Mona Film arbeitet an zweiter "Totenfrau"-Staffel und will im Kino unterhalten

ROMY-Nominee Anna Maria Mühe könnte mit Netflix/ORF-Serie in die Verlängerung gehen. Glattauers Bestseller "Ewig Dein" bekommt TV-Adaption

Die Netflix/ORF-Co-Produktion "Totenfrau" mit ROMY-Nominee Anna Maria Mühe als Bestatterin und Racheengel Brünhilde Blum war weltweit ein Riesenerfolg. "Das große Interesse stimmt uns zuversichtlich und wir hoffen natürlich auf eine zweite Staffel", erklärt Mona Film-Produzent Thomas Hroch im KURIER-Gespräch. Er erwartet die Entscheidung des Streamers in den nächsten Wochen, der ORF wäre als Ko-Partner wieder dabei.

"Derzeit arbeiten wir an dem Staffelbogen für eine Fortsetzung. Diese setzt auf der Handlung des dritten Romans von Bernhard Aichner auf und bezieht Sequenzen des zweiten Bandes mit ein", erzählt Hroch. Entwickelte sich Blum zunächst von der Jägerin zur Gejagten, geht es nun wieder in die Gegenrichtung. Es könnte mit "Totenfrau" bei entsprechendem Erfolg sogar noch weitergehen. Denn "Aichner überlegt, die Figur Blums in Romanform wieder aufzugreifen", verrät der Produzent.

Während Blum im Roman nach Hamburg flieht, würde die neue Staffel komplett in Tirol und Wien spielen. "Wir wollen den Dreh kompakt gestalten und natürlich hängt es mit der neuen österreichischen Fördersituation zusammen, die nun endlich auch Streamer miteinbezieht. Das ist ein wichtiger Schritt für Österreich als Produktionsstandort", betont Hroch. Bei Staffel 1 wurde die Mona Film ausschließlich von der Cine Tirol Film Commission unterstützt, weil die Förderrichtlinien Streamer damals noch nicht berücksichtigten.

Top Ten-Abo

"Totenfrau" schaffte es laut FlixPatrol in über 60 Ländern in die Top Ten, darunter auch mehrere Tage lang in den englischsprachigen Märkten USA, England und Australien. Der offiziellen Netflix-Seite nach wurde die Serie insgesamt mehr als 60 Millionen Stunden gestreamt. "Österreich profitiert von der weltweiten Präsenz, auch wenn vielleicht ein anderes Bild gezeichnet wird, als es Touristiker gern sehen würden", schmunzelt Hroch. Ein Heimspiel war es für Anna Maria Mühe in Deutschland und in Österreich –  sowohl im ORF als auch auf der Plattform. "Das ist wichtig, denn für Netflix zählt natürlich auch der Erfolg weltweit, aber vor allem jener am Heimmarkt. Netflix ist Regionalität sehr wichtig. Daher wollte man auch, dass deutschsprachig gedreht und besetzt wird."

Mit dem Streaming haben Thomas Hroch, Enkel der Produzentenlegende Karl Spiehs, und Gerald Podgornig ihrer 2007 gegründeten Firma ein weiteres Standbein geschaffen. Was sie, anders als andere Produzenten in Österreich, ausschließen, sind Service-Produktionen. "Das machen andere sicher gut, wir sehen uns in diesem Bereich weniger, sondern vielmehr als Produzenten, die mitgestalten wollen."  

Thomas Hroch gründete 2007 gemeinsam mit Gerald Podgornig die Mona Film

©Kurier/Gilbert Novy

Das tut man nun auch wieder im Kinobereich, den man mit Josef Hader und "Arthur & Claire" und fast 100.000 Besuchern 2018 begonnen hatte. Nach Corona will man wieder Impulse setzen. Im April wird Eva Spreitzhofer die Fortsetzung ihrer Culture-Clash-Komödie "Womit haben wir das verdient?" umsetzen. Erneut in den Hauptrollen zu sehen sind die ROMY-Nominees Caroline Peters und Simon Schwarz, neu im Cast ist der ebenfalls für die ROMY nominierte Michael Ostrowski. "Es wird ein Weihnachtsfilm, der als Kammerspiel angelegt ist – ähnlich wie ‚Der Vorname‘. Die erste Leseprobe war unglaublich lustig." Hier gibt es sogar schon einen Termin für den Kino-Start: 30. November.

Ebenfalls ein Weihnachtsfilm – allerdings der ganz andern Art – ist die zu Beginn der Pandemie fertiggestellte Produktion „Operation White Christmas“ mit Roland Düringer, ein „Kino-Stoff für ein jüngeres Publikum“. Weil eben anders soll das „Werkstätten-Projekt“ des Kärntner Autor und Regisseurs Flo Lackner voraussichtlich Ende August anlaufen. „Der Film hat für ein Kinodebüt einen sehr hohen Production Value.“ Voraussichtlich im Mai/Juni gedreht wird auch noch das „anspruchsvolle Roadmovie“ „80 plus“ von Gerhard Ertl und Sabine Hiebler. Christine Ostermayer und Margarethe Tiesel treten als ungleiche Zweckgemeinschaft eine Reise zur Sterbehilfe in die Schweiz an. Der Trip verläuft allerdings anders als geplant.

