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Bier mit Powidl und Co: Das hält der Bier-Sommelier vom Hype
Wie es um die Bier-Branche hierzulande derzeit bestellt ist und welche Sorten die Österreicher am liebsten trinken.
Ob das Super Bier Fest, das Craft Bier Fest oder Vienna Kraft Bier Fest: Alle paar Wochen findet in Wien ein neues Bier-Festival statt.
Dabei sinkt der Bierkonsum von Jahr zu Jahr: 2022 tranken die Österreicher noch rund 101,9 Liter Bier pro Kopf, ein Jahr später sind es laut Statista nur noch 99,4 Liter. Zum Vergleich: 2008 waren es sogar 109,7 Liter. Aber warum ist das so?
Bier-Sommelier der Mikrobrauerei "Muttermilch und Betreiber des BeerLovers Flagship Stores, Markus Betz, erklärt sich das so: "Zum einen ist es eine finanzielle Sache, zum anderen eine Bewusstseinssache. Die Generation Z ist dem Alkohol gegenüber generell abgeneigt. Statt zwei, drei Bier trinkt man heute, wenn, dann nur mehr eines. Oder man greift prinzipiell nur zu alkoholfreien Optionen."
Alkoholfreie Biere boomen
Als BeerLovers 2015 aufsperrte, hatten sie fünf alkoholfreie Biersorten im Angebot, heute sind es 30. "Die Nachfrage ist groß", so Betz.
Bier kann genauso komplex wie Wein sein
Heute steht Bier dem Wein um nichts nach. Bier kann genauso komplex sein - in der Produktion und im Geschmack. "Es ist keine Seltenheit mehr, dass in einem Lokal mehr als fünf Biere auf der Getränkekarte stehen. Das war früher nicht so", sagt Betz.
Es gibt mittlerweile die wildesten Sorten – von Whisky- über Hanf-, bis hin zu Powidl-Aromen. Dabei handelt es sich in der Regel um obergärige Biere (also Ales, wie zum Beispiel IPA). Sie werden vermehrt in Mikro- bzw. Craft-Beer-Brauereien produziert.
Unterschied zwischen Lager Bier und Ales
Es gibt unterschiedliche Hefen, die beim Brauverfahren eingesetzt werden - untergärige und obergärige. Lager ist der englische Ausdruck für untergäriges Bier. Hierzu gehören z.B. Märzen, Helles, Zwickl oder Pils.
Ales hingegen sind obergärige Biere (z.B. IPA). Sie beinhalten weitaus mehr Hopfen (vor allem Aromahopfen - diese geben den IPAs ihren fruchtigen Geschmack).
Zur Erklärung: Der Ausdruck Craft Bier steht nicht für einen bestimmten Stil. "Es handelt sich um handwerklich gebrautes Bier mit dem Fokus auf hochwertigen Zutaten und kreativen Brauverfahren. Craft Beer Breweries sind meist kleinere, unabhängige Brauereien, die - im Gegensatz zu großen industriellen Brauereien - es lieben zu experimentieren", erklärt Bier-Sommelière Tina Ganser von der Schnauzer & Beagle Brewery.
Manche dieser angebotenen Bier-Sorten sind so schwer oder komplex wie ein schwerer Rotwein. Wer zum nächsten Getränk überschwappen will, sollte nicht vergessen, zwischendurch ein Pils zu trinken, "um den Gaumen zu neutralisieren", wie bei einer Weinverkostung, rät Bier-Sommelier Betz.
"Man spuckt das Bier nicht aus"
Was bei der Bierverkostung wichtig ist: "Man spuckt das Bier nicht aus, sondern schluckt es. Denn der Abgang ist entscheidend. Das Bier soll harmonisch sein, rund sein und nicht kratzen."
Welche Biere die Österreicher trinken
Aber welche Bier-Sorten sind gefragt? Am beliebtesten ist immer noch das Lagerbier. "Ich war letztens bei einem Bier-Festival und das Lagerbier war das Erste, was ausverkauft war. Das zeigt wieder: Obergärige Biere sind für den Massenkonsum zu komplex."
"Lagerbier ist die Königsdisziplin"
Und auch zu teuer. Das liegt daran, dass sie in den kleineren Brauereien hergestellt werden. In den USA und in Großbritannien ist der Craft Beer Markt, die vermehrt obergärige Biere anbieten, viel größer. Die Amerikaner waren auch die ersten, die mit Aromahopfen experimentiert haben. "Sie beneiden aber uns umgekehrt ums Lagerbier. Lagerbier ist immer noch die Königsdisziplin", so Betz.
Wenn es kein Lager sein soll, greifen die Österreicher noch am ehesten zu den leichten trüben Bieren mit fruchtigen Noten, zum Beispiel zu IPA Hazy mit Mango- und Papaya-Aromen. Betz: "Was interessant ist, denn normale Lager-Leichtbiere haben sich in Österreich nie durchgesetzt. Sie sind vom Markt komplett verschwunden. Man denke nur an das Zipfer Drei".
Schwere Biere wie Bockbier trinken Österreicher eher im Winter oder während der Osterzeit.
Biere von Craft Beer Brauereien in Wien
- Muttermilch Brewery Besondere Kreationen (Kreatbier mit Kürbis, Barley Wine, Maroni Milk Stout) gibt's unter anderem beim Billa, Alfies, gurkerl.at sowie bei beerlovers.at.
- Schnauzer & Beagle: Ihre Biere (u.a. Zirben Ale, Oaked Smoked Chocolate Porter, Malted Ginger Beer) kann man direkt in ihrem Lokal im 10. Bezirk, wo sich auch die Brauerei befindet, kaufen.
- Brauschneider: Verschiedene Sorten (u.a. Powidl, Hanfbier, Marillen Sour) findet ihr unter anderem beim Denn's oder bei Beavers Brewing Company.
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