Extremhitze: Warum sie so belastend ist und welche Tipps wirklich helfen

Hohe Temperaturen bedeuten für manche Organe wie das Herz eine ganz besondere Anstrengung, erklärt ein Umweltmediziner. Was ein Ventilator und feuchte Tücher wirklich bringen.

Von Caroline Bartos und Ernst Mauritz

Die große Hitze belastet den gesamten Organismus: "Wenn der Körper mehr Wärme aufnimmt als er wieder abgeben kann, kann es zu einem Hitzestau oder gar zu einem Hitzschag kommen", warnt das Gesundheitsministerium. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema Hitze und Gesundheit.

Wie groß ist die Mehrbelastung durch die Hitze für den Körper?

"Wenn es so heißt wie derzeit ist, muss der Körper mehr Arbeit leisten, um die Wärme abzuführen", sagt der Umweltmediziner Hanns Moshammer, Leiter der Abteilung für Umwelthygiene und Umweltmedizin der MedUni Wien. "Wir produzieren ja ständig Wärme, sogar in Ruhe ist jeder menschliche Körper ein Heizkörper mit ungefähr 100 bis 200 Watt." Bei körperlichen Anstrengungen, aber auch beim Verdauen zum Beispiel wird zusätzliche Energie erzeugt, die abgeführt werden muss."Wir wissen ja alle von Erkrankungen mit Fieber, dass bereits eine Verschiebung der Körperkerntemperatur um ein bis zwei Grad eine enorme Belastung darstellt."

Auch die Reaktionen des Nervensystems seien auf eine recht konstante Körper-Kerntemperatur eingespielt. Wenn es dann zu einer leichten Abweichung nach unten oder nach oben komme, funktionieren der Stoffwechsel, aber auch die Reizweiterleitung schlecht: "Der Körper muss das Gehirn und die wichtigen Stoffwechselorgane kühlen." Die Temperatur muss gesenkt, die Wärme abgeführt werden: "Das bedeutet eine enorme Belastung für das Herz."

Es werden Temperaturen bis zu 37 Grad Celsius erwartet. Wie gefährlich ist das für den Körper?

"Ist die Umgebungstemperatur höher als die des Körpers, kann die Körperwärme nicht mehr durch Wärmestrahlung abgegeben werden. Wir müssen das dann durch Verdunstung schaffen“, sagt Moshammer. Der Schweiß verdunstet und kühlt den Körper. Der Elektrolytverlust kann z. B. mit Mineralwasser oder Suppen ausgeglichen werden. Ein gesunder Mensch komme mit den Belastungen zurecht, wenn die Luftfeuchtigkeit nicht zu hoch ist, er genügend Flüssigkeit zuführt und er nicht im Freien in der prallen Sonne arbeiten muss.

"Ein kranker Mensch mit einem schwachen Herz, mit Durchblutungsstörungen im Herz und vielleicht auch im Gehirn, der ist auch schon bei 37 Grad und relativ trockener Luft gefährdet."

Was bringt ein Ventilator?

Bewegte Luft erleichtert das Schwitzen: „Aber wenn die Luft draußen wärmer als drinnen ist, fällt der kühlende Effekt natürlich weg. Dann ist der Ventilator die bessere Lösung“, sagt Moshammer. „Er hilft beim Schwitzen.“ Man  sollte ihn nicht erst verwenden, wenn man schon schweißgebadet ist. „Damit es gar nicht so weit kommt, sollte man damit schon rechtzeitig vorher die feuchte Luft wegblasen.“

Die Umweltberatung verweist auch noch auf einen weiteren Aspekt: "Der Ventilator verbraucht nur einen Bruchteil der Energie, die eine Klimagerät verbraucht. Er sorgt dafür, dass die Hitze im Raum nicht steht. Die Luft, die an der Haut vorbeistreicht, bewirkt, dass sich dieselbe Temperatur kühler anfühlt." Und:  "Ein weiterer großer Vorteil: Ventilatoren heizen nicht wie Klimageräte die Umgebungsluft vor dem Fenster noch stärker auf. Es gibt auch Ventilatoren, die Wasser versprühen. Durch die Verdunstung wird der Luft Wärme entzogen, die Raumluft fühlt sich weniger heiß an", heißt es bei "die umweltberatung".

