Der Schlüssel zum Luxus: Was ein Concierge im Nobelhotel ermöglicht

Concierges sind aus der Luxus-Hotellerie nicht wegzudenken. Der individuelle Service kennt kaum Grenzen, denn es geht darum, vermögende Gäste glücklich zu machen.

von Nicola Afchar-Negad

Die Reise beginnt im Frankreich des Mittelalters. Die Concierges waren ursprünglich Pförtner, Torwärter, eine etwas blumigere Übersetzung spricht von "Bewahrern der Schlüssel", wahlweise der Kerzen. Das Jobprofil: Concierges waren verantwortlich für das Führen von Kerzen und Fackeln, um Gäste sicher durch dunkle Burggänge zu geleiten. Der Concierge-Service, wie wir ihn kennen, hat seinen Ursprung dagegen eher in den 1970er-Jahren in den USA – dem Land der Servicekultur. Die Hotel-Angestellten checkten Theaterkarten und organisierten Stadtrundfahrten. Dem Gast sollte möglichst viel Arbeit abgenommen werden, Zeit ist kostbar, wenn nicht sogar das höchste Gut von allen – das ist bekannt.

Heute sind Concierges vielerorts bereits Lifestyle-Manager, die mehr als nur eine Schippe drauflegen. Es gibt wohl kaum mehr ein Luxus-Hotel, das auf seiner Webseite nicht von "Experiences" oder "Signature Moments" spricht. Erlebnisse, die man sich als Tourist selbst oft gar nicht ermöglichen könnte, weil einem schlichtweg die Kontakte fehlen.

Luxus weltweit

Der Markt für alles, was Gästen noch mehr Wohlbefinden und Hochgefühl bereitet, ist jedenfalls gewaltig. Bis 2024 soll das Luxus-Segment weltweit 23 Milliarden US-Dollar schwer sein, heißt es bei "Research Nester". Nordamerika und Europa machen dabei 2/3 des Hotel-Marktes aus, Lateinamerika ist im Kommen – übrigens genauso wie Saudi-Arabien, eine Region, die von Europa aus recht gut zu erreichen, aber politisch natürlich diskussionswürdig ist. 

Pierre Nierhaus, Coach und Trendexperte, spricht in einem Youtube-Video davon, dass erstmals in der Geschichte "mehr Geld für Erlebnisse ausgegeben wird als für Dinge" und die "Design Hotels"-Kette veröffentlicht eine Studie, deren Zahlen untermauern, was jeder in der Branche längst ahnt. 63 Prozent der Menschen sind gewillt in "transformierende oder außergewöhnliche Reise-Erlebnisse" zu investieren. 50 Prozent der Befragten ("Further Forecast Trend Report") gaben weiters an, sie suchen nach mehr Möglichkeiten mit anderen in Verbindung zu treten, zum Beispiel auch mit der Nachbarschaft des Hotels.

Erst Vatikan-Museen, dann auf der Terrasse des Hotel de la Villa frühstücken

©Hotel de la Ville

Supercar-Tour durch die britische Landschaft: das ermöglichen die Concierges von Mandarin Oriental
Exclusive Home

©Mandarin Oriental Group/The Forward Agency

Geheime Orte und Schlüsselwächter

Man kann es sich zusammenreimen: Die Pandemie hat hier so einiges ins Rasen statt ins Rollen gebracht. Die Menschen gieren nach einem Lächeln, ein paar netten Worten und Orten, die sie noch nie zuvor gesehen haben. Noch besser: nach Orten, die für die meisten unzugänglich sind. Ein Beispiel ist das "Hotel de la Ville" in Rom. 

