Darling, wir sind wieder im Kino: Endlich wieder Blockbuster

Endlich: Langsam meldet sich das große Geschäft mit der Kultur zurück.

Die nächsten Wochen und Monate der Pandemie scheinen derzeit so schwer einordenbar wie schon lange nicht mehr. Ein Zeichen, dass sich doch alles langsam wieder in Richtung Normalität bewegt, kommt aber von einem ungewöhnlichen Ort: von der Kultur.

Zumindest von den großen Playern der Branche. Denn die liefern dieser Tage ihre Zahlen zum letzten Quartal 2021. Und diese Zahlen zeigen doch erstaunlich nach oben – in Gefilde, die man zuletzt vor der Pandemie gesehen hat.

Plus 580 Prozent

So hat etwa Filmriese Sony seinen Quartalsgewinn im Jahresvergleich um ganze 570 Prozent gesteigert. 1,3 Milliarden Dollar streifte man ein, bei einem Umsatz von knapp über vier Milliarden Dollar (eine Steigerung von auch immerhin 122 Prozent).

Verantwortlich für diesen Aufschwung war nicht die Playstation 5 (deren Absatz kämpft, wie so vieles, mit den Schwierigkeiten in der weltweiten Lieferkette und blieb unter dem Möglichen). Sondern das Kino und das Fernsehen: Sony hat nämlich den ersten richtigen Blockbuster nach dem Beginn der Corona-Krise geliefert.

„Spider-Man: No Way Home“ mit Tom Holland hat weltweit bereits 1,7 Milliarden Dollar eingespielt, ist damit schon auf Platz sechs in der Liste der bisher einnahmenstärksten Filme überhaupt – und erinnert stark an jene Vorkrisenzeiten, als es ganz normal war, dass es Blockbuster über die Milliarden-Dollar-Grenze schaffen.

„Spider-Man“ hat sich demnach theoretisch zu jenem großen Kinoretter entwickelt, der der neue James-Bond-Film „No Time To Die“ hätte werden sollen. Der nahm jedoch nicht einmal halb so viel – 774 Millionen Dollar – ein wie der Superheldenfilm. Und auch die Kinorettung steht noch auf tönernen Beinen – denn im Jänner gingen die Einnahmen schlagartig zurück.

Woody-Allen-Flop

Und vieles abseits der großen Knaller hat weiter große Schwierigkeiten: So hat etwa Woody Allen den schwächsten Kinostart seiner ganzen Karriere verzeichnet. „Rifkin’s Festival“, sein 49. Kinofilm, hat am Freitag und Samstag des Startwochenendes in Nordamerika nur verheerende 26.000 Dollar eingespielt.

Doch es gibt zumindest schon Ausreißer nach oben – und das auch abseits der nackten Zahlen. So hat Disney mit „Encanto“ – im Kino und im Streaming zu sehen – einen raren Moment geschafft, in dem die Popkultur wieder zum Gesprächsthema wurde; der Hit-Song „We don’t talk about Bruno“ aus dem Film führt die wichtigsten Charts an.

Und die Kultur meldet sich auch in anderen Dingen zurück, die ebenfalls mit Geld, aber mit mehr zu tun haben: Sie rückt momentweise wieder ins Zentrum der öffentlichen Debatte. Ein Beispiel: Am Mittwochabend sollte der Musikstreamingdienst Spotify ebenfalls seine Quartalszahlen bekannt geben – nach einer schweren Woche. Einige Stars der etablierten Garde rund um Neil Young und Joni Mitchell haben Spotify den Rücken zugekehrt, da auf der Plattform ein umstrittener Podcast mit Corona-Misinformationen angeboten wird.

Das ist in erster Linie ein Imageproblem für Spotify, man betrieb dementsprechende kommunikative Abwehr. Es ist aber vor allem ein finanzielles Problem: Im Gegensatz zu Musik sind die Podcasts ein Wachstumsmarkt für den Streamingdienst. Die Zahlen waren auch nicht sehr gut - der Aktienkurs gab nach. Kontroverse belebt das Geschäft. Wie man damit umgeht, wird uns über die Pandemie hinaus begleiten.

Georg Leyrer

Über Georg Leyrer

Seit 2015 Ressortleiter Kultur und Medien, seit 2010 beim KURIER, seit 2001 Kulturjournalist. Zuständig für alles, nichts und die Themen dazwischen: von Kunst über Musik bis hin zur Kulturpolitik. Motto: Das Interessanteste an Kultur ist, wie sie sich verändert.

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