Wann sollte man lüften?

"Früh morgens, abends und nachts sind die optimalen Zeiten zum Lüften", rät das Gesundheitsministerium. Tagsüber sollten die Räume, falls möglich, abgedunkelt werden. Damit aber trotz geschlossener Fenster die Luft nicht steht, empfiehlt sich eben ein Ventilator.

Auf welche Alarmzeichen muss man bei Kindern und älteren Menschen achten?

Sowohl bei Kindern als  auch  alten Menschen ist ein  größerer Gewichtsrückgang zwischen dem Morgen und dem Abend ein Alarmzeichen für Flüssigkeitsverlust und Austrocknung. Wenn Kinder nicht mehr schwitzen, obwohl es heiß ist, hochrot werden, zuerst weinerlich und unruhig sind und dann dahindösen, sind das Warnzeichen, „zu denen es aber gar nicht kommen sollte“.

Kann man feuchte Tücher aufhängen?

„Wir schwitzen umso effizienter, je trockener  die Luft ist“, sagt Moshammer. Das spreche aber –  zumindest derzeit – nicht gegen das Aufhängen kalter Tücher oder gegen ein Wasserschaff, in das man die Füße stellt: „Die Luft ist derzeit sehr trocken und kann sehr viel Feuchtigkeit aufnehmen, das beeinträchtigt das Schwitzen nicht.“

Warum sollte man sich bei Hitze mit Alkohol besonders zurückhalten?

Alkohol  regt die Harnproduktion an, das erhöht die Gefahr von Flüssigkeitsmangel: „Hitze macht müde, Alkohol auch eher  – die Unfallgefahr steigt.“ Das Gesundheitsministerium empfiehlt 1,5 bis 3 Liter alkoholfreie Flüssigkeitszufuhr täglich. "Die Menge kann variiieren", sagt Umweltmediziner Moshammer. Ein gesunder Mensch habe das in der Regel gut im Gefühl. Zu gering ist die Flüssigkeitsaufnahme hingegen oft bei alten Menschen, "bei denen das Durstzentrum oft nicht so gut funktioniert und die gar nicht bemerken, dass sie mehr Flüssigkeit bräuchten".

Und wie ist das mit kalten Getränken?

Von eiskalten Getränken rät Umweltmediziner Moshammer ab. Denn sie führen zu einer Gegenreaktion des Körpers: Der Stoffwechsel und die Durchblutung werden durch das Kältesignal aktiviert, der Körper produziert mehr Wärme, was letztlich das Schwitzen verstärkt: "Es spricht nichts gegen kühle Getränke, aber es sollten eben nicht eiskalte Getränke sein."

Wie erkennt man einen Hitzestau - und was kann man dagegen tun?

"Ein Hitzestau kann bei großer Hitze vor allem in Zusammenhang mit körperlicher An­strengung oder dem Tragen von zu enger und zu warmer Kleidung auftreten. Dadurch ausgelöstes, starkes Schwitzen kann zu hohem Mineralstoff- und Flüssigkeitsverlust und in weiterer Folge zu Kreislaufstörungen führen. Typische Symptome eines Hitze­staus sind Schwindel, Benommenheit und Übelkeit, ein erhöhter Puls sowie eine er­höhte Körpertemperatur (bis zu 41 °C)", schreibt das Gesundheitsministerium auf seiner Homepage. Wichtig ist, dass man Flüssigkeit zu sich nimmt, sich in eine kühle Umgebung begibt und versucht, den Körper mit feuchten Tüchern oder durch Duschen abzukühlen. Falls diese Maßnahmen keine Besserung bewirken, sollte unbedingt die Rettung geru­fen werden.

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