Madonna

Madonna verklagt: Wie Stars ihre Fans warten lassen

Sängerin Madonna wurde nun für ihr Zuspätkommen von Fans verklagt. Auch wenn es vielleicht für manche zum Musikerimage gehört, bleibt die Frage: Was wollen sich Fans gefallen lassen?

Monatelang freut man sich auf einen Abend. Die Kleidung ist sorgfältig ausgewählt, man erscheint extra eine Stunde früher, um sich in die Schlange vor der Konzerthalle zu stellen. Vielleicht ist noch Zeit für ein Getränk, wenn man es dann endlich nach drinnen geschafft hat. Der Zuschauerraum füllt sich langsam und die Spannung verdichtet sich in der Luft. 20:30 Uhr sollte es losgehen. Ganze zwei Stunden später setzt die Musik schließlich ein, nachdem das Warten langsam aber sicher an einen Punkt der Unerträglichkeit gelangt ist. 

So ging es letzte Woche tausenden Fans bei einem Konzert der Pop-Ikone Madonna. Die für halb neun angekündigte Show im New Yorker Barclays Center startete erst 22:30 Uhr. Viele Fans waren nicht gerade begeistert, es war allerdings nicht das erste Mal, dass Musiker:innen zu spät zu ihren Auftritten erschienen. Es war nicht einmal das erste Mal, das Madonna auf dieser Tour mit Verspätung ihr Konzert begann. Gehört wohl zum Rocker-Image, zu den Starallüren, die die Größen der Musikindustrie so cool und unerreichbar machen. Zwei Konzertbesuchern, die am 13. Januar eine solche Starallüre mitbekamen, reichten nun allerdings ein Klage gegen die Sängerin ein. Und auch anderen Fans scheint es zu reichen: Auf Reddit teilen viele ihre Erfahrungen mit Stars, die zu spät auf der Bühne erschienen. Der allgemeine Konsens: Es reicht!

Ein Image, das man erhalten muss?

Vielleicht gehört das Zuspätkommen einfach zum guten Ton der Musikwelt dazu? Andrew Loog Oldham, der lange Zeit Manager der Band The Rolling Stones war, erfand beispielsweise ein vollkommen neues Image der Stones allein mit dem Hintergedanken, dass sie sich als Bad-Boys-Rocker weiteraus besser vermarkten ließen. Er behielt natürlich recht und doch gehörte das verspätete Erscheinen zu Auftritten nicht einmal zum Standard-Repertoire der Gruppe. 

Natürlich gibt es einige Beispiele für Musiker:innen, die öfter zu spät kamen. Axl Rose war beispielsweise allein verantwortlich für den Ruf der Guns n' Roses, zu ihren Auftritten oft zu spät zu erscheinen. In einem Interview mit Forbes sagte Craig Duswalt, der früher Axl Roses persönlicher Assistent war: "Bei jeder Show herrschte ein Gefühl der Dringlichkeit. Wird Axl kommen? Wird er pünktlich sein? Um wie viel Uhr kommen wir dort an?" 

Der Grund? Nun, die Fans mussten einfach nicht wichtig genug gewesen sein. Duswalt erinnert sich allerdings ganz anders: Entgegen der ersten Vermutung lagen Axl die Fans sogar sehr am Herzen. So wollte er laut dem Insider nie einen Auftritt beginnen, ohne mit Sicherheit eine gute Show abliefern zu können. "Er musste sich vorbereiten und manchmal dauerte es länger, bis er sich darauf eingestellt hatte, die seiner Meinung nach beste Show zu zeigen", so Duswalt. Sein Ritual vor einer Show bestand darin, sich massieren zu lassen mindestens eine Stunde mit Stimmübungen zu verbringen, um sich aufzuwärmen. 

Madonna wiederum hat zwar zum aktuellen Zuspätkommen noch nichts verlauten lassen, zu einem früheren Vorfall hatte sie allerdings eine ähnliche Begründung wie Rose. Als sie im Jahr 2012 zwei Stunden zu spät zu einem Konzert ihrer MDNA Tour in Philadelphia erschien, wurde sie von unruhigen Buhrufen empfangen. "Ich möchte mich für die Verspätung entschuldigen. Wir mussten von Europa nach Amerika viele Veränderungen vornehmen, und ich wollte, dass die Show perfekt für Sie ist, denn meine Fans haben es verdient, und ganz ehrlich: Ich habe es verdient", verkündete die damals 61-Jährige, sobald sie die Bühne betrat. 

Sollten sich Fans das noch gefallen lassen?

Die beiden Fans, die nun eine Klage gegen Madonna einreichten, beschwerten sich über die Folgen, die es für sie nach sich zog. Sie müssten am nächsten Morgen "früh aufstehen, um zur Arbeit zu gehen“. Durch die Verspätung waren sie wohl "mitten in der Nacht gestrandet" gewesen und "mit begrenzten öffentlichen Verkehrsmitteln, eingeschränkter Mitfahrgelegenheit und/oder erhöhten Kosten für öffentliche und private Verkehrsmittel konfrontiert“ worden. Der Vorwurf an Madonna und die Veranstalter, es handle sich um "skrupellose, unfaire und/oder betrügerische Handelspraktiken“, spricht für sich. So leicht wollen sie die Sängerin nicht davonkommen lassen. 

Haben Fans also das Recht, ihr Idol zur Rechenschaft zu ziehen, wenn sie sich missachtet oder schlecht behandelt fühlen? Die mittlerweile astronomisch hohen Ticketpreise sprechen zumindest dafür. Für Konzerttickets für Madonnas Shows kann man schon einmal um die 500 Euro ausgeben. Wenn man Pech hat und beim Vorverkauf keine Karten mehr bekommt, kann es sich allerdings auch im Tausenderbereich bewegen. Im Vergleich zu früheren Konzerten, die sich bei Preisen unter 100 Euro bewegten, erwartet man also als Fan mittlerweile mehr von den Shows, für die man eine Stange Geld hinlegt. 

Auch sonst hat sich das Klima unter den Groupies gewandelt. Berüchtigte Fälle sind Musikerinnen wie Lorde oder Doja Cat: Ihre Fans wenden sich bereits auf Social Media von ihnen ab, weil sie sich das Verhalten und die unschönen Bemerkungen der Stars nicht mehr mit ansehen wollen. Auch die Vorfälle im letzten Jahr, als einige Sänger und Sängerinnen auf der Bühne mit Gegenständen beworfen wurden, senden eine klare Message: Sie werden zwar von den Fans geliebt, allerdings wollen sich die nicht mehr alles gefallen lassen. 

Über Jennifer Sandhagen

Redakteurin bei freizeit.at, dem Digitalformat der KURIER freizeit.

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