Zarengold, Tempelritter, Diamanten: Legendäre Schätze und wo man sie findet

Versunken, vergraben, spurlos verschwunden: Die Geheimnisse versteckter Reichtümer. Wo Schatzsucher fündig werden können.

Am dritten Tag seiner Ausbildung gelang Nicki Steinmann kürzlich ein sensationeller Fund. Zum Sondengeher wollte er sich beim Archäologischen Landesamt unterrichten lassen, mit dem Metalldetektor war er unterwegs. Aber erhofft hatte er sich nicht viel, von der Begehung eines Ackers in Schleswig-Holstein. Es kam anders. Nach nur neun Metern schlug die Sonde piepsend an. 99 – das Signal für Gold. Mit Edelsteinen besetzte Ohrringe im byzantinischen Stil, eine vergoldete Gewandnadel in Münzform und 30 Silbermünzen: 800 Jahre war der hochkarätige Schatz vergraben gewesen. Der Deutsche hatte einen Wikinger-Schatz gefunden.

Auch ein Engländer hatte im März Glück. Auch er war mit einem Metalldetektor unterwegs, auch er auf einem Feld. Eine winzige Pyramide, 1,8 Zentimeter breit wie lang, aufwendig verziert, hielt er in Händen, als er den Spaten zückte. Vor 1.200 Jahren hatte sie sich vermutlich vom Griff des Schwertes eines angelsächsischen Kriegers gelöst.  

Immer wieder kommt es vor, dass Hobby-Schatzsucher auf wertvolle Entdeckungen stoßen. Ein gewisses Maß an Fortuna begleitet jeden Fund. Doch man kann die Sache auch organisierter angehen. Und sich gleich auf die Suche nach den legendärsten Schätzen begeben, die darauf harren, gehoben zu werden. Ob auf der Flucht zurückgelassene Beute oder in den Tiefen des Meeres versunkener Luxus: Zwischen Moskau und Mexiko gibt es viele geheimnisumwobene Schätze.   

Kirchenschatz von Lima

Wer auf der Suche nach unaussprechlich kostbaren Geschmeiden ist, sollte sich etwa auf die Kokos-Insel begeben. Den Spitznamen „Schatzinsel“ trägt sie nicht ohne Grund. Das unbesiedelte Eiland im östlichen Pazifischen Ozean, das zu Costa Rica gehört, soll den Kirchenschatz von Lima beherbergen.

Kostbares Idyll: Cocos Island, Spitzname: "Schatzinsel"

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Peru gehörte 1820 noch zur spanischen Krone. Als es in Lateinamerika jedoch zu Revolten gegen die kolonialen Herrscher kam, wollten der Gouverneur von Lima und die Kardinäle ihre Reichtümer in Sicherheit bringen. Und die funkelten und glitzerten: hunderte Kilos an Gold und Silber, wertvolle Kunstgegenstände und eine überlebensgroße Marienstatue aus purem Gold, besetzt mit 1.700 Edelsteinen, waren darunter. Ein Kapitän namens William Thompson sollte alles nach Mexiko bringen. Doch das ging gehörig schief. Der Schotte und seine Männer töteten die Wachen und steuerten mit dem Schiff Mary Dear stattdessen Cocos Island an, wo er den Schatz versteckte.

Davon hatte der grimmige Captain allerdings nicht viel. Seine Crew und er wurde zum Tode verurteilt. Um sein Leben zu retten, versprach er den Spaniern, sie zum Versteck zu führen. Auch dieses Gelöbnis hielt der Schuft nicht: Er flüchtete in den Dschungel und ward nie wieder gesehen.

Das verschwundene Zarengold

Spurlos verschwunden ist auch das Gold des letzten Zaren. 500 Tonnen Gold in 5.000 Kisten, 1.700 Säcken und voll befüllte 40 Eisenbahnwaggons. Russland besaß einst einen der größten Goldvorräte der Welt. Den erwähnten Teil davon hatte man zu Beginn des ersten Weltkriegs nach Kasan nahe Moskau geschafft.

Während der Oktoberrevolution fiel der Schatz in die Hände von Admiral Alexander Koltschak und seinen „Weiße Garden“, die gegen die Bolschwiken kämpften. Als Koltschak fiel, löste sich auch das Gold (beinahe) in Luft auf. 410 Millionen Rubel gingen nach der Niederlage an die Rote Armee, der Rest landete womöglich hier: am Grund des Baikalsees.

Gesunken: 500 Tonnen Gold in 40 Eisenbahnwaggons soll der Baikalsee beherbergen

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Als die Weißgardisten versuchten, das viele Gold in Güterwaggons über das Eis des Sees vor den Kommunisten zu retten, sollen diese ob der schweren Last eingebrochen sein. Der unermessliche Reichtum: versunken in der Tiefe.

Bis heute sind die Edelsteine und der Schmuck von Zar Nikolaus II. im Wert von 55 Milliarden Euro verschollen. Russische Forscher tauchten 2010 zwar mit Mini-U-Booten, die auch das „Titanic“- Wrack durchsuchten, in den See in Sibirien hinab. Sahen etwas glänzen, fanden etwas … aber konnten es aufgrund einer prekären Hanglage nicht näher erkunden oder gar heben.

Der Reichtum der Tempelritter

Der mysteriöse Orden der Tempelritter war berühmt für sein immenses Vermögen. Dass dieses auch seinen Untergang besiegelte, ist traurige Ironie des Schicksals. So kam es, dass der französische König Philipp IV. hochverschuldet war und sich an ihm zu sanieren gedachte. Er drohte Papst Clemens V., dass dieser selbst als Ketzer dastehen würde, wenn er die ketzerischen Templer länger unterstütze. Ihre Schätze, von Ländereien bis Gold, wollte man sodann untereinander aufteilen.

An einem Freitag, den 13. 1307 schlug man zu. In der ersten konzertierten Polizei-Kommandoaktion der Geschichte wurden die Ritter im ganzen Land verhaftet und in den Kerker geworfen. Allerlei Besitz ging dem König zu. Doch der legendäre Schatz, den sie sich versprachen – von ihm fehlte jede Spur.

Scheinbar war er auf 18 Galeeren und 50 Pferden vor der Verhaftungswelle aus Paris geschafft worden. Wohin? Das gibt bis heute Rätsel auf. Vor allem drei unschätzbar kostbare Reliquien fehlten: die Heilige Lanze, also der Speer, mit dem der römische Centurio Longinus Jesus am Kreuz in die Seite stach; auch den Kelch aus dem die Jünger beim letzten Abendmahl Wein tranken, fanden sie nicht; ebenso die Bundeslade, die die Zehn Gebote enthielt.

Mysteriös: der Orden der Tempelritter

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Schatzjäger sollten sich dafür nach Renne-le-Château begeben. Im kleinen Dorf in Südfrankreich soll ein Dorfpfarrer auf entsprechende Hinweise gestoßen sein. Eine Legende, die auch Eingang in die Literatur fand: Umberto Eco griff darauf für seinen Roman „Das Foucaultsche Pendel“ zurück, und auch Dan Brown mit „Sakrileg“.

Der Templer-Schatz könnte allerdings ganz woanders liegen. Die Rosslyn-Kapelle in Midlothian wird als Fundort ebenso gehandelt wie Oak Island in Kanada.

Der Piratenschatz der Seychellen

230 Millionen Euro reicher könnte jener Glückspilz sein, der den Piratenschatz von Mahé, einer Hauptinsel der Seychellen, findet. Olivier Levasseur hieß der Seeräuber, der ihm einmal gehört haben soll. Der Franzose trieb um 1730 mit seinen Spießgesellen sein Unwesen trieb und kaperte mit Preziosen beladene Boote. Sein Spitzname: La Buze, der Bussard – weil er so schnell auftauchte, zuschlug und wieder abhaute.

Besonders einer seiner Beutezüge ist Legende: dem Erzbischof von Goa und dem Vizekönig des portugiesischen Indien, so der „Tagesspiegel“, raubte er unter anderem ein „mit Diamanten verziertes Schwert“ und ein „sagenumwobenes goldenes Kreuz von Goa, ein mit Smaragden und Rubinen bestreuter Kirchenschatz.“

Piraten-Paradies: Mahé, einer Hauptinsel der Seychellen

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Diese Kostbarkeiten sowie Wagenladungen an Diamanten, Goldbarren und Silber soll er auf Mahé gelagert haben. Doch wo? Schatz-Detektive durchstreifen dazu heute noch die Granithöhlen. Das hilft auch dem Tourismus. Noch dazu, wo Levasseur doch am Galgen ein Papier mit geheimnisvollen Angaben in die Menge warf, begleitet von den Worten: „Mein Schatz gehört demjenigen, der dies versteht!“

Spanische Schatzflotte und mysteriöser Goldzug

Auch spannend ist, was in Vero Beach in Florida passiert ist. Eine wahre Schatzflotte aus Spanien soll hier 1715 gesunken sein. Elf Schiffe, reich beladen mit Gold und Edelsteinen (darunter die Mitgift der Königin), aber auch Tabak und Gewürzen, machten sich damals von Kuba auf den Weg nach Spanien. Ungefährer Wert 93 Millionen Euro. Mit an Bord: 2.000 Passagiere. Doch das Schicksal meinte es nicht gut mit den Galeonen. Ein Hurrikan fegte über sie hinweg und die Schiffe kenterten.

Noch heute suchen Menschen am Strand an der entdeckten Unglücksstelle nach Münzen oder Ähnlichem. Treasure Coast nennen sie sie – Schatzküste. Und das ist sie tatsächlich: 2015 fanden Taucher hier 350 spanische Goldmünzen im Wert von 4 Millionen Euro.

Der Goldzug von Walbrzych wiederum ist ein angeblicher Zug mit geraubtem Nazigold. Mit 300 Tonnen Gold, Juwelen und Kunstwerken soll er beladen gewesen sein – und wird vermisst. Der Zug war angeblich von Breslau in Polen Richtung Südwesten geschickt worden. Bei der Burg Ksiaz soll er dann in einem Stollen versteckt worden sein. Die soll nämlich von einem Tunnelsystem untergraben sein, das einst angelegt wurde, um im Rahmen des „Projekt Riese“ als eines mehrerer Hauptquartiere für Hitler zu dienen. 2015 und 2016 gab es groß angelegte Suchgrabungen dazu. Die blieben erfolglos – vorerst.

Sagenumwobener Prunkraum: das Bernsteinzimmer

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Bernsteinzimmer und König John

Wer dem Verlust des Schatzes von König Johann Ohneland auf die Spur kommen will, sollte sich hingegen zu The Wash, einem sogenannten Ästuar, der durch die Mündungen verschiedener Flüsse an der Ostküste Englands gebildet wird, begeben. Dem gesamten Tross geschah damals ein Unglück, in dem Pferde in Treibsand gerieten und Kronjuwelen im Wasser verschwanden.

Für immer mysteriös zu bleiben, wird auch der Verbleib des legendären Bernsteinzimmers. In Auftrag gegeben wurde es 1701 von Friedrich I. König von Preußen. Zuletzt gesichtet wurde der faszinierende Prunkraum zuletzt im Zweiten Weltkrieg. Wo und ob es überhaupt noch existiert, ist völlig unsicher. Das „achte Weltwunder“ – wie vom Erdboden verschluckt.

Alexander Kern

Über Alexander Kern

Redakteur KURIER Freizeit. Geboren in Wien, war Chefredakteur verschiedener Magazine, Gründer einer PR- und Medienagentur und stand im Gründungsteam des Seitenblicke Magazins des Red Bull Media House. 12 Jahre Chefreporter bzw. Ressortleiter Entertainment. Schreibt über Kultur, Gesellschaft, Stil und mehr. Interviews vom Oscar-Preisträger bis zum Supermodel, von Quentin Tarantino über Woody Allen bis Jennifer Lopez und Leonardo DiCaprio. Reportagen vom Filmfestival Cannes bis zur Fashionweek Berlin. Mag Nouvelle Vague-Filme und Haselnusseis.

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