Tourstart von Robbie Williams: Hitfeuerwerk mit humorvollem Rückblick

Robbie Williams zeigte in London die „XXV“-Show, mit der er im März nach Wien kommt. Sie liefert zwischen den Hits einen genauso unterhaltsamen wie bewegenden Rückblick auf seine Karriere.

Die Briten lieben ihn, ihren Robbie Williams. Das sieht man schon, wenn man an diesem Montag von der U-Bahn zur O2-Arena im Londoner Stadtteil Greenwich geht, wo der 48-Jährige seine „XXV“-Tour zum 25-Jahr-Jubiläum seines Welthits „Angels“ startet: In der U-Bahn-Station hat jemand auf eine Informationstafel ein perfektes Porträt des Sängers gemalt – samt einem Essay bestehend nur aus Zitaten aus den Texten von Robbies Songs.

Dass es umgekehrt nicht anders ist, zeigt der 48-Jährige dann mit seiner Show. Eine raffinierte Projektion hat in der Pause nach dem Vorprogramm die textilfreie Robbie-Skulptur auf die Bühne gezaubert, die auf dem Cover des „XXV“-Albums zu sehen ist. Die löst sich bei Konzertbeginn auf und dahinter steht der echte Robbie – gehüllt in ein goldenes, mit Glitzersteinen besetztes Outfit – und rockt mit „Hey Wow Yeah Yeah“ los. Erst der zweite Song ist „Let Me Entertain You“, der sonst übliche Williams-Show-Opener. Robbie singt, tanzt wie wild, zeigt sich überschäumend spielfreudig, und erklärt dann, was seiner Meinung nach einen guten Entertainer ausmacht: „Du musst dein Publikum lieben.“

Robbie Williams in Wien

Die Konzerte
Robbie Williams tritt  mit seiner „XXV“-Show zum 25-Jahr-Jubiläum seines Hits „Angels“ am 16. und 17. März 2023 in der Wiener Stadthalle auf. Im Programm hat er alle Hits  von „She’s The One“ über „Strong“ bis „Angels“, aber auch  „Don’t Look Back In Anger“ von Oasis und das selten live gehörte „Eternity“

Tickets
Karten für die Konzerte  bekommt man unter www.oeticket.com oder unter www.stadthalle.com. Die Show am 16. März ist die Zusatzshow,  für die als Erstes angesetzte  am 17. März gibt es  noch  Restplätze

Hymnisch

Offenbar tut er das, denn danach liefert er perfektes Entertainment. Fast zwei Stunden Programm füllt er mit Hit-Melodien, die fast durchwegs so berühmt sind, dass sie jeder der 18.000 Zuschauer auswendig kennt, und fast immer so hymnisch, dass man – speziell in dieser Masse von Gleichgesinnten – gar nicht anders kann, als sie mitzusingen. Großen Anteil daran hat auch die Band mit Bläsern und drei Backing-Sängerinnen, die hervorragend zusammenspielt und in den Pop-Rock-Sound auch Elemente aus Swing, Funk und Hip-Hop einbringt.

Zwischen Highlights wie „Feel“, „Kids“ und „Rock DJ“ schiebt Robbie aber bei der „XXV“-Show auch einen Rückblick auf seine Karriere – selbstverständlich vorgetragen mit der Williams-typischen Mischung aus Seelenstrip und Selbstironie.

Er macht sich über das erste Video von Take That lustig, zeigt es auf den Bildschirmen hinter sich und lässt es anhalten, als gerade bühnenbreit in Großaufnahme die nackte Kehrseite eines Take-That-Mitglieds zu sehen ist: „Ich wünschte, ich könnte sagen, das ist mein knackiger Hintern. Aber wenn mich nicht alles täuscht, war es der von Mark Owen.“

Helft mir

Williams geht auch auf seine Drogenphase ein, die begann, als er nach seinem Ausstieg bei Take That beim Glastonbury-Festivals war und dort Oasis kennenlernte. Er schließt deren Hit „Don’t Look Back In Anger“ an. Dass die Briten den genauso feiern, wie seine Hits, kommentiert er mit: „Den Song muss ich aus dem Programm nehmen, der kommt viel zu gut an!“

Vor „Come Undone“ gesteht Williams: „Ich habe nur zwei Arten von Songs. Die einen sind: ,Ich bin verdammt großartig’. Die anderen: ,Ich bin verloren, so einsam, helft mir!’. ,Come Undone’ ist einer von der zweiten Sorte.“

Dazwischen erzählt er, wie wichtig die Unterstützung von Geri Halliwell von den Spice Girls für ihn war, als er aus der Entzugsklinik kam, wie eifersüchtig er in Take That auf Gary Barlow war und wie verbittert und hasserfüllt er die Band verlassen hat.

Aber all das klingt hier längst nicht mehr so übertrieben prahlerisch und angestrengt nach Aufmerksamkeit gierend wie noch vor einigen Jahren. Es ist eher wie ein entspanntes, humorvolles Plaudern über die Fakten seiner Karriere – kommend von jemandem, der endlich seine Balance gefunden hat, glücklich ist und dankbar dafür. Das merkt man an Williams’ Dauergrinsen, wenn er singt, an dem häufigen Blick auf sein ausgelassen feierndes Publikum, der ungläubig, überwältigt und stolz zugleich ist.

Vor dem obligatorischen – und in London natürlich triumphalen – Schlusspunkt mit „Angels“ erinnert er an das Konzert von Knebworth im Jahr 2003. „Erinnert ihr euch, dass ich euch damals gebeten habe, mit mir alt zu werden? Das habt ihr gemacht. Ihr seid mir treu geblieben. Danke dafür.“

Brigitte Schokarth

Über Brigitte Schokarth

Brigitte Schokarth kennt die Rock/Pop/Indie-Welt in allen Aspekten, pendelt für Konzerte zwischen Flex und Stadthalle, für Interviews zwischen Berlin, London und New York. Sie spricht genauso gern mit Robbie Williams und Pink wie mit Amanda Palmer und James Blake und spürt in den Clubs der Musikmetropolen Trends und Newcomer auf.

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