Alkoholverzicht

Was mit dem Körper passiert, wenn man einen Monat auf Alkohol verzichtet

Halbzeit im "Dry January"-Monat: Viele Menschen verzichten im Jänner auf Alkohol. Das bringt zahlreiche gesundheitliche Vorteile.

Eine Untersuchung der Dialogwoche Alkohol aus dem Jahr 2023 ergibt: Etwa eine Million Österreicherinnen und Österreicher trinken zu viel Alkohol. Nur rund 1 von 5 Befragten lebt ohne Alkohol oder trinkt maximal vier Mal pro Jahr.

Ältere Menschen trinken im Durchschnitt mehr als Jüngere: 1 von 5 Menschen im Alter zwischen 50 und 60 Jahren trinkt in einem gesundheitsgefährdenden Ausmaß – also mehr als zwei Viertel Wein bei Frauen bzw. mehr als drei große Gläser Bier bei Männern pro Tag.

Seit einigen Jahren machen daher viele Menschen im Jänner den sogenannten Dry January (= einen Monat keinen Alkohol trinken). Mehrere Studien zeigen: Auf den Körper und auf die Psyche wirkt sich das in vieler Hinsicht positiv aus. 

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Was euch in dieser Geschichte erwartet

  • Die körperlichen und psychischen Vorteile bei Alkoholverzicht

  • Warum man nicht nur einen Monat auf Alkohol verzichtet sollte

  • Tipps vom Experten

Die Vorteile

Zum einen wird die Leber entgiftet, zum anderen sinken die Cholesterinwerte. "Alkohol hat auch viele Kalorien. Deshalb stellt sich relativ schnell eine Gewichtsreduktion ein", so die Internistin Sandra Beinhardt. Auch auf Magen und Darm hat der Verzicht positive Auswirkungen. WeinSchnaps und Bier fördern Entzündungen an der Darmschleimhaut. Beinhardt: "Alkohol verändert nachweislich das Mikrobiom im Darm." 

Die vermehrte Produktion von Magensäure kann zu Entzündungen der Magenschleimhaut führen. Zudem profitiert das Herz vom Alkoholverzicht: Herzrhythmusstörungen und Herzrasen würden laut Studien schon nach einem Monat Abstinenz zurückgehen. Andere Untersuchungen mit Blutbefunden haben zudem gezeigt, dass bei einem Alkoholverzicht das Risiko für Krebs sinkt.

Auch psychische Verstimmungen nehmen ab, denn Alkohol beeinträchtigt das Gleichgewicht von chemischen Prozessen und Stoffen im Gehirn – das kann zu Angstzuständen und Depressionen führen. Wer auf alkoholische Getränke verzichtet, kann also seine Stimmungslage verbessern.  

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Bessere Schlafqualität

Was mit dem Verzicht noch einhergeht, ist die Steigerung der Schlafqualität. Ohne Promille gelangt man viel schneller in tiefere Schlafphasen. Denn: Alkohol erhöht die Aktivität der Alphawellen im Gehirn. Das entspannt zwar zunächst, lässt einen aber nicht so gut ein- und durchschlafen. Schon ein Monat Abstinenz kann etwas bewirken. "Prinzipiell gilt: je weniger Alkohol, desto besser. Aber durch die Entwöhnung kann man seinen Konsum reflektierter wahrnehmen", meint die Internistin Beinhardt.

Das zeigt auch eine Studie aus dem Jahr 2018. Forscher der Universität Sussex haben bei 800 Teilnehmern mittels Fragebögen untersucht, was 31 Tage Alkoholverzicht tatsächlich bringen: Viele Teilnehmer an der Kampagne hatten danach nicht nur eine bessere Kontrolle über ihr Trinkverhalten – sie hatten auch mehr Energie, weniger Gewicht – und eine schönere Haut. "Sieben von zehn Teilnehmern schliefen besser, drei von fünf nahmen ab, neun von zehn sparten sich Geld“, sagt Studienleiter Richard de Visser. Sieben von zehn berichteten generell von einem verbesserten Gesundheitszustand, sechs von zehn von besserer Konzentration.

Warum man nicht nur einen Monat auf Alkohol verzichten sollte

Fachleute für suchtgefährdete und suchtkranke Menschen sehen den "Dry January" allerdings etwas kritisch. Sie lehnen ihn als Denkanstoß grundsätzlich nicht ab, beeilen sich aber hinzuzufügen, dass der Aufruf, weniger zu trinken, nicht nur auf einen Monat beschränkt sein sollte.

Nach Einschätzung von Andreas Heinz von der Berliner Charité ist die kurzfristige Verringerung schon eine Entlastung für Organe wie die Leber. "Aber wenn man dauerhaft nichts groß ändert, ist es eigentlich nur momentan eine kurze Hilfe, aber kein langfristiger Effekt", sagt der Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie einmal im Gespräch mit dem KURIER.

Tipps vom Experten

Wer sich Gedanken über sein Trinkverhalten machen möchte, dem rät der Mediziner, Buch zu führen. "Man ist oft überrascht, dass es doch viel mehr ist, als man so gedacht hat", so Heinz.

Wie viel jeder trinken kann, variiert auch nach Geschlecht. Die Empfehlung des Experten lautet: "Also 0,1 Liter Wein pro Tag bei einer weiblichen Person und 0,2 Liter bei einer männlichen - und dann noch zwei Tage pro Woche nichts trinken".

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Jüngere trinken weniger Alkohol

Bei den Jüngeren scheint der Alkoholverzicht generell besser zu funktionieren. "Wir sehen einen Trend, dass junge Menschen weniger trinken. Das hängt auch mit einem steigenden Gesundheitsbewusstsein zusammen", sagt der britische Psychologe Richard O. de Visser. "Das ist auch ein Lebensstil, so wie der steigende Anteil von Vegetariern und Veganern. Bei vielen Jungen ist das Bewusstsein heute einfach größer als früher.“ Gerade für junge Menschen sei es auch eine "Challenge", sagt der britische Psychologe, eine Herausforderung: "Schaffe ich das einen Monat? Schaffen das die Freunde?"

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