Sci-Fi-Thriller "Nope": Unheimliche Begegnungen auf der Pferderanch
Sci-Fi-Thriller des amerikanischen Horrorspezialisten Jordan Peele (Von Gabriele Flossmann).
Der afro-amerikanische Schauspieler und Filmemacher Jordan Peele gilt als Liebling der Hollywood-Kritik. Für seinen Thriller „Get Out“ erhielt der – eigentlich aus dem Comedy-Bereich kommende – Peele den Oscar für das beste Drehbuch und dazu Nominierungen für „Beste Regie“ und „Bester Film“. Peele sorgte damit an den Kinokassen für den Überraschungserfolg 2017. Nicht nur in den USA. Die Geschichte einer Frau, die mit ihrem schwarzen Freund ein Wochenende auf dem Land verbringt, erwies sich als Horror-Plot über rassistische Bedrohung und eine schleichende Rückkehr der Sklaverei.
Im darauffolgenden Werk „Wir“ – wieder mit großteils afro-amerikanischer Besetzung – ging es um Doppelgänger, die ihre Ebenbilder töten wollen.
„Elevated Horror“
Da Peele in seinen Filmen die Horror-Elemente in einen soziokulturellen und religiösen Kontext setzte, schuf er etwas, das man heute „elevated horror“ nennt: Horror für ein intelligentes Publikum. Umso erstaunlicher, dass vor dem Kinostart dieses neuen Sci-Fi-Thrillers kaum Informationen durchgesickert sind. Er erzählt von einem Geschwisterpaar, das nahe Hollywood eine Pferde-Ranch führt, die seit Generationen in afro-amerikanischem Besitz ist. Seltsame Phänomene am Nachthimmel deuten auf die Präsenz von Außerirdischen hin.
Der Schock ist groß bei OJ Haywood, als sein Vater, ein legendärer Pferdetrainer, von einem seltsamen Metallregen getroffen und getötet wird. Die Geschwistern wollen die Ranch weiterbetreiben, aber schon bald erscheint ein Verkauf an den Ex-Kinderstar Ricky „Jupe“ Park, der in der Nachbarschaft einen Vergnügungspark betreibt, unvermeidbar.
Bedrohung aus dem All
Außerdem hat das „All“ offenbar noch weitere „Tricks“ auf Lager. Von Stromausfällen bis zu Wetterkapriolen. Statt seinem Thriller mit diesen für die heutige Zeit höchst relevanten Wirtschafts- und Umwelt-Themen mehr Tiefe zu verleihen, experimentiert Peele lieber mit neuen Stilmitteln.
Er lässt die Geschwister Überwachungskameras montieren, mit denen sie dem Spuk aus dem All auf die Spur kommen wollen. Peele verwendet diese Aufnahmen dazu, um die außerirdische(?) Bedrohung in schnell geschnittene Bilder zu zerhacken. Sie sollen sich erst in den Köpfen des Publikums zu einem schrecklichen Ganzen zusammensetzen. Wie aus der Perspektive von Zuschauern, die immer wieder die Augen schließen, wenn es gar zu fürchterlich wird, um sich dann womöglich noch härtere Szenen vorzustellen, als der Regisseur zu zeigen gewagt hätte.
Für Menschen, die mit Horrorthrillern nicht wirklich etwas anfangen können, wirkt der Film deshalb bisweilen mau. In deren Wahrnehmung macht sich wahrscheinlich das durch die Länge des Films strapazierte Sitzfleisch stärker bemerkbar, als die Gänsehaut auf anderen Körperteilen.
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