Filmstart

Filmkritik zu "Im Taxi mit Madeleine": Dany Boon als Taxifahrer mit redseligem Gast

Warmherzige Tragikomödie mit Dany Boon, der als verschuldeter Taxler eine alte Dame durch Paris kutschiert.

Von Gabriele Flossmann

Der Schauspieler und Regisseur Dany Boon hat sich mit Filmen wie "Willkommen bei den Sch’tis" im französischen Komödienfach einen Namen gemacht. Als einer, der auch vor rüden Scherzen nicht zurückschreckt, um das Zwerchfell seiner Zuschauer in Lach-Schwingungen zu versetzen. Mit diesem wagt er sich auf das dünne Eis einer Tragikomödie. Als Taxifahrer Charles, der im Leben schon weit bessere Tage gesehen hat: Die Schulden drohen ihm über den Kopf zu wachsen.

Als ihm sein Bruder, den er um Geld anpumpen will, telefonisch mitteilt, dass er seine Spendierhose endgültig entsorgt hat, nimmt Charles widerwillig eine lukrative Tour quer durch Paris an. Und dann auch noch das: Er soll die 92-jährige Madeleine auf ihre letzte(?) Fahrt mitnehmen. Er will sie so schnell wie möglich an ihr Ziel – ein Altersheim – bringen. Aber die redselige Madeleine möchte, dass ihre letzte Fahrt als selbständige Frau so lange wie möglich dauert.

Sie wünscht sich jede Menge kleine Umwege, um noch einmal die Orte ihrer Jugend zu sehen. Sie erzählt Charles von ihrem Leben. Wie sie schwanger wurde, wie sie allein ihr Kind großzog, wie sie einen neuen Mann fand und wie der sie behandelte. Sie erzählt auch, wie sie sich seiner entledigte und welchen Preis sie dafür zahlen musste.

Es ist eine Fahrt, die den ganzen Tag andauert, in der Madeleine und Charles sich von ihrem Leben erzählen, so wie man es nur bei Fremden tun kann, mit denen man sich aber auf seltsame Art und Weise verbunden fühlt.

Lange Tour durch Paris: Dany Boon und Line Renaud

©Constantin

Die Geschichte von Taxi-Lenkern, die sich die Lebensbeichten ihrer Kundschaft anhören (müssen) ist alles andere als neu. Sie erinnert an "Driving Miss Daisy" (1989) – jenen Film, der Morgan Freeman einen Oscar einbrachte. Das alles macht den Film vorhersehbar, aber die mangelnde Spannung wird durch das Schauspiel mehr als ausgeglichen.

Line Renaud und Dany Boon, die auch privat befreundet sind, verleihen ihren Figuren Glaubwürdigkeit und Herzenswärme. Das im Kino zu erleben ist in Zeiten wie diesen ja auch alles andere als schlecht.

INFO: F 2022. 91 Min. Von Christian Carion. Mit Dany Boon, Line Renaud.

 

Kommentare