Daniel Craig Bond Casino Royale

Am Set bei 007: Als Daniel Craig den Bond schüttelte und umrührte

Daniel Craig hat den James Bond neu definiert. Rau, muskulös, gerne ungehobelt. Jetzt gibt es Einblicke hinter die Kulissen der Dreharbeiten zu den 007-Filmen.

Es war der Wodka Martini. Ohne ihn wäre Daniel Craig nie der Bond geworden, an dem sich alle messen müssen. Wilder als ein Sean Connery, ernster als ein Roger Moore, uneleganter als George Lazenby oder Timothy Dalton, muskulöser als Pierce Brosnan – und alle anderen sowieso.

Der Schauspieler war der Favorit für die Neuausrichtung der Serie, die mit Casino Royale aus dem Jahr 2006 beginnen sollte. Doch er selbst zweifelte daran, die Rolle anzunehmen. "Ich bin ein Bond-Fan. Ich liebe Bond", sagte er nach dem Angebot. "Aber das war nicht ich." Doch mit einer der ursprünglich klassischsten aller klassischen Passagen änderte sich alles: "Einen Wodka Martini?" – "Geschüttelt oder gerührt?" – "Sehe ich aus, als ob mich das interessiert?"

Im Drehbuch stand sogar: "Sehe ich so aus, als ob mich das einen Scheiß interessiert?" Ein Tabubruch, wo doch alle wissen, dass der Bond auf den geschüttelten Drink setzt, auch wenn das in Barkeeper-Kreisen für Schaudern sorgt. Und dann noch so ein ausfälliger Tabubruch.

Craig verpasste dem Bond eine gehörige Portion Robustheit, aber auch Lässigkeit

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Craig: "Ich dachte mir: Genau aus diesem Grund will ich diese Rolle. Das war es, denn dieser Satz bedeutete, dass versucht wurde, mit einer Tradition zu brechen. Es ging darum, mit einer Tradition zu brechen und von vorn anzufangen, und für mich bedeutete das, alles neu zu machen: die Härte, die Gags, die Gadgets, alles von Grund auf neu zu erfinden."

Erfolgreichster Bond

Das hat funktioniert. Und wie. Casino Royale wurde zum erfolgreichsten Bond-Film aller Zeiten. Später sogar noch einmal von Skyfall übertroffen. Auch wenn er sich öffentlich immer wieder zierte, so hat Craig dann doch fünf Bond-Filmen seinen Stempel aufgedrückt. Das Buch „Being Bond. Daniel Craig – ein Rückblick“, von Mark Salisbury zeigt auf 256 Seiten Daniel Craigs Reise von 2006 bis 2021. Am 4. März erscheint es auf Deutsch bei Cross Culture.

  Dreh einer Verfolgungsjagd auf dem Dach für „Ein Quantum Trost“ aus dem Jahr 2008. Das sieht spektakulär aus und ist noch dazu sicher 

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Dabei war Craig als Pierce-Brosnan-Nachfolger anfangs von der Presse übel beleumundet.

Zunächst wegen seiner Erscheinung: In Ian Flemings Romanvorlage "Casino Royale" war zu lesen, dass Bond kurze schwarze Haare habe. Und überhaupt wegen vielem mehr: Da wurde dem Blonden angekreidet, er trage eine Schwimmweste über dem Anzug, wenn er mit dem Motorboot zu einer Veranstaltung fahre. Autofahren konnte er auch nicht. Geschenkt, dass man das schon Pierce Brosnan nachsagte. Der war in seinem Debütfilm GoldenEye mit Automatik unterwegs. Schockierend! Wer aus einem Land mit Autotradition kommt, sollte das eigentlich können.

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Aber alles halb so wild. Selbst Bond-Autor Ian Fleming hatte anfangs gezweifelt, ob Sean Connery überhaupt die ideale Besetzung sei. Misstrauen hat eben Tradition im Agentengeschäft.

Der Hass trieb an

Und vielleicht haben die Zweifel an Craig gar nicht geschadet. "Ich glaube, das hat ihn angespornt, einen wirklich unglaublich guten Job zu machen, und genau das hat er auch erreicht", sagte Casting-Direktorin Debbie McWilliams. Sie hatte bereits Timothy Dalton und Pierce Brosnan ausgesucht. Und sie hatte den Auftrag, einen passenden Spion für die Verfilmung des ersten Romans der Bond-Reihe zu finden. Sie reiste um die Welt und hatte Craig im Visier, obwohl Bond viel jünger sein sollte, als das Objekt der Begierde, das schon auf die 40 zuging.

Javier Bardem als Bösewicht im weißen Anzug im Film Skyfall. Regisseur Sam Mendes gibt am Set der Toten Stadt die Anweisungen (re.)  