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Hier können die Gäste die Clavigeri, die Schlüsselwächter der vatikanischen Museen, auf ihrer täglichen Runde zur Öffnung einer der berühmtesten Sehenswürdigkeiten der Welt, begleiten. Die Clavigeri müssen allmorgendlich bei einem sieben Kilometer langen Museumsrundgang jedes Fenster und jede Türe öffnen. Nur um eine Relation zu bekommen: es handelt sich um circa 3.000 Schlüssel. Von der Laokoon-Statuengruppe und Michelangelos Fresken in der sixtinischen Kapelle, bis hin zu altägyptischen Reliquien, den Räumen von Raffael, Werken Giottos, aber auch Vincent van Goghs "Pietà" – das nur einige der Meisterwerke, die Teil dieser "Once in a lifetime"-Tour sind. Kostenpunkt: ab 2.500 Euro.

Koffer weg? Kein Problem für  Gäste des The Mark in New York City (li.). Sie haben 24/7 Zugang zum Nobel-Kaufhaus Bergdorf Goodman

©Photography: © 2014 Francesco T/Francesco Tonelli

Ebenfalls in Italien: das "Rocco Forte" in Florenz lädt zur Trüffel-Tour nach Bagno a Ripoli. Dorthin kommt man aber nicht etwa im Bus oder Taxi, nein der "Trüffel-Concierge" organisiert eine Oldtimer-Tour über die toskanischen Hügel. Der Abschluss: die Trüffeljäger werden in die Geheimnisse der traditionellen Küche eingeweiht. Die Hauptzutat liegt auf der Hand. 

Nobel-Kaufhaus Bergdorf Goodman

©Getty Images/wdstock/istockphoto

Von Lamborghini bis Lehmziegel

Um noch beim Thema Autos zu bleiben, aber das Land zu wechseln. Die Macher hinter der Marke "Mandarin Oriental Exclusive Home" – das sind Privatunterkünfte inklusive Concierge und eigenem Küchenchef – stellen den Urlaubern in Großbritannien auf Wunsch ein Supercar vor die Tür. Ob Lamborghini, Maserati oder Ferrari, das alles ist kein Problem. Die Supercar-Tour wird begleitet und geht über circa 200 Kilometer, eine Pause in einem typischen britischen Pub ist mit einkalkuliert.

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Auch ein Heli-Transfer ist natürlich möglich, aber das muss vermutlich nicht mal extra erwähnt werden. Im Fall des New Yorker Hotels "The Mark", unweit des Central Parks gelegen, braucht es allerdings keinen für die Service-Punktlandung. Den Gästen des exklusiven Hauses steht das legendäre Kaufhaus Bergdorf Goodman an 24 Stunden, 7 Tage die Woche offen. Inklusive Personal Shopper und der Möglichkeit, sich Kollektionsstücke zu sichern, die ansonsten fast unmöglich zu bekommen sind. Der "Was kostet die Welt"-Sager bekommt bei solch pompösen Zutaten noch mal eine ganz neue Bedeutung.

Das Hotel Savoy in Florenz macht gemeinsame Sache mit Trüffel-Concierge Giulio Benuzzi. Heuer erstmals inklusive Oldtimer-Tour

©Giulio Benuzzi

Nicht weniger luxuriös, aber umweltschonender: Das "Habitas Alula" in Saudi-Arabien entführt diejenigen, die sich vom Pool trennen können, in die Geschichte der Region. Beim "Erlebnis Restauration" lernt man, wie die typischen Lehmziegel-Häuser Alulas entstehen und man hilft sogar dabei, diese zu erhalten. Der Kurs ist nicht nur für Erwachsene gedacht, Kinder ab fünf Jahren sind willkommen. Genau dieses „Ecotainment“ wird auch die Zukunft sein. Achtsamkeit ist wohl nicht der Begriff der Stunde, sondern des Jahrzehnts. Dazu kann die Supercar-Tour gehören, aber auch die geführte Morgen-Meditation. Und genau darum geht es doch: um die Freiheit, das zu tun, was man wirklich liebt – ein Concierge macht’s möglich. Exakt so wird ein jeder selbst zum Bewahrer der Schlüssel, jenen zu den persönlichen Glücksmomenten.

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