Dry January: Prost ohne Promille

Dry January: Was Experten dazu sagen

Alkoholfreies wird beliebter. Vor allem Jüngere trinken gar nicht – oder als "Flexi-Trinker" nur gelegentlich.

Ein Spitzenkoch und Gastronom, der kaum Alkohol trinkt: "Ungewöhnlich, stimmt", sagt Sören Herzig, der mit seinem 3-Hauben-Restaurant als Kulinarik-Shootingstar gilt. "Aber es ist nun mal so: Ich trinke maximal ein- oder zweimal pro Monat, und auch dann nur etwas, das ich mag, und nicht, weil es von mir gesellschaftlich erwartet wird", sagt er. Seine Frau Saskia verzichtet gänzlich auf Promille. Beide tun das nicht nur der Gesundheit wegen, sondern auch, um in ihrem herausfordernden Job leistungsstark zu bleiben.

Herzig, der gerade 35 Jahre alt wurde, gehört einer Generation an, die mit Alkoholkonsum bewusster umgeht, und das nicht nur im "Dry January", den gerade viele praktizieren. "Zero Promille" lautet der wachsende Trend. Befeuert wird er vor allem durch die GenZ (18 – 24 Jahre). Das spiegelt sich weltweit in der Szene wider: Immer mehr Bars bieten alkoholfreie Getränke an, in New Yorker East Village hat vor Kurzem die erste "Sober Bar" namens "Hekate" eröffnet. Dort werden ausschließlich Mocktails gemixt, etwa Amalfi Spritz mit "Italian Spritz" von Lyre’s, einem der bekanntesten Hersteller alkoholfreier Spirituosen. Oder eine Piña colada – mit Clean’s Spiced Rum, eine antialkoholische Rum-Alternative, sowie Ananassaft und Kokosmilch.

Null-Promille-Kreationen

Während es vor einigen Jahren noch schwierig war, sich vor Gästen zu rechtfertigen, die Sören Herzig zum Mittrinken einladen wollten, registriert er eine wachsende Akzeptanz für Abstinenz. Zu seinem Degustationsmenü bietet er eine alkoholfreie Begleitung, eigens kreiert, abgestimmt auf jeden Gang. Die Null-Promille-Kreationen entstehen etwa durch Fermentation: "Ich arbeite auch gerne mit selbst gemachten Essigen." So mischt er Brombeeressig mit Rosentonic. Spannend, seine "Cola"-Version, mit selbst gekochtem Sirup aus Zimt, Sternanis, Ingwer, Vanille und Malz, aufgegossen mit Soda und etwas Limettensaft.

Zero-Alkohol ist ein Trend, der bleiben wird, ist Nina Haider, PR-Expertin für Lifestyle, Food & Beverage, überzeugt: "Bei uns im Team trinken alle zwischen 20 und 27 auffällig wenig, sie sind sportlich und achten auf einen gesunden Lebensstil." An sich selbst beobachtet sie ebenfalls ein verändertes Trinkverhalten: "Ich lege öfter alkoholfreie Phasen ein, daher würde ich mir bei Events und Veranstaltungen spannendere Alkohol-Alternativen wünschen."

Damit gehört sie zur Kategorie der "Flexi-Trinker", die nicht strikt gegen Alkohol sind, aber immer wieder auf Enthaltsamkeit setzen. Dass Konsumenten anders trinken, zeigen Analysen der Österreich Wein Marketing. Der Bedarf an Anti-Alkoholischem spiegelt sich in der Nachfrage: "Innovative Produkte ohne oder mit geringem Gehalt an Alkohol haben Potenzial. Das bestätigt auch der aktuelle ProWein-Business-Report 2023, für den rund 2.500 Expertinnen und Experten der Weinbranche aus 47 Ländern befragt wurden. Da stehen wir am Anfang einer neuen, spannenden Entwicklung", sagt Ute Watzlawick von Wine + Partners. Sie ist überzeugt, dass alkoholfreie Weine, ähnlich wie Orangeweine, ihren Anteil am Weinsegment erobern werden. Und das, obwohl die Entalkoholisierung komplex und teuer ist, sich also für kleine Winzer wirtschaftlich nicht rechnet.

Außerdem geht’s um die Geschmacksfrage. "Die Winzer beschäftigen sich noch nicht so lange wie die Brauer damit, daher ist da noch Luft nach oben. Ich bin jedoch überzeugt, dass die Qualität nach und nach besser wird und immer mehr Weingüter alkoholfreie Weine anbieten werden." Wie etwa das Weingut Mayer, das seinen gemischten Satz "Mayer Alkoholfrei 2022" mit maximal 0,3 Volumprozent kreierte. Oder Patrick Bayer vom Weingut Heribert Bayer, Neckenmarkt, der mit "Zeronimo“ den ersten Premiumwein-Rotwein des Burgenlands produziert.

Aus Negroni wird Nogroni

Vorbereitung: 2 min 
Zubereitung: 4 min
Portionen: 1 Glas

ZUTATEN

- 4.5 cl alkoholfreier Gin (z. B. von Seedslip)
– 2 cl alkoholfreier roter Wermut (z. B. Palermo Rosso)
– 2 cl alkoholfreier Bitter (z. B. Crodino Rosso)

ZUBEREITUNG: 

  • alle Zutaten in ein Rührglas geben
  • Rührglas bis oben hin 
  • mit Eis auffüllen
  • ca. 30 Sekunden rühren
  • Einen großen Eiswürfel in einen Tumbler (Trinkglas mit dickem Boden)  geben
  • Cocktail vom Eis trennen und ins Glas mit dem Eiswürfel abseihen
     
Gabriele Kuhn

Über Gabriele Kuhn

Seit 1995 an Bord des KURIER - erst 14 aufregende Jahre lang als Ressorleiter-Stv. im Freizeit-Magazin, dann als Leiterin des Ressorts Lebensart. Seit 2017 Autorin. Kolumnistin. Interessens- und Know-How-Schwerpunkte: Medizin, Lifestyle, Gesundheit. Und Erotik. Die ironische Kolumne "Sex in der Freizeit" gibt es seit 2002. Damit's nicht fad wird, schreibe ich seit Anfang 2012 die Paar-Kolumne "Paaradox" gemeinsam mit Ehemann und Journalist Michael Hufnagl. 2014 wurde Paaradox zum Lesekabarett - mit Auftritten im Rabenhof und auf vielen Bühnen Ostösterreichs.

Kommentare