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Kritiker behaupten, Craig habe sich vor allem als Drogendealer in Matthew Vaughns Layer Cake aus dem Jahr 2004 für die Rolle empfohlen. Aber falsch gedacht. Es war vielmehr seine Darstellung eines Jesuitenpriesters im Drama Elizabeth. Produzentin Barbara Broccoli sah ihn und war hin und weg: "Ich erinnere mich, dass ich dachte: Oh mein Gott, das ist er, als er in Elizabeth den Korridor entlangging. Ich weiß, das klingt verrückt, aber das war der Moment, in dem ich das richtige Bauchgefühl hatte."

Und das mag was heißen: Schließlich wollte sie das fortführen, was ihrem Vater Albert „Cubby“ Broccoli in den 60er-Jahren verwehrt geblieben war: den ersten veröffentlichten Bond-Roman "Casino Royale", quasi den heiligen Gral, zu verfilmen. Albert hatte zwar viele Rechte gekauft, aber das Debüt war in dem Paket nicht dabei.

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Im Gegensatz zur Produzentin hatte die Casting-Agentin McWilliams ihre Zweifel. Warum sollte ein eher seriöser Schauspieler, der aus der Independent-Schiene kam, in den kommerziellen Bereich wechseln? Aber er wollte, auch wenn er ursprünglich beim Vorstellungsgespräch nur kurz "Hallo" sagen wollte. Oder wie Craig dachte: "Eines Tages bin ich dann der alte Kerl im Pub, der sagt: Ja, ich war mal im Gespräch für Bond."

Skyfall ist nicht nur bierernst: Judi Dench  als  M, Rory Kinnear als Tanner und Daniel Craig scherzen in einer Drehpause 

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So schnell kann es gehen. Und dann wurde er, wie es Mark Salisbury in seinem Buch schreibt, "der erste Bond, der so aussah, als könne er einen tatsächlich umbringen". Um dem Drehbuch – mit all seiner Brutalität und den Verfolgungsjagden – gerecht zu werden, brauchte es ein Fitnessprogramm. Und zwar ein straffes. Er bekam einen ehemaligen Royal Marine als Trainer vorgesetzt. "Er pumpte sich auf und brachte genau das, was wir wollten – eine Urgewalt", sagte Drehbuchautor Neal Purvis.

Knappe Badehose

Und als solche entstieg er auf den Bahamas mit knapper, blauer Badehose aus dem Meer. Wie beim Martini war es eine Schlüsselszene, die neu interpretiert wurde. Ein paar Jahrzehnte zuvor war das noch anders – oder Andress: Ursula Andress tauchte als erstes Bond-Girl Honey Rider im Film 007 jagt Dr. No am Strand auf. Mit ihrem weißen Bikini ging sie in die Filmgeschichte ein.

Als Craig einige Hosen für die Szene gezeigt wurden, sagte er nur: "Die Sache ist doch glasklar. Ich weiß gar nicht, warum wir überhaupt darüber reden. Die hier ist es." Schließlich hatte er ein Jahr lang trainiert. „Ich war in Topform und meinte bloß: Ich trage keine Shorts. Ich zieh die an.“ Die Badehose war blau, und er dachte nur "Ursula Andress". Und: "Scheiß drauf, wir versuchen eh, das Genre auf den Kopf zu stellen, also lasst uns das Genre auf den Kopf stellen."

Nahaufnahme mit Caterina Murino als Solange für Casino Royale. Sie bemerken  einander, als Bond  schwimmt und sie auf einem Pferd am Strand reitet   

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Die Drehbuchautoren und Regisseur Martin Campbell schwören dagegen Stein und Bein, dass sie eigentlich gar keine Hommage an Ursula Andress‘ geplant hatten. "Egal, was die Leute sagen, ich brauchte eine Totale. Das war alles", behauptet Campbell. "Nie hieß es: Lasst uns eine Aufnahme wie bei Dr. No machen."

Buchtipp

Buchtipp

Being Bond: Daniel Craig – Ein Rückblick. Von  Mark Salisbury, Übersetzung Johannes Neubert. 
Erscheinungsdatum 4.3.2024,  256 Seiten , Cross Cult 2024,
cross-cult.de    

Daniel Voglhuber

Über Daniel Voglhuber

Redakteur bei der KURIER Freizeit. Er schreibt dort seit Dezember 2020 über Reise, Kultur, Kulinarik und Lifestyle. Also über alles, was schön ist und Spaß macht. Er begann 2011 als Oberösterreich-Mitarbeiter in der KURIER-Chronik, später produzierte er lange unterschiedliche Regionalausgaben. Zuletzt war er stellvertretender Chronik-Ressortleiter.

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