Warum Filme von und mit Frauen schlechter bewertet werden
Oppenheimer räumte ab, während Barbie wenig Anerkennung für den Erfolg im letzten Jahr bekam. Eine neue Studie zeigt, wie Frauen in der Hauptrolle schlechter ankommen.
Bei der 96. Oscar-Verleihung am Wochenende waren alle Augen auf den Blockbuster-Film "Oppenheimer" gerichtet - der immerhin ganze sieben Oscars einheimste. Dabei vergisst man leicht, dass "Barbie" eigentlich der erfolgreichste Film des ganzen letzten Jahres war. Eine aktuelle Analyse verdeutlicht, das die Meinungen vor allem bei Filmen mit weiblichen Hauptrollen stark auseinandergehen.
Voreingenommenheit gegenüber Frauen?
Schauen wir Filme von und mit Frauen einfach weniger gerne an? Viele würden diese Annahme zunächst für undenkbar halten, schließlich würde man Frauen doch nicht von vorneherein weniger Wert beimessen. Ob bewusst oder unterbewusst, die Ergebnisse einer aktuellen Studie deuten auf eben so eine Voreingenommenheit hin. Schon einmal von IMDb gehört? Hierbei handelt es sich um eine Plattform, auf der Filme bewertet werden können.
Zur Analyse standen:
- insgesamt 383 Millionen Bewertungen auf IMDb
- die Bewertungen bezogen sich auf 4.012 Filme
- Werke im Zeitraum zwischen 1992 und 2018 veröffentlicht
- Bilanz aus allen Filmen: 28 % weibliche Hauptrollen
Das Ergebnis? Filme mit Frauen in der Hauptrolle werden durchschnittlich schlechter bewertet. Was so einfach klingt, bleibt es auch, selbst wenn man andere Faktoren wie der Grad an Gewalt, Nacktheit oder das Erscheinungsdatum mit berücksichtigt. Die schlechteren Bewertungen kommen sowohl von Männern als auch von Frauen, wobei allerdings Männer die Filme mit weiblicher Hauptrolle noch kritischer sehen.
Sind sich also einfach alle einig, dass Filme mit Frauen in den tragenden Rollen weniger gut sind? Ganz so einfach scheint es nicht: Bei diesen Filmen gehen die Meinungen stark auseinander. Oftmals sind sich die Leute keineswegs darüber einig, ob die Filme nun gut oder schlecht sind. Diese Ergebnisse zeigten sich auch bei einem erneuten Test mit fiktiven Filmkonzepten, denen zufällig eine weibliche oder männliche Hauptrolle zugewiesen wurde.
Doch Awards werden nicht vom Publikum vergeben. Die guten Einspielergebnisse von Barbie haben am Ende also nicht so viel zu bedeuten, wenn die Jury keine gute Meinung vom Film hat. Doch auf den zweiten Blick können Bewertungen durchaus Einfluss darauf haben, ob ein Film einen Award gewinnt oder nicht. Bryan Stroube, Hauptautor der IMDb-Studie, erklärt gegenüber Forbes: Ein polarisierender Film hat es schwerer, die nötige breite Unterstützung für eine Oscar-Nominierung zu erreichen.
Weniger Filme von Regisseurinnen und mit weiblichen Hauptrollen
Regisseurin Greta Gerwig gelang mit "Barbie" der beste Filmstart einer weiblichen Filmemacherin in der Geschichte. Hauptdarstellerin Margot Robbie ist laut Analysen der USC Annenberg Inclusion Innitiative eine der 30 Frauen, die die Hauptrolle in einem der 100 erfolgreichsten Filme 2023 hatte. Alle anderen Filme auf dieser Liste wurden mit männlichen Schauspielern in der tragenden Rolle besetzt. Für Frauen ist das der niedrigste Wert seit dem Jahr 2010.
Vielleicht eine Folge der vielen Filme, die wegen der Streiks im letzten Jahr verschoben wurden? Die Gründerin der Initiative schloss diese Möglichkeit allerdings aus. Das würde trotzdem nicht die drastischen Unterschiede erklären. Speziell bei älteren Frauen macht dieser eingefahrene Trend nicht Halt: In nur drei der 100 Filme spielte eine Frau die Hauptrolle, die älter als 45 Jahre ist. Männer im gleichen Alter waren auf der Liste der Hauptdarsteller gleich 32-Mal vertreten.
Eine weitere Studie der San Diego State University untersuchte unterdessen die 250 erfolgreichsten Filme 2023. Darunter lag der Anteil an Regisseurinnen lediglich bei 16 Prozent, zwei Prozent weniger als im Jahr 2022. Sieht man sich alle Mitwirkenden (Regie, Autorenteam, Produktion, Redaktion, Kamerateam) bei allen berücksichtigten Filmen an, werden die Unterschiede ebenfalls sehr deutlich: Nur 22 Prozent aller Filmleute identifizieren sich laut den Ergebnissen als weiblich (ebenfalls 2 % weniger als 2022).
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