Mutmacher Stipsits

Inhaltlich setzt man im Kino also auf den Unterhaltungsfilm.  „Das Publikum braucht vor allem auch in Zeiten wie diesen Freiräume, in denen es träumen, abschalten und im besten Fall auch lachen kann. Diese 90 Minuten haben sich die Leute verdient.“ Mut mache da auch der große Erfolg von „Griechenland“ mit Thomas Stipsits. „Das ist wirklich großartig, was die Kollegen da abgeliefert haben.“

Es ist aber auch Mut, der, wie Hroch einräumt, Produzenten oder vor allem TV-Sendern oft fehlt. „Es gibt zwei ORF-Stadtkomödien und  die Freitag-Filme der Degeto in der ARD. Das ist es mit dem Unterhaltungsfilm. Im Fernsehen ist man fast gezwungen, Krimis zu schauen.“ Da sei auch die Wahrscheinlichkeit, dass es beim Publikum funktioniert, höher. „Wir drehen selbst ja auch Krimis. Und die Kreativen sind nach Jahrzehnten in dem Genre wirklich top.“ Anders sehe es beim Unterhaltungsfilm aus. „Es fehlen uns die Billy Wilders in Buch und Regie. Hier befinden wir uns in einem Teufelskreis, weil es bei den Sendern fast nur noch Krimi-Sendeplätze gibt“, befindet Hroch. Und den will man jedenfalls im Kino durchbrechen.

High-End im TV

Auch im Fernsehen zielt man auf höherwertige Produktionen. „Im Bereich High-End-Serien ist uns mit ‚Totenfrau‘, ‚Eurer Ehren‘ mit Sebastian Koch sowie mit der freien Umsetzung von Reinhard Hallers ‚Die Macht der Kränkung‘ samt ROMY für Drehbuch-Autorin Agnes Pluch ein Riesen-Aufschlag gelungen“, meint Hroch. Und dem folgt im Mai im ORF nun mehr: mit der zweiten, wieder hochkarätig besetzten Staffel der ORF/ZDFneo-Produktion „Die Macht der Kränkung 2“. Regie führte Daniel Prochaska, der derzeit für die Mona Film die ORF-Landkrimi-Fortsetzung „Bis in die Seele ist mir kalt“ dreht. ROMY-Nominee Pia Hierzegger, die auch mitspielt, hat wie schon bei „Waidmannsdank“, der immer noch das „Landkrimi“-Reichweiten-Ranking anführt, das Drehbuch geschrieben.

Ebenfalls fürs Fernsehen umgesetzt wird im Mai/Juni nach langer Entwicklungszeit Daniel Glattauers Bestseller „Ewig Dein“.

Im Herbst steuert man dann auf ein „Jubiläum“ zu. Von „Blind ermittelt“ mit Philipp Hochmair und Andreas Guenther werden die zehnte sowie elfte Folge gedreht. Bereits zu sehen sind zuvor schon frische Geschichten um Alexander Haller am 17. und am 24. April in ORF1.

Weitere Projekte sind bei der Mona Film in Arbeit.

Pandemie-Problem

Wer viel dreht – wie die Mona Film – hat ein Pandemie-Problem, das die österreichische Politik ursprünglich gelöst, nun aber verschärft hat. Denn mit Jahresende ist der mit 20 Millionen dotierte Corona-Comebackfonds, obwohl nicht ausgeschöpft, ausgelaufen. „Das Risiko eines Ausfalls durch eine Pandemie übernimmt weltweit weiterhin keine Versicherung. Wir hängen in der Luft.“ Was das im Fall des Falles heißt, skizziert Hroch wie folgt: Letztes Jahr hat es bei einer großen Produktion eine Corona-Erkrankung im Hauptcast gegeben. Das hat zu drei Wochen Stillstand geführt. „Zum Glück ist die Person wieder vollständig genesen, die Gesundheit ist immer noch das Wichtigste“, unterstreicht Hroch. Der Schaden hat sich auf rund 400.000 € belaufen. „Wenn es den Fonds nicht gegeben hätte und wir das selbst auffangen hätten müssen, dann wäre es sehr eng geworden.“ Glücklicherweise habe sich in den letzten Monaten die Lage etwas entspannt. „Aber natürlich schwingt da bei jeder Produktion Angst mit.“  

 

Christoph Silber

Über Christoph Silber

Schreibt über Medien-Wirtschaft und -Politik, Werbung und Fernsehen und das seit 1997 beim Kurier.

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