Colin Farrell (2. v. re.) und Viggo Mortensen (ga. re.) als Rettungstaucher

Thai-Höhlendrama verfilmt: Hollywood-Stars, die mit "Wildschweinen" tauchen

"Dreizehn Leben": Hollywood-Regisseur Ron Howard verfilmte das thailändische Höhlendrama von 2018 packend für Amazon Prime Video.

Es war ein filmreifes reales Drama: Bis zu 18 Tage waren zwölf jugendliche Fußballer und ihr Trainer 2018 kilometertief in der thailändischen Thang-Luam-Höhle gefangen, die durch Regenfälle geflutet wurde. Die spektakuläre internationale Rettungsaktion für die „Wildschweine“ (der Name des Fußballteams) hielt die Welt in Atem.

Verarbeitet wurde das in Filmen und Büchern – nun ist Hollywood dran und streamt das Ergebnis ab heute über Amazon Prime Video. Ron Howard ist nicht als Regisseur ausgewählt worden, weil „Apollo 13“ dieselbe Zahl im Titel führt wie „Dreizehn Leben“. Wohl eher, weil er bereits in dem Astronauten-Film eine wahre Heldensaga verfilmt hat, die klaustrophobische Zustände schilderte.

Ron Howard mit den Fußballer-Darstellern

©Vince Valitutti / Metro Goldwyn/Vince Valitutti / Metro Goldwyn

Momente, die dieses ungute Gefühl – noch dazu zwischen spitzen Stalaktiten und unter Wasser – auslösen, gibt es in Howards Höhlendrama zuhauf. Er erzählt es aus der Perspektive der Retter: Allen voran die britischen Höhlentaucher Rick Stanton und John Volanthen, gespielt von Colin Farrell und Viggo Mortensen.

Letzterer durchquerte als Aragorn in „Herr der Ringe“ ja bereits erfolgreich Moria. Die aktuelle Höhlenaufgabe wirkt da aber noch schwieriger. Das Aufspüren der vermissten Teenager, das Umleiten der weiter einprasselnden Regenmassen, die stundenlangen Tauchgänge mit den Buben im Schlepptau – all das wird hier derart realistisch eingefangen, dass Echtzeit-Atmosphäre aufkommt. Farrells Figur ist emotional, während Mortensen einen abgebrühten Lethargiker spielt. Herausragend auch Joel Edgerson, als Arzt, der die Reihenfolge der Rettung entschied und die Burschen narkotisierte.

Angenehm ist, dass Howard auf hollywoodeske Zuspitzungen weitgehend verzichtet und auch die Jubelszenen am Ende nicht allzu dick aufgetragen sind. Allein, den westlichen Identifikationsfiguren hätte er bei den Thai-Rollen mehr Figurenzeichnung entgegensetzen können. Als mögliche Ergänzung zeigt Netflix ab 22. September die Doku-Serie „Thai Cave Rescue“, die mehr über die geretteten Buben erzählen soll.

Peter Temel

Über Peter Temel

Seit 2009 beim KURIER. Zunächst Entwicklung des Kultur-Themenangebots auf kurier.at. Später bei härteren Themen der Innen- und Außenpolitik angelangt, dann Aufbau und Gestaltung des Satire-Portals "KURIER mit Schlag". Aktuell wieder im Kulturbereich verankert und mit Freude TV-Tagebücher schreibend. Habe eigentlich immer "was mit Medien" gemacht, Geschichte und Philosophie studiert. Privat stehen Fußball, Skifahren, Wandern hoch im Kurs.

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