Pia Hierzegger über neuen Kärntner Landkrimi und "Familiy Dinner"
Die Schauspielerin ist für ihre Rolle in „Family Dinner“ ROMY-nominiert. Im soeben abgedrehten Landkrimi ermittelt sie nach einem von ihr verfassten Drehbuch.
Rund um den Ossiacher See häufen sich die Todesfälle. Alle Verstorbenen waren alt und einsam, nicht zuletzt, weil es im Dorf kaum noch Orte der Kommunikation gibt. Keine Wirtshäuser, kein soziales Leben – die im Sommer so beliebte und belebte Seeumgebung liegt im Winterschlaf.
Das sind die traurigen Rahmenbedingungen für den neuen ORF-Landkrimi, der in den vergangenen Tagen in Kärnten gedreht wurde. Es ist nach „Waidmannsdank“ (2020) der zweite Fall des Kärntner Ermittlerteams.
Der Arbeitstitel dafür lautet „Bis in die Seele ist mir kalt“ und ist in den vergangenen Wochen unter der Regie von Daniel Prochaska entstanden. Die Geschichte stammt erneut von Pia Hierzegger, die schon für „Weidmannsdank“ das Drehbuch verfasst hat.
„Ich habe eigentlich gesagt, dass ich keinen zweiten Teil schreiben werde, weil mir so kurz nach dem ersten Fall auch gar nichts eingefallen wäre. Dann kam Corona und ich hatte plötzlich mehr Zeit. Ich bin dann nach Kärnten in die Gegend rund um den Ossiacher See gefahren und habe mich davon inspirieren lassen. Ich kenne diese Gegend von früher. Ich war als Kind immer wieder dort.“
Satt
Der Ort, in dem der neue Fall spielt, heißt Sattendorf. „Dort gab es früher noch einige Gasthäuser und Geschäfte. Die sind nun alle weg. Das Einzige, was noch übrig geblieben ist, ist ein Zigarettenautomat – und das Strandbad, wo man im Sommer noch etwas konsumieren, also Kaffee trinken kann. Für jeden Einkauf, für alles muss man in die nächstgrößere Stadt fahren. Für mich wäre das nichts, denn ich habe die Sehnsucht, dass es vor meiner Haustür Theater, Kinos, mindestens aber einen Greissler und ein Kaffeehaus gibt, Treffpunkte, in denen Zusammenkünfte möglich sind.“
Inhaltlich dreht sich im neuen Landkrimi, dessen TV-Ausstrahlungstermin noch nicht feststeht, auch viel um diese Ausgestorbenheit, um alleinstehende Menschen, die keinen Anschluss zur Öffentlichkeit mehr haben. In diesem tristen Umfeld suchen die beiden ungleichen Ermittlerinnen Martina Schober (Jutta Fastian) und Chefinspektorin Ilse Acham (Pia Hierzegger) nach Täter und Motiv.
Hungrig
Die gebürtige Grazerin, die gerade an einem Drehbuch für ein neues Kinoprojekt schreibt, dreht in den kommenden Wochen mit Regisseurin Eva Spreitzhofer „so etwas wie die Fortsetzung von ‚Womit haben wir das verdient?‘ mit mehr oder weniger dem gleichen Ensemble. Der Titel lautet, so weit ich das richtig im Kopf habe, ‚Wie kommen wir da wieder raus‘. Danach stehen gleich Proben und Auftritte im Grazer Theater im Bahnhof am Programm“, sagt die 51-Jährige, die bis vor Kurzem noch im Kino zu sehen war.
Für ihre Rolle in „Family Dinner“ ist sie nun auch für eine ROMY nominiert. „Gereizt hat mich daran einerseits die Konstellation, dass mit nur vier Schauspielerinnen und Schauspielern ein Kinofilm entsteht. Das fand ich sehr herausfordernd. Zweitens hat es mich gereizt, einen reinen Genrefilm, einen Horror-Film, zu machen. Und drittens hat die Frau, die Figur, die ich spiele, ihre eigene Parallelwelt geschaffen: Sie macht sich ihre eigenen Gesetze, so wie das auch viele Menschen in der Pandemiezeit gelebt haben. Mich hat interessiert, wie man sich seine ganz eigene, unwissenschaftliche Welt aufbauen kann. Und damit auch noch durchkommt.“
Pia Hierzegger: Die Steirerin ist Teil des Grazer Theaters im Bahnhof. Ihre erste Filmrolle hatte Hierzegger 2004 in „Nacktschnecken“ von Michael Glawogger. 2009 wurde mit demselben Personal eine Fortsetzung gedreht („Contact High“). Im selben Jahr war sie auch in „Der Knochenmann“ zu sehen. Zuletzt wirkte die 51-Jährige, die seit Jahren auch erfolgreich als Drehbuchautorin agiert, im Kinofilm „Family Dinner“ mit. Dafür ist sie auch ROMY-nominiert. Mitvoten ist auf ROMY.at bis 19. März möglich-
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