.

Der Verzehr hoher Dosen von Inulin, etwa 30 Gramm täglich, führte jedoch zu einem Anstieg der Entzündungswerte. Bei mehreren Personen kam es zu einem starken Anstieg eines Enzyms namens Alanin-Aminotransferase, das auf Leberschäden hinweisen kann. Die Forschenden schlugen vor, dass Inulin in niedrigen Dosen wahrscheinlich gut für die Gesundheit ist, dass aber ein täglicher Konsum von mehr als 20 Gramm schädlich sein könnte. Sie wiesen auch darauf hin, dass die "gesundheitlichen Auswirkungen von Person zu Person variieren".

Auch für die gesundheitsförderlichen Auswirkungen von Apfelessig, der in gewissen Marken der präbiotischen Limonaden enthalten ist, gebe es laut Experten nicht ausreichend wissenschaftliche Belege.

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