Dry January: Wie gut einige Wochen Alkoholpause für den Körper sind

Die Jugend trinkt immer weniger, aber auch ältere Semester gönnen sich öfter durchgehende Abstinenz. Was Alkohol alles mit unserem Körper anstellen kann.

Sich jedes Wochenende besinnungslos trinken und auf Flatrate-Partys saufen bis der Arzt kommt. Was in den frühen Nullerjahren noch für Schlagzeilen sorgte, scheint bei einem Großteil der heutigen Jugend passé. Tranken 2010 noch die Hälfte der 14 bis 16-jährigen Österreich mindestens einmal pro Woche Alkohol, waren es 2018 schon unter 30 Prozent.

Noch immer befindet sich Österreich zwar im Spitzenfeld beim Konsum von Wein, Bier und Spirituosen, die Tendenz geht in eine eindeutige Richtung - es wird weniger getrunken.

Trockene Jugend

So titelte New York Post vor einigen Tagen etwa, dass die Generation Z nicht mehr trinkt, raucht und keinen Sex mehr hat und bezog sich dabei auf Zahlen aus Europa, Neuseeland, Australien und den USA. Teenies feiern demnach nicht mehr so exzessiv wie ihre Eltern. Der Guardian spricht schon von einer „trockenen Jugend“.

Teen girls facing the sunset with on a summer evening

Teenager trinken weniger als früher. Eine große Studie zum Trinkverhalten in England zeigte im Jahr 2019, dass die 16- bis 25-Jährigen mit 26 Prozent am ehesten abstinent waren, verglichen mit der am wenigsten wahrscheinlichen Generation, der 55- bis 74-Jährigen, von denen 15 % nicht tranken.

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Keinen Alkohol mehr zu trinken, liegt also im Trend. Das liegt nicht zuletzt an Aktionen wie dem Dry January, der vor einigen Jahren in England seinen Anfang nahm. Mittlerweile kennt man die Social Media Bewegung auch hierzulande.Den ganzen Jänner soll kein Alkohol getrunken werden – eine Detoxkur, an der auch immer mehr ältere Generationen teilnehmen.

    Detox nach Weihnachen und Silvester

    Gerade nach den vielen Feierlichkeiten rund um Weihnachten und Neujahr kommt die Abstinenz für viele gelegen. Auch Fachleute für suchtgefährdete und suchtkranke Menschen begrüßen den „Dry January“ zumindest als Denkanstoß – um sich seinen eigenen Konsum bewusst zu machen.

    • Gifte abbauen: Zunächst freut sich einmal die Leber, entgiften zu können - ohne, dass ständig größere Mengen an Acetaldehyd abgebaut werden müssen, das durch Alkohol entsteht. Innerhalb von vier bis acht Wochen kann sich die Leber vollständig erholen. Sogar schwere alkoholbedingte Leberschäden können durch den kompletten Verzicht geheilt werden
    • Besser verdauen: Wein, Schnaps und Bier fördern Entzündungen an der Darmschleimhaut, dadurch können weniger Nährstoffe aus der Nahrung aufgenommen werden. Ohne Alkohol können also mehr Vitamine und Mineralstoffe vom Körper effektiv genutzt werden.
    • Abnehmen: Alkohol hemmt den Stoffwechsel im Körper, verlangsamt also auch die Verdauung und Fettverbrennung. Noch dazu haben alkoholische Getränke verhältnismäßig viele Kalorien (ein Glas Wein ist etwa ein Schokoriegel). Wer darauf verzichtet, könnte einige Kilos reduzieren und unterstützt damit jede Ernährungsumstellung, um abzunehmen.
    • Bessere Haut: Eine Kur führt zu Rehydratisierung der Haut, weil Alkoholika Flüssigkeit entziehen. Auch der Zellstoffwechsel verlangsamt sich durch den Konsum. Durch daraus folgende Lymphstauungen sieht man aufgeschwemmt aus. Wer Promille spart, hat also schönere Haut, die Konturen sind straffer.
    • Weniger Stimmungstiefs: Alkohol kann das Gleichgewicht von chemischen Prozessen und Stoffen im Gehirn enorm beeinträchtigen – das kann zu Angstzuständen und Depressionen führen. Einige Wochen Abstinenz können die Stimmungslage bereits signifikant verbessern (bevor sie durch Entzugserscheinungen zwischenzeitlich schlechter werden kann).
    • Besserer Schlaf: Wer keinen Tropfen trinkt, schläft besser und gelangt schneller in tiefere Schlafphasen und hat dadurch auch mehr Energie am Morgen: Denn Alkohol erhöht die Aktivität der Alphawellen im Gehirn. Das entspannt zwar zunächst, lässt einen aber nicht so gut ein- und durchschlafen. Die REM-Schlafphasen werden gestört. Es ist also ein Aberglaube, dass Alkohol den Schlaf verbessert.

    Guter Test, wie es mir ohne Alkohol geht

    Fachleute beeilen sich bezüglich des Dry January hinzuzufügen, dass der Aufruf, weniger zu trinken, nicht nur auf einen Monat beschränkt sein sollte.

    Der Weg in die Alkoholsucht verlaufe oft schleichend, betont Jürgen Naundorff vom deutschen Suchthilfeverband Blaues Kreuz. Für ihn sei der trockene Jänner daher ein guter Test für jeden, der gerne Bier, Wein und Co konsumiert: „Es ist der TÜV für meinen Umgang mit Alkohol. Was passiert mit mir, was löst das bei mir aus, was wird mir klar?“

    Zahlen Österreich:

    Laut einer Umfrage im Jahr 2020 blieb der Konsum von Alkohol für rund die Hälfte aller Befragten während der Corona-Pandemie der gleiche wie vor der Pandemie. Jeder 5 gab sogar an, dass der Konsum viel weniger wurde.

    Der Pro-Kopf-Konsum an alkoholischen Getränken in Österreich ist im Zeitraum von 2007 bis 2017 um 8,5 Prozent gesunken - laut Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

    Im Jahr 2019 konsumierten die Österreicher dennnoch 11,9 Liter reinen Alkohol pro Person.
    Damit übertreffen wir den weltweiten Durchschnittswert von 5,8 Litern pro Kopf  fast um das Zweifache. Spitzenreiter im selben Jahr war Tschechien mit 14,3 Liter Alkohol pro Kopf.

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