Nach Bidens "Son of a bitch"-Sager: Welche Politiker aufs Mikro vergaßen
Der US-Präsident wurde erwischt, wie er einen Reporter "son of a bitch" nannte. Solche Peinlichkeiten passierten vielen Vorgängern.
Joe Biden tut sich ja ohnehin schwer mit Reportern. Der 78-jährige US-Präsident vermeidet Pressekontakte deshalb gerne. Dass ihm gerade gegenüber dem Trump-freundlichen, konservativen Nachrichtensender "Foxnews" ein Lapsus passiert, ist natürlich doppelt unangenehm. Als der Reporter dem Präsidenten am Rande eines öffentlichen Auftritts in Washington die Frage zuwarf, ob die zunehmende Inflation im Land bei der Kongresswahl im Herbst eine politische Bürde sei, murmelte Biden - hörbar für alle, da sein Mikrofon noch angeschaltet war - und klar ironisch: Nein, Inflation sei ein Vorteil, „mehr Inflation“. Mit Kopfschütteln und leicht verzogenem Gesicht schob Biden eine derbe Beleidigung nach: „What a stupid son of a bitch.“
Biden ist mit seinem Ausrutscher natürlich nicht alleine. Eine ganze Reihe von US-Präsidenten und natürlich auch andere Staats- und Regierungschefs haben einmal auf das noch - oder schon - aufgedrehte Mikrofon vergessen.
"Bomben in fünf Minuten"
Der Klassiker dieses Genres ist die Rede von US-Präsident Ronald Reagan am 11. August 1984: "Liebe Landsleute, ich freue mich, Ihnen heute mitteilen zu können, dass ich ein Gesetz unterzeichnet habe, das Russland für vogelfrei erklärt. Wir beginnen in fünf Minuten mit der Bombardierung".
Dabei wollte sich Regan nur warmreden und mit seinen Mitarbeitern scherzen. Doch fatalerweise wurde die Rede später tatsächlich – mit Hinweis auf die Panne – übertragen. Reagan entschuldigte sich.
"Ein erstklassiges A....loch"
Sehr einprägsam und auf den Punkt gebracht ist etwa auch der kurze Kommentar von US-Präsident George W. Bush zu seinem Vize Dick Cheney, als sie im Publikum bei einem öffentlichen Wahlkampauftritt einen Reporter der Bush nie sehr gut gesinnten "New York Times" entdecken. Bush nennt ihn "a major league ashole", also in etwa ein "erstklassiges A....loch" und Cheney stimmt sofort zu. Der US-Präsident entschuldigte sich zwar dafür, dass er dabei mitgehört worden war, verweigerte aber eine persönliche Entschuldigung an den Reporter.
Ganz vertraute Supermächte
Manche dieser Pannen machen fast den Eindruck, als wären sie von findigen PR-Beratern lanciert worden. Etwa Barack Obamas vertrauliche Plauderei mit dem damaligen russischen Präsidenten und Putin-Vertrauten Dmitri Medwedew am Rande einer internationalen Konferenz. Obama erklärt dem Russen nach der Präsidentenwahl im November "mehr Flexibilität" bei dem strittigen Thema zu haben: "Das ist meine letzte Wahl". Bis dahin müsse ihm Russlands künftiger Präsident Wladimir Putin "Raum" geben. Das Gespräch wirkt vertraulich. Medwedew macht deutlich, dass er verstanden habe. "Ich werde Wladimir die Information übermitteln", verspricht er. Obama könne auf ihn zählen: "Ich bin ganz bei Ihnen." Herzlich legen beide die Hände aufeinander
"Yo Blair"
Noch weit vertrauter wirken George W. Bush und sein damaliger enger Verbündeter, der britische Premier Tony Blair. Bei einer Konferenz nach dem verunglückten Einmarsch im Irak, der beide politisch schwer unter Beschuss bringt, begrüßt Bush den Premier bei einer Konferenz mit "Yo Blair" wie einen Freund vom Fußballplatz. Eine wirklich verlässliche Aufnahme davon gibt es übrigens nicht, dafür aber unzählige Verballhornungen in Internet-Mixes und sogar Songs auf Youtube.
Die britische Küche
Zutiefst ehrlich und irgendwie unverkennbar französisch wirkt auch der Kommentar des inzwischen verstorbenen französischen Präsidenten Jacques Chirac. Der meint am Rande einer Tagung über die Briten, "man kann Menschen, die so schlecht kochen einfach nicht vertrauen. Nach Finnland ist Großbritannien das Land mit dem schlechtesten Essen." Ergänzend und ähnlich ungalant meint Chirac dann noch: "Das einzige, was die Engländer jemals für die europäische Landwirtschaft getan haben ist die verrückte-Kuh-Krankheit (also BSE, Anm.)."
"Diese verbitterte Frau"
Wirklich zum Fremdschämen und entlarvend ist die Panne des ohnehin öffentlich stets eher unglücklich agierenden britischen Premiers Gordon Brown. Der trifft bei einer Wahlkampf-Tour auf eine Stammwählerin seiner Labour-Partei, die ihm natürlich ihr Herz über all ihre Sorgen ausschüttet. Brown steht wie ein Pfarrer da und hört sich das alles scheinbar total verständnisvoll an und heuchelt Mitgefühl. Nach dem Abgang aber hört man, wie er seine Mitarbeiter für dieses "Desaster" beschimpft und von einer "verbitterten Frau" spricht.
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