Babys locken in uns allen die gleiche hohe, süße Stimme hervor
Asien, Europa oder Südamerika: Erwachsene kommunizieren weltweit ähnlich mit Säuglingen, wie eine Studie zeigt.
„Ja so ein süßes Mäuschen bist du!“
Vermutlich jeder hat sich schon einmal mehr oder weniger zum Affen gemacht, wenn er mit einem entzückenden Kleinkind gesprochen hat. Auf einmal ertappt man sich dabei, wie die Stimme verspielt und kindisch wird und die Komplexität und manchmal auch Korrektheit in der eigenen Ausdrucksweise schwinden.
International gleich
Forscher der Harvard University in den USA haben nun herausgefunden, dass der „Baby Talk“ international sehr ähnlich ist. Während die Sprache generell von Evolutionsbiologen bereits weltweit intensiv erforscht wurde, war bisher unklar, wie die Kommunikation zu Säuglingen international variiert.
Bei dem Vergleich von 1.615 Aufzeichnungen in 18 verschiedenen Sprachen wiesen Erwachsene mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen bei der Kommunikation mit Babys („infant-directed speech“) alle dasselbe Sprachverhalten auf. Die Stimme wurde in eine höhere Tonlage gehoben, die Sprechgeschwindigkeit vermindert und der Sprachklang war melodiöser und singender. Diese Merkmale passen auch zu den Angaben, die der deutsche Germanist Jürgen Dittman über die „Ammensprache“ macht. Laut ihm sind hohe Tonlage, deutliches Sprechen, eine übertriebene Satzmelodie, Pausen zwischen den einzelnen Phrasen und Wiederholungen Kennzeichen, die den „Baby Talk“ ausmachen.
Auch die Körpersprache spielt bei der Kommunikation mit Säuglingen eine wichtige Rolle. Beim „Baby Talk“ wird durch Heben der Augenbrauen, Mundöffnen und vermehrtes Lächeln zusätzlich die Mimik übertrieben.
Eindeutige Zuordnung
Um den Unterschied zu Gesprächen zwischen Erwachsenen („adult-directed speech“) aufzuzeigen, wurden für die Harvard-Studie auch Sprech- und Gesangsaufnahmen der Probanden in ihrer „normalen“ Tonlage erstellt. Beim Hören aller Tonbänder konnte 51.065 externe Personen aus 187 Ländern genau zuordnen, ob es sich jeweils um „adult-directed“ oder „infant-directed speech“ handelte – unabhängig von der Sprache.
Die Forscher sind davon überzeugt, dass „die Ergebnisse zu unserem Verständnis der menschlichen Sprache und des menschlichen Gesangs beitragen“. Die Erkenntnis, dass Menschen in allen Kulturen ihre Sprache gegenüber Säuglingen in ähnlicher Weise verändern, deute darauf hin, dass diese Art der Kommunikation eine ganz bestimmte Funktion hat.
Demnach fördere die Kommunikation mit Säuglingen deren soziale Fähigkeiten und die Entwicklung der Lese- und Schreibfähigkeit. Kinder, mit denen viel interagiert wird, werden aufgeweckter und knüpfen lebenslang leichter Kontakte. Auch das frühe Erlernen der Sprache wird unterstützt.
Hauptsache sprechen
Die Kinderärztin Angelika Berger, Leiterin der Abteilung für Neonatologie des Wiener AKH / MedUni Wien, betont aber, dass Sprachinput generell für die Entwicklung des Kindes wichtig sei. Dabei ginge es nicht darum, speziell im „Baby Talk“ zu sprechen. Vielmehr sei es wichtig, dem Säugling einladend und freundlich zu begegnen, was man durch die „Ammensprache“ vermutlich einfach instinktiv macht.
Für eine gesunde Sprachentwicklung sei aber insgesamt die regelmäßige Interaktion mit dem Baby und das Eingehen auf das Kind unabdingbar, betont Berger: „Um Ihr Baby schon früh zu fördern, können Sie ihm auch einfach die Zeitung vorlesen.